DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-09-2018 07:01
SXEU31 DWAV 250800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 25.09.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW a
Heute auf exponierten Schwarzwaldgipfeln einzelne stürmische Böen. Am Mittwoch
an der gesamten Küste sowie im nördlichen Schleswig-Holstein Böen bis
Sturmstärke. Am Donnerstag an der See nur vereinzelt stürmische Böen. In der
Nacht zum Mittwoch in der Mitte und im Süden verbreitet Frostgefahr.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Dienstag... liegt Deutschland zwischen einem Langwellentrog über Osteuropa und
einem sich weiter kräftigenden breiten Höhenrücken über dem nahen Ostatlantik.
Hieraus resultiert über Mitteleuropa eine steile nordwestliche, eher nördliche
Strömung, die nach Nordosten hin noch leicht zyklonal geprägt ist. Aber selbst
dort sollte es nur noch für leichte Schauer reichen. Denn durch den Höhenrücken
wird ein ausgedehntes Bodenhoch gestützt, dessen Schwerpunkt sich nach
Deutschland verlagert. Großräumiges Absinken in dessen Bereich hält die
Konvektion flach; eine ausgeprägte Absinkinversion (oder zumindest Isothermie)
ist zwischen 700 und 850 hPa zu finden.
Im Bereich des Bodenhochs sind die Luftdruckgegensätze schwach. Ein wenig
Gradient kommt allenfalls über Süddeutschland zustande, in der Bodenseeregion,
am Hochrhein und im Hochschwarzwald kann es (mit orografischer Unterstützung)
für ein paar Windböen, auf exponierten Schwarzwaldgipfeln vielleicht auch für
stürmische Böen reichen.
Auch wenn nahezu ungehinderte Einstrahlung zu erwarten ist, so steigt in der
eingeflossenen Polarluft die Temperatur nur auf 14 bis 19, in Alpennähe auf
Werte um 12 Grad.
In der Nacht zum Mittwoch schiebt sich der Höhenrücken nach Mitteleuropa vor,
ohne sich noch wesentlich aufzuwölben. Der Norden verbleibt somit in der Nähe
der Frontalzone; Warmluftadvektion lässt im Küstenbereich mehrschichtige
Bewölkung aufziehen, ohne dass Niederschläge fallen. Zudem nimmt der Gradient
zu, im Küstenbereich sind Windböen, unmittelbar an der See stürmische Böen zu
erwarten; an der nordfriesischen Küste können Sturmböen nicht ganz
ausgeschlossen werden.
In der Mitte und im Süden bleibt die Lage schwachgradientig. Das Hoch verlagert
sich mit seinem Schwerpunkt zu den Beskiden; großräumiges Absinken sorgt im
Süden und in weiten Teilen Mitteldeutschlands für klaren Himmel. In der Mitte
und im Süden, aber auch in weiten Teilen Ostdeutschlands ist daher verbreitet
mit Frost in Bodennähe, im Süden in weiten Teilen und sonst in eher ungünstigen
Lagen auch mit leichtem Luftfrost zu rechnen. Im Nordwesten und Norden besteht
hingegen infolge der aufziehenden Bewölkung und des Gradienten keine
Frostgefahr. Die Nebelneigung bleibt generell gering.

Mittwoch... wird in der Frontalzone ein kräftiges Tief nach Lappland gesteuert.
Dessen Warmfront streift ohne nennenswerte Niederschläge den Nordwesten
Deutschlands, wogegen sich die Kaltfront dieses Tiefs schleifend in die Strömung
legt und allenfalls bis nach Südskandinavien vordringt. An der Südflanke dieses
Tiefs erfolgt bei stabiler Schichtung über dem Norden Deutschlands eine weitere
Gradientzunahme, so dass Windböen, an der gesamten Küste sowie in Nordfriesland
stürmische Böen und an einigen Küstenabschnitten Böen bis Sturmstärke auftreten.
Exponiert können einzelne schwere Sturmböen nicht ganz ausgeschlossen werden.
In der Mitte und im Süden hält sich der Einfluss des nach Südosteuropa
abziehenden Hochs. Dabei zeichnet sich eine niedertroposphärische Erwärmung ab,
die zum einen aus Absinken, zum anderen aus Warmluftzufuhr vom mittleren
Nordatlantik resultiert. Hierdurch sind längere sonnige Abschnitte zu erwarten.
Ein leichter Temperaturanstieg zeichnet sich ab, so dass 15 bis 20 Grad zu
erwarten sind. In den tieferen Lagen West- und Südwestdeutschlands kann die 20
Grad-Marke leicht überschritten werden.
In der Nacht zum Donnerstag greift auf die nördliche Nordsee eine flache Welle
über, was zum einen die Kaltfront über Südskandinavien wieder rückläufig werden
lässt und zum anderen den Gradienten über dem Norden Deutschlands aufweicht.
Hierdurch dürft im Norden Deutschlands der Wind abflauen, ausgangs der Nacht
sind allenfalls an einigen Abschnitten der Ostseeküste noch Windböen und
exponiert vielleicht auch einzelne stürmische Böen vorstellbar.
Im Westen, Süden und in Teilen der Mitte lässt Absinken den Himmel erneut
aufklaren bzw. keine nennenswerte Bewölkung zu. Bedingt durch die Alterung der
Luftmasse in Verbindung mit der niedertroposphärischen Erwärmung ist die
Frostgefahr deutlich geringer als in der Nacht zuvor. In Süddeutschland und im
zentralen Mittelgebirgsraum ist noch einmal leichter Frost in Erdbodennähe, im
Süden in ungünstigen Lagen leichter Frost in 2m Höhe vorstellbar. Die
Nebelneigung nimmt allerdings zu; in einigen Flusstälern südlich der
Mittelgebirge können sich daher Nebelfelder bilden, die durchaus warnrelevant
sein können.

Donnerstag... wird die o.g. Welle, ohne sich zunächst wesentlich zu
intensivieren, nach Südskandinavien gesteuert. Das mit seinem Schwerpunkt über
Südosteuropa liegende Bodenhoch schwächt sich zwar ab, behält aber seinen
Einfluss auf das Vorhersagegebiet. Aufgrund der Nähe zur Frontalzone wird der
Norden weiterhin von teils mehrschichtiger Bewölkung gestreift, so dass
vereinzelt geringe Niederschläge möglich sind. Dabei sind im Küstenbereich
erneut Windböen, an exponierten Küstenabschnitten einzelne stürmische Böen zu
erwarten.
In weiten Teilen Deutschlands dauert das Absinken im Bereich des sich
abschwächenden Hochs an, wobei die Absinkinversion zusehends in tiefere
Schichten gedrückt wird. Ganz im Süden kann sich das Absinken bereits bis in
Bodennähe durchsetzen. Im Zusammenspiel mit der weiteren niedertroposphärischen
Erwärmung ergibt sich ein Temperaturanstieg auf 20 bis 24, unmittelbar an der
See und im höheren Bergland auf Werte um 18 Grad. Am Oberrhein und in dessen
Nähe kann es vielleicht noch einmal für einen Sommertag reichen.
In der Nacht zum Freitag greift auf die nördliche Nordsee ein sich
verschärfender Trog über. Dieser bewirkt eine Intensivierung der von
Südskandinavien ostwärts ziehenden Welle, so dass sich aus dieser ein kräftiges
Tief entwickelt. An dessen Südflanke verstärkt sich der Gradient erneut, so dass
an der Küste Wind- und einzelne stürmische Böen wieder wahrscheinlicher werden.
Die Kaltfront dieses sich entwickelnden Tiefs erreicht den Norden Deutschlands
und dringt bis in den nördlichen Mittelgebirgsraum vor, wobei dann auch im
nördlichen Bergland einzelne stürmische Böen auftreten können. Aufgrund des
stabilen aktiven Charakters der Kaltfront, die weiter im Binnenland zusehends
unter antizyklonalen Einfluss gelangt, bleibt die Niederschlagstätigkeit gering
und die Frontpassage macht sich hauptsächlich durch eine Winddrehung auf
Nordwest und ein Auffrischen des Windes bemerkbar.
Im Süden bleibt noch leichter antizyklonaler Einfluss bestehen. Frost sollte
aber auch dort nicht mehr auftreten. Die fortschreitende Alterung der Luftmasse
lässt Nebelfelder in den hierfür anfälligen Tallagen Süddeutschlands Nebel
wahrscheinlicher werden als in den Nächten zuvor.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Abweichungen ergeben sich lediglich bei der Prognose der Lage der
Kaltfront ausgangs der Nacht zum Freitag. Hier zeigt EZMW eine geringfügig
raschere Verlagerung der Front als ICON, wogegen GFS allenfalls die Front dann
erst im Küstenbereich sieht.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann