DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-08-2018 07:01
SXEU31 DWAV 180800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 18.08.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL:BM
Am Samstag im süddeutschen Bergland, am Sonntag und Montag dann nur noch am
Alpenrand einzelne, teils kräftige Gewitter, lokal Unwetter durch Starkregen. Im
Norden zeitweise auffrischender Wind.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... hat die Höhenströmung über dem nördlichen Europa - von den Britischen
Inseln bis nach Skandinavien - zonalisiert. Der Norden Deutschlands liegt am
Südrand dieser Frontalzone. Gleichzeitig ist das Trogresiduum vom Vortag unter
Abschwächung ostwärts abgezogen und das abgetropfte, eher schwache Höhentief,
ist zum westlichen Mittelmeerraum gezogen. Der Süden des Landes liegt damit in
einer leicht zyklonal verlaufenden, aber sehr schwachen Höhenströmung.

Die Kaltfront, die zu einem Bodentief über dem Nordmeer gehört, liegt leicht
wellend über der Mitte des Landes, ausgehend vom Schwarzwald bis nach
Südbrandenburg. Sie entfaltet kaum noch Wetteraktivität, was vor allem an dem
weiter steigenden Hochdruckeinfluss und der zunehmend strömungsparallelen Lage
liegt. Es lassen sich auch kaum noch Verlagerungstendenzen ausmachen.

Die Kaltfront trennt die Reste der feuchtwarmen Luftmassen im Süden und Südosten
von deutlich trockeneren und etwas kühleren Luftmassen, die im Rest des Landes
eingeflossen sind. Am besten lassen sich die Unterschiede an den Taupunkten
erkennen. Liegen die Werte im Süden und Südosten oft zwischen 12 und 16 Grad,
werden im Westen meist nur zwischen 8 und 12 Grad gemessen. Das hat sich
natürlich auch auf die Nachtwerte ausgewirkt, die in diesen Regionen zum Teil
nur einstellig waren.

Heute im Tagesverlauf zeigt sich mit dem sich weiteren kräftigenden
Hochdruckeinfluss häufig länger anhaltend die Sonne. Ein Ausnahme bilden die
Regionen entlang der nahezu ortsfesten Kaltfront vom Schwarzwald bis nach
Südbrandenburg und die Region ausgehend vom Südschwarzwald bis zum Allgäu. Eine
weitere Einschränkung bilden zudem der äußerste Nordwesten und Norden des
Landes, wo man am Rand der Frontalzone liegt, sodass zeitweise dichtere
Wolkenfelder vorüberziehen, die im Nordseeumfeld auch ein paar Tropfen bringen
können.

Die feuchtwarmen Luftmassen im Süden und Südosten können sich im Tagverlauf
wieder auf 26 bis 31 Grad erwärmen. Vor allem zum Nachmittag und Abend bilden
sich in der instabilen Luftmasse (Lapse Rates) wieder einzelne Gewitter.
Allerdings sollte die Verbreitung im Vergleich zum Vortag deutlich geringer
sein. Das liegt vor allem daran, dass der dynamische Antrieb fehlt. Der
Höhentrog ist abgezogen und die Kaltfront ist quasi inaktiv. Dementsprechend
dürfte sich die Auslöse weitgehend auf das Bergland beschränken. Bei fehlender
hochreichender Scherung ist mit pulsierender und unorganisierter Konvektion zu
rechnen. Bei der schwachen Höhenströmung (oft nur um 5 kn) steht vor allem der
Starkregen im Fokus. Die ppw-Werte sind zwar nicht mehr ganz so hoch wie noch am
Freitag. Die Radiosondenaufstiege zeigen aber durchaus noch Werte um 30 mm.
Damit lässt sich auch nicht ausschließen, dass es lokal auch mal für ein
Unwetter mit mehr als 25 l/qm reicht.

Hauptsächlich betroffen von den Gewittern ist der Südwesten (Schwarzwald,
Schwäbische Alb), Teile von Franken und der Böhmerwald. Gewisse Signale sind
aber auch für das Fichtelgebirge und das Vogtland vorhanden. Die hochauflösenden
Modelle stützen dabei die Option für ein lokales Unwetter.

Darüber hinaus erwähnenswert ist allenfalls noch der Wind im Nordwesten. Am
Nordrand des Bodenhochs kann der Luftdruckgradient im Tagesverlauf etwas
zunehmen, sodass im Nordseeumfeld sowie im äußersten Norden von
Schleswig-Holstein zeitweise Böen Bft 7 zu erwarten sind.

In der Nacht auf Sonntag lassen die Schauer/Gewitter im Süden bald nach und auch
der Wind im Nordseeumfeld rutscht wieder unter die Warnschwellen. Damit
verbleiben große Landesteile warnfrei, wenn man mal von lokal dichten
Nebelfeldern absieht. Im Norden und Nordwesten gibt es teils dichteren
Wolkenfelder, es bleibt aber zumeist trocken. Auch im Südwesten können sich noch
dichtere Wolkenfelder halten, sonst ist es häufig nur gering bewölkt bei 16 bis
9 Grad.

Sonntag... ändert sich an der Grundkonstellation nur wenig. Ein Höhenkeil
erstreckt sich mit zonaler Achsenlage bis nach Deutschland und sorgt in großen
Landesteilen für Absinken und einen ruhigen Wetterablauf, wobei sich auch am
Boden eine Hochdruckbrücke ausgehend vom östlichen Nordatlantik über
Mitteleuropa bis nach Westrussland erstreckt. Die Folge ist länger anhaltender
Sonnenschein über der Mitte und dem Süden des Landes.

Zum Nachmittag können sich dann vor allem im Süden vermehrt Quellwolken bilden,
schließlich liegen dort weiterhin die Reste der feuchtwarmen Luftmasse. Einzelne
Gewitter bleiben aber zumeist auf den Südschwarzwald und den Alpenrand
beschränkt und sind damit orographiegebunden. Eine Höhenströmung ist kaum
vorhanden (W500 2-5 kn). Dementsprechend ziehen entstehende Gewitterzellen kaum
und werden vornehmlich durch ihre Eigendynamik gesteuert. Auch wenn die
Luftmasse an sich nicht mehr so überzeugend ist (bspweise ppw-Werte nur zwischen
25 und 30 mm) muss trotzdem die Möglichkeit für Unwetter durch Starkregen von
mehr als 25 l/m in 1 h im Hinterkopf behalten werden.

Der Nordwesten und Norden verbleiben weiterhin am Rande der Frontalzone. Damit
sind dort dichtere Wolken unterwegs, an der Grenze zu Dänemark ist es sogar
häufig bedeckt. Dazu fällt immer mal wieder ein wenig Regen bzw. Nieselregen.
Mit 20 bis 25 Grad ist es in diesen Regionen etwas kühler, während sonst 26 bis
31 Grad erwartet werden. In Teilen Bayerns sind lokal auch bis 33 Grad möglich.

In der Nacht auf Montag zieht ein sich abschwächendes Tief (Teile von
Ex-Ernesto) von der Nordsee zum Skagerrak. Der Norden liegt im Einflussbereich
des Tiefs, sodass dann in den Nachtstunden auch mal messbarer Niederschlag zu
erwarten ist. Meist um 1 l/qm, an der Grenze zu Dänemark sind vereinzelt bis 5
l/qm zu erwarten. Die daran gekoppelten Wolkenfelder kommen bis zum Morgen in
einer Südwest-Nordost-Erstreckung etwa bis zur Mitte voran. Direkt an den Alpen
gibt es noch letzte Schauer und Gewitter, die bald nachlassen.

Unter dichten Wolken werden 18 bis 15 Grad erwartet, sonst gehen die Werte auch
mal bis 11 Grad zurück.

Montag... zieht das Bodentief weiter in Richtung Baltikum. Dahinter folgt noch
ein nur flacher Höhentrog nach, ehe sich später von Westen her erneut der
Hochdruckeinfluss stärken kann. Die Bodenfront bleibt etwa über der Mitte liegen
und wird später durch stromaufwärtige Entwicklungen wieder rückläufig.

Die an die Front gebundenen Feuchtfelder sorgen in der Nordwesthälfte für einen
oft stärker bewölkten Himmel. Dabei kann vor allem im Nordwesten und Norden
etwas Regen fallen, wobei die Mengen aber nur gering sind und allenfalls an der
Ostsee mal 1 bis 2 l/qm bringen. Die Höchstwerte liegen im Norden und Nordwesten
zwischen 20 und 25 Grad, sonst zwischen 24 und 29 Grad.

In der Südosthälfte dominiert die Sonne bei hochsommerlichen 28 bis 32 Grad. Vor
allem südlich der Donau können sich in der zweiten Tageshälfte vermehrt
Quellwolken bilden. Am Alpenrand liegen noch immer die Reste feuchtwarmer Luft,
sodass sich dort auch wieder einzelne Gewitter entwickeln können. Die
Höhenströmung ist zumindest etwas stärker (W500: 5 bis 10 kn), sodass die
Wahrscheinlichkeit lokaler Unwetter sehr gering ist.

Der Wind frischt im Norden allgemein etwas auf. Warnwürdige Böen sind - wenn
überhaupt - am ehesten noch an exponierten Stellen der Ostsee zu erwarten.

In der Nacht auf Dienstag schiebt sich von Westen her der zonal orientiert Keil
wieder stärker nach Deutschland, sodass sich auch das Bodenhoch kräftigt. Von
der Mitte bis in den Norden halten sich zwar weiterhin gebietsweise dichtere
Wolkenfelder, die Wolkendecke bekommt im Laufe der Nacht aber immer mehr Lücken.
Regen fällt kaum noch. Auch die einzelnen Gewitter am Alpenrand lassen rasch
wieder nach.

So verläuft die Nacht vielfach warnfrei, da auch der Wind im Norden wieder zur
Ruhe kommt. In den westlichen und nordwestlichen Landesteilen gibt es ein
erhöhtes Nebelrisiko, wenn die Wolkendecke in der zweiten Nachthälfte stärker
auflockert. Die Tiefstwerte bewegen sich zwischen 17 und 11 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung
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Zwischen den verschiedenen Modellen lassen sich im kurzfristigen
Vorhersagezeitraum keine relevanten Unterscheide ausmachen, sodass die
Kurzfristprognose als recht sicher eingestuft werden kann.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer