DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-09-2018 07:30
SXEU31 DWAV 300800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 30.09.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Kommende Nacht bis in den Dienstag Stark- bzw. Dauererregen an den Alpen, teils
auch gewittrig. Morgen an der Küste und auf den Inseln stürmische Böen, am
Mittwoch an der Küste und auf den Bergen Sturmböen, teils auch schwere
Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag...
liegt Deutschland auf der Vorderseite eines langwelligen Troges über
Großbritannien, der sich im Tagesverlauf amplifiziert und dessen Achse am
Tagesende über Benelux und Frankreich liegt. Auf seiner Vorderseite dreht die
Höhenströmung weiter auf Südwest. Im Bodendruckfeld verlagert sich eine
Okklusion, die momentan noch über den Britischen Inseln analysiert wird, weiter
südostwärts und greift ab dem Nachmittag auf Nordwest- und Norddeutschland über.
Der Hebungsimpuls geht durch die, die Front überlaufende, KLA weitgehend
verloren, daher ist der Tiefausläufer nicht sonderlich wetteraktiv. Lediglich an
der Nordsee und in Teilen Schleswig-Holsteins gibt es etwas Regen. Im Rest des
Landes fällt der Druck ebenfalls und macht einer flachen meridionalen Bodenrinne
Platz. Daher fächert auch der Gradient auf und der Wind lässt nach.

Trotzdem ist heute in den meisten Teilen des Landes mit einem Strahlungstag mit
teilweise geringer Bewölkung zu rechnen. Neben dem Nordwesten gibt es vor allem
im Südwesten in der zweiten Tageshälfte mehr Wolken. Dies hängt mit einem
kleinen Randtrog über dem südöstlichen Frankreich zusammen, der für
Hebungsantrieb sorgt.

In der mittlerweile gealterten Luftmasse steigen die Tageshöchstwerte heute auf
15 Grad an der Küste und bis 21 Grad im Südwesten.

In der Nacht zum Montag kommt die Front langsam in Richtung Südosten voran. Sie
sorgt in der Nordwesthälfte für stärkere Bewölkung und bis zu einer Linie von
Rügen bis zum Saarland bis zum Morgen auch für leichten Regen.

Signifikanter ist allerdings die Entwicklung im Süden. Der schon angesprochene
Randtrog schwenkt in Richtung Osten und sein Hebungsgebiet induziert in den
Alpen kräftige Hebung. Die Hebung bezieht dabei auch recht warme und potentiell
instabile Luftmassen ein und so sind die dadurch entstehenden Niederschläge
recht kräftig und teilweise konvektiv unterstützt mit Schauern und auch
einzelnen Gewittern. Diese greifen in der Nacht von West nach Ost auch auf
Süddeutschland über. Dabei kann es zu Starkregen kommen die im Wesentlichen auf
die Region südlich der Donau übergreifen können. In den Staulagen der Alpen wird
stellenweise von den Modellen über 25mm/12h simuliert. Auch die Ensembles bis
Montagmittag deutliche Signale für ein markantes Niederschlagsereignis in
besagtem Gebiet. Von daher muss im Alpenstau mit einem Dauerregenereignis
gerechnet werden, dass sich noch weit in den Montag hinzieht.

Im Rest des Landes klart es in der Nacht gebietsweise auf und es kann vor allem
im Osten leichten Bodenfrost geben. In den Höhenlagen der ostdeutschen
Mittelgebirge gibt es auch leichten Luftfrost. Die Nebelneigung ist eher gering.



Montag...
weitet sich der Trog weiter nach Süden aus und schnürt über Südostfrankreich ab
und das entstandenen Cut-Off Tief verlagert sich zum Golf von Genua. Das
Residuum im Norden schwenkt bis Tagesende nach Osten ab. Der Hebungsantrieb über
den Alpen lässt somit nach, allerdings kann er noch zumindest in der ersten
Tageshälfte für weitere kräftige Regenfälle im Stau der Alpen sorgen. Die sind
weiterhin recht kräftig und liegen stellenweise über 25mm/12h (im Zeitraum 00UTC
bis 12UTC). In der der zweiten Tageshälfte verringert sich aufgrund des
Abtropfprozesses der Hebungsantrieb.

Die Okklusion liegt weiterhin diagonal vom Nordosten bis zum Südwesten über
Deutschland. Die Wetteraktivität daran ist allerdings nur schwach. Immerhin kann
es daran etwas Regen geben, die Mengen sind allerdings vernachlässigbar.
Weiterhin gibt es an der Küste, im Einflussbereich des nördlichen Trog-Residuums
noch Schauer und vereinzelt auch Gewitter, die von der See bis auf das
küstennahe Binnenland übergreifen können.

Vor allem im Norden rückt erneut der Wind in den Fokus. Durch die Kräftigung des
Azorenhochs und das Übergreifen eines Bodentroges auf Dänemark, verstärkt sich
der Druckgradient und der Wind vor allem im Nordseebereich nimmt zu. An der
Küste weht der Nordwestwind in Böen mit Stärke 7 (steifer Wind), auf den
Nordseeinseln bis Stärke 8 (stürmischer Wind).

Ansonsten bleibt es im Osten öfters trocken. Längere freundliche Abschnitte gibt
es vor allem in Schleswig-Holstein, denn hier wirkt der Skandinavienföhn.
Allerdings kommen mit der Nordwestströmung auf der Rückseite der Okklusion
kühlere Luftmassen (T850 unter 0 Grad) nach Deutschland. Daher liegen die
Tageshöchstwerte meist nur bei 13 bis 16 Grad.

In der Nacht zum Dienstag greift hinter dem abziehenden Höhentrog ein flacher
Höhenkeil auf Deutschland über, der im größten Teil des Landes für eine ruhige
Nacht sorgt. Im Norden schwächt sich zunächst der Wind ab, allerdings greift
schon ein weiteres Frontensystem, das mit einem Sturmtief südöstlich von Island
zusammenhängt, mit seiner Warmfront auf die Nordsee über. In der Folge nimmt der
Wind in der Nacht schon wieder zu und am Morgen kann es dann an der Nordseeküste
wieder starke, auf den Inseln stürmische Böen geben.
Auch an den Alpen bleibt es nicht trocken. Hier wirkt noch das hochreichende
Tief, dass sich aus dem Cut-Off entwickelt hat und sorgt für etwas Regen,
oberhalb von 1400m für Schnee.
In den Höhenlagen des süddeutschen Berglandes gibt es leichten Bodenfrost.


Dienstag...
schwenkt der Keil weiter nach Osten und über der Nordsee verschärft sich ein
Randtrog über der Nordsee. In der Nordwestströmung bildet sich im Lee der
Skandinavischen Gebirge ein Bodentief über dem Skagerrak und dessen Frontsystem
greift rasch auf Deutschland über. Bereits am Mittag liegt die Kaltfront über
den Mittelgebirgen. Das sorgt für einen insgesamt windigen und unbeständigen
Witterungsabschnitt. Im Norden und in der Mitte gibt es Regen, warnwürdige
Mengen sind allerdings nicht zu erwarten. Signifikant ist der Wind. Er frischt
bis weit ins norddeutsche Binnenland hinein stark mit Böen der Stärke 7 auf. An
den Küsten und auf den Gipfeln der Berge sind stürmische Böen oder sogar
Sturmböen möglich, auf dem Brocken sogar Stärke 11. Laut ICON ist der Gradient
an der Ostsee am stärksten und hier gibt es dann sogar schwere Sturmböen.

Im Süden wirkt sich allerdings der Keil des Azorenhochs aus. Das bedeutet, dass
es hier auch freundliche Abschnitte gibt. Das Temperaturniveau ändert sich kaum.
Die Tageshöchstwerte reichen von 12 Grad an der Ostsee bis 17 Grad im Südwesten.


In der Nacht zum Mittwoch greift der Randtrog dann vollends auf uns über und
überquert ins bis Mittwochmorgen. Die Kaltfront kommt bis zu den Alpen voran.
Die daran befindlichen Regenmengen sind allerdings nicht sehr ergiebig. Markant
bleibt der Wind. Er weht vor allem im Norden und Osten bis weit ins Land hinein
mit steifen Böen (Bft 7) aus Nordwest bis West. An der Küste sind Sturmböen (Bft
8 bis 9), auf den Inseln auch schwere Sturmböen (Bft 10) zu erwarten. Weiterhin
kann es im Bereich der höhenkalten Luft über dem warmen Wasser noch Schauer und
Gewitter geben.
Frost ist allerdings, abgesehen von höheren Lagen in den Alpen, kein Thema.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Basisfelder der externen Modelle sind recht ähnlich denen der deutschen
Modellkette. Auch die Niederschlagsprognosen stimmen recht gut überein und
deuten alle Modelle auf ein Dauerregenereignis im Bereich des Alpenstaus hin.
Für eine weitere Spezifizierung der Warnungen werden aber noch die folgenden
Läufe benötigt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich