DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-06-2018 17:30
SXEU31 DWAV 171800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 17.06.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zu schwül in Moskau - Deutschland scheitert am Wetter und an Mexico.
Ansonsten in der Nacht im äußersten Süden anfangs teils gewittriger Starkregen.
Ab Montag keine markanten Wettererscheinungen, nur an der See hin und wieder
steife Böen 7 Bft.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland im Bereich einer schwachen, für Störungen
durchaus anfälligen Hochdruckbrücke, die das Azorenhoch mit einem Hoch über
Westrussland verbindet. Die Brücke wird überlagert von einem flachen Höhentrog,
dessen Achse den Westen des Landes bereits erreicht hat, um sich von dort bis in
die frühen Morgenstunden in die östlichen Landesteile zu verlagern. Die
Wirksamkeit ist stark limitiert, was mehrere Gründe hat. Zum einen passiert er
den Vorhersageraum zu einer "ungünstigen" Tageszeit ohne zusätzlich
Energieinput, zum anderen ist die Höhenströmung allgemein recht schwach (=>
geringe Advektionsprozesse) und dann ist da noch die überwiegend konfluent
geprägte Vorderseite, was alles andere als produktiv für etwaige dynamische
Hebungsprozesse ist. Einzig im äußersten Süden, im vorderen Bereich der
Trogspitze verlaufen die Isohypsen leicht diffluent auseinander, so dass dort in
der ersten Nachthälfte etwas Omegaforcing stattfindet.
Diese Tatsache ist insofern nicht ganz unwichtig, als dass die Hebung dort mit
einer zurückhängenden Kaltfront (im Norden ist diese aufgrund stärkerer
frontsenkrechter Komponente im Windfeld schon längst durch) und den Resten
feuchterer und labilerer Warmluft interagiert, die nun aber mehr und mehr
ausgeräumt und durch stabilere Meeresluft subpolaren Ursprungs ersetzt werden
(Rückgang T850 von rund 12 auf 9°C). Während also im Osten letzte einzelne
Gewitter bald Geschichte sind, kommt es am Alpenrand zunächst noch zu Gewittern,
die dann aber zunehmend in gewittrigen (Stark)Regen und in der zweiten
Nachthälfte mit zunehmender Staukomponente (Nordwestwind in der unteren
Troposphäre) in Dauerregen übergehen. Es liegen schwache Signale seitens der
Numerik vor, dass insbesondere in der ersten Nachthälfte stellenweise
6h-Starkregen mit Mengen zwischen 20 und 35 mm auftritt. Eine entsprechende
Warnung wurde bereits herausgegeben und muss am Abend ggf. noch modifiziert
werden.
Ansonsten verläuft die Nacht in der frisch einfließenden Meeresluft
unspektakulär mit unterschiedlicher, vielfach starker Bewölkung, aus der aber
nur hier und da noch ein paar wenige Tropfen regen oder Nieselregen fallen.

Montag ... verlässt uns der KW-Trog in Richtung Polen und von Frankreich her
schiebt sich ein flacher Rücken bis nach Deutschland vor. Er kräftig den
Azorenhochkeil respektive die Brücke, so dass strömungstechnisch alles auf
leicht antizyklonal gepolt ist. Das Wetter, vor allem die Bewölkungsverhältnisse
scheint das allerdings nur wenig zu beeindrucken, was im Wesentlichen zwei
Gründe hat. Erstens wird der Rücken von leichter WLA überlaufen, die zwar im
Tagesverlauf schwächer wird bzw. ganz zum Erliegen kommt, trotzdem aber für
längere Zeit Wirkung zeigt. Zweitens greift von Westen her die schwache
Kaltfront eines vom Seegebiet südlich Islands zur Norwegischen See ziehenden
Sturmtiefs (BIGI) auf den Vorhersageraum über.
So gestaltet sich der Wochenstart vergleichsweise wolkenreich, wobei die
Wolkendecke im Westen und Nordwesten am dichtesten ist und dort am Nachmittag
vereinzelt sogar ein paar Tropfen fallen können. Regnen tut es schauerartig
zunächst auch noch am Alpenrand, bevor es im Laufe des Nachmittags aufhört.
Warntechnisch hat der Montag wenig bis nichts zu bieten, allenfalls an der
schleswig-holsteinischen reicht es für einzelne 7er-Böen aus Südwesten.
Temperaturmäßig (T850 zwischen 7°C im Norden und 10°C im Süden) landen wir bei
maximal 17 bis 20°C an der Nordsee sowie auf den vorgelagerten Inseln und lokal
um 25°C im Süden bzw. der östlichen Mitte.

In der Nacht zum Dienstag tut sich nicht viel an der GWL, sowohl der Höhenrücken
als auch der Bodenkeil verlagern sich nur ganz geringfügig nach Süden. Die
Kaltfront respektive Okklusion zieht unter Abschwächung ostwärts ab, es folgt
von Westen her aber ein weiteres Frontensystem nach, das Bestandteil einer
flachen, von der Nordsee über Jütland ostwärts steuernden flachen Welle ist.
Beide Systeme sind relativ inaktiv, will heißen, mehr als ein paar wenige
Tropfen Regen oder Nieselregen im Norden sind nicht drin. Okay, nach einer
vorübergehenden Pause am Abend nimmt der Südwestwind an den Nord- und
Ostseeküste SHs wieder zu mit einzelnen Böen 7 Bft, das war´s dann aber auch
schon.

Dienstag ... stellt sich das Großwetterlagenmuster Wa (West antizyklonal oder
auch nördliche Westlage ein). Charakteristikum dieser Lage sind ein zonal
orientierter, bis nach Süddeutschland oder noch weiter nach Osten reichender
Keil eines Hochs über dem Atlantik (in diesem Fall das Azorenhoch), der nach
Norden hin durch die in der Regel recht glatte Frontalzone bzw. wechselnde
Fronten begrenzt wird, die mangels Schubkomponente nur bedingt südwärts
ausgreifen. In diesem Fall handelt es sich um die Kaltfront des o.e.
Frontensystems, die ein Stück weit in die Norddeutsche Tiefebene eindringt, dann
aber gebremst wird (strömungsparallele Exposition) und nach Westen hin in die
Warmfront einer am Mittag knapp westlich von Irland positionierten Welle
übergeht.
Wettermäßig bedeutet das Ganze sonniges oder heiteres Wetter im gesamten Süden,
gebietsweise aber auch im Osten sowie später postfrontal in Richtung Küsten.
Ansonsten überwiegt wechselnde bis starke Bewölkung, aus der aber nur wenig
Regen fällt.
Warntechnisch stehen allenfalls ein paar steife Böen 7 Bft aus West-Nordwest an
der Ostsee auf der Karte, während der Wind an der Nordsee infolge Druckanstiegs
und damit einhergehender Gradientauffächerung auf dem absteigenden Ast ist. Bei
850-hPa-Temperaturen zwischen 8°C im Nordwesten und bis zu 13°C im Süden steigt
die 2m-Temperatur im Osten und Süden verbreitet auf 24 bis 29°C, sonst auf 20
bis 25°C, an der See z.T. etwas darunter.

In der Nacht zum Mittwoch wird der Hochkeil etwas stärker und die Front
schwächer. Trotzdem halten sich in der nördlichen Mitte noch Reste frontaler
Bewölkung, es bleibt aber weitgehend trocken. Ansonsten verläuft die Nacht
vielfach gering bewölkt oder klar mit einigen lokalen Nebelfeldern.

Mittwoch ... ändert sich an der Potenzialverteilung wenig (zonaler Rücken im
Süden, warmer Rand der Frontalzone im Norden), trotzdem weitet sich der
Bodenhochkeil etwas nach Norden aus. Nördliche davon zieht eine flache, von UK
kommende Welle über Südskandinavien hinweg ostwärts. Die zugehörige Warmfront
streift den äußersten Norden des Vorhersageraums, während die Kaltfront tagsüber
noch über der Nordsee liegen bleibt.
So deutet sich für den Freitag ein verbreitet sonniger oder nur locker bewölkter
Sommertag an, an dem an den Alpen eine geringe Neigung für vereinzelte
Wärmegewitter besteht. Ganz im Norden können mitunter einige Wolkenfelder
durchziehen, aber auch dort wird häufig die Sonne zu sehen sein.
Die Temperatur steigt auf 27 bis 32°C, lokal vielleicht 33°C, lediglich in
Küstennähe bleibt es mit 19 bis 24°C frischer, mancher würde vielleicht auch
sagen angenehmer.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen keine spielentscheidenden Unterschiede.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann