DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-06-2018 17:30
SXEU31 DWAV 061800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 06.06.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Aktuell Gewitter mit teils unwetterartigen Starkregen in Süddeutschland. Auch in
den kommenden Tagen im Süden und der Mitte immer wieder Gewitter mit Starkregen,
teils auch mit Hagel, lokal bis in den Unwetterbereich. Im Nordosten dagegen
Andauer der Trockenheit.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ...
liegt Deutschland unter einem flachen Höhenrücken, der sich von Südosteuropa bis
zu den Britischen Inseln erstreckt. Er wird im Süden von einem Höhentief über
der Iberischen Halbinsel flankiert. Auf dessen Vorderseite wandern Randtröge in
Richtung Norden und sorgen in der kommenden Nacht vor allem im Südwesten und im
Süden für dynamischen Hebungsantrieb. Korrespondierend dazu bildet sich eine
flache Tiefdruckrinne aus, die sich von Rheinland über Baden bis nach
Südostbayern erstreckt. Dort liegt eine labile und feuchte Luftmasse mit einem
CAPE-ML von teilweise über 1000 J/kg und PPW Werten von 30 bis über 35 mm. Dem
zufolge sind im Südwesten bis in die Nacht kräftige Gewitter mit heftigem
Starkregen zu erwarten. Im östlichen Bergland schwächen sich die Gewitter
allerdings schneller ab. Über Ostfrankreich wird zudem ein Gewittercluster
modelliert, der teilweise noch auf den das Saarland und Rheinland-Pfalz
übergreifen kann. Somit kann es hier noch längere Zeit zu Gewittern kommen, die
Wahrscheinlichkeit für unwetterartigen Starkregen nimmt allerdings ab.

Im Rest des Landes sorgt das Bodenhoch über dem Baltikum für die Zufuhr von
warmer aber trockener Luft in den Norden und Osten. Von daher bleibt die Nacht
dort ruhig und warnfrei.


Donnerstag ...
verlagert sich die Achse des Höhenkeils über Deutschland in Richtung Nordosten.
Gleichzeitig modifiziert sich die Potentialrinne im Südwesten und bildet zwei
Drehzentren, eines knapp westlich der Iberischen Halbinsel und ein weiteres, das
im Tagesverlauf vom westlichen Mittelmeer nach Korsika zieht.

In der feucht-labilen Luft steigen die CAPE-ML Werte südlich einer Linie vom der
Eifel bis nach Thüringen wieder auf Werte über 500 J/kg. Im Mittelgebirgsraum
zwischen Hessen, Thüringen und Nordbayern werden teilweise über 1500 J/kg
simuliert. Hinzu kommen PPW-Werte über 30 mm. Weiterhin wird etwas Hebung
prognostiziert und von daher muss südlich von der Eifel über Mittelhessen bis
nach Unterfranken und am Alpenrand wieder mit Gewittern, teilweise mit heftigem
Starkregen bis in den Unwetterbereich, gerechnet werden. Lokal sind auch über 60
mm/h Niederschlag möglich, weiterhin örtlich großer Hagel oder Hagelansammlungen
und auch "Downbursts" mit Windstärken 8 bis 9.

Ausgehend von dem oben erwähnten Gewittercluster in Ostfrankreich werden von
COSMO-D2 im Westen noch am Morgen die letzten Gewitter im äußersten Westen
simuliert. Nach eine kurzen Ruhephase beginnt die Gewittertätigkeit dann wieder
am frühen Nachmittag, meist orografisch im Bergland ausgelöst. Die stärksten
Niederschlagssignale gibt es für einen Bereich vom Hunsrück über Baden und die
Alb bis zum Alpenrand. Die Mengen liegen jedoch meist unter 20 mm/12h. Auch die
Ensembles liefern keinen Hinweis auf unwetterartige Niederschlagsmengen.

COSMO-D2 simuliert die höchsten Wahrscheinlichkeiten für unwetterartige
Entwicklungen am Alpenrand sowie im westlichen Mittelgebirge. Sie liegen jedoch
auf niedrigerem Niveau als heute.

Im Norden und Osten herrscht dagegen Hochdruckeinfluss mit viel Sonne aus einem
meist wolkenfreien Himmel. Dem entsprechend steigen die Temperaturen im Osten
und auch im Nordwesten über 30 Grad. Der Wind ist abseits der Gewitter nicht
warnwürdig.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich die Tiefdruckrinne etwas nach Nordosten
und erreicht am Morgen eine Linie von der oberen Weser bis nach Niederbayern.
Nördlich davon bleibt die Nacht trocken und warnfrei, südlich davon dauern die
Schauer und Gewitter an und gehen teilweise dann auch in länger andauernden
Regen über. Die Modelle geben vor allem im Südwesten auch Signale von über 25
mm/12h. Nach ICON wird das Maximum des Niederschlags aber über Belgien
simuliert.


Freitag ...
lässt das Höhentief vor Portugal einen Sekundärtrog weiter in Richtung Italien
und später zur Adria driften. Als Folge dieser Entwicklung schwächt sich der
Höhenkeil über Deutschland ab und wandert nach Tschechien und Ungarn. Somit
gelangt besonders der Süden unter ein zyklonal geprägtes Strömungsmuster,
während dieses im Nordosten weiterhin antizyklonal geprägt bleibt. Abgesehen vom
Norden beeinflusst überall eine labile (800 bis 1500 J/kg CAPE-ML) und sehr
feuchte Luftmasse (PPWs um 35 mm) Deutschland und sorgt vor allem in der 2.
Tageshälfte besonders im Westen und in der Mitte sowie im Süden für zahlreiche,
teils heftige Schauer und Gewitter. Kaum Schauer und Gewitter werden vom
Saarland bis in die Kurpfalz von ICON berechnet. Punktuell ist mit Starkregen
von 25 bis 40 l/qm in kurzer Zeit, vereinzelt mit deutlich mehr als 60 l/qm
innerhalb weniger Stunden zu rechnen (Unwettergefahr). Dass lokal auch Hagel und
einzelne Sturmböen auftreten können, dürfte keinen mehr überraschen.

Den Nordosten hingegen erwartet ein weiterer Tag mit viel Sonnenschein. Der
dringend benötigte flächendeckende Regen bleibt weiter aus, so dass sich auch an
der teils sehr hohen Waldbrandgefahr nichts ändert. Dank ungehinderter
Einstrahlung und fehlender Verdunstung wird die 30 Grad-Marke im Norden und
Osten recht verbreitet erreicht. Sonst bleibt es bei 24 bis 29 Grad etwas
weniger heiß, aber schwül.

In der Nacht zum Samstag wird das Höhentief bei der Iberischen Halbinsel von
einem Trog über den Britischen Inseln eingefangen. Wir liegen auf dessen
Vorderseite in einem weiterhin sehr gradientschwachen Bereich. Die Nacht ist
weitgehend trocken, ruhig und warnfrei. Lediglich im Südosten gibt es noch bis
in die Nacht Gewitter, die aber im Verlauf der Nacht nachlassen.


Samstag ...
ändert sich an der großräumigen Druck- und Potentialverteilung nur wenig. Über
Norddeutschland liegt nach wie vor eine flache Tiefdruckrinne und in der
potentiell instabilen und feuchten Luft südlich davon kommt es vor allem in den
Mittelgebirgen und am Alpenrand durch orografische Auslösung wieder zu
Gewittern, die angesichts des weiterhin vorhandenen Treibstoffes (CAPE-ML bis
über 1500 J/kg, PPW über 35 mm) wieder mit heftigem Starkregen und größeren
Hagel verbunden sein können. Schwerpunkt der Gewittertätigkeit ist insbesondere
der Südosten und Osten. Teile des Westens und der Norden bleiben dagegen
Gewitterfrei. Die längsten freundlichen Abschnitte gibt es im Nordosten. Die
Temperaturen steigen auf 27 bis 29, im Osten auch über 30 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die anderen Modelle zeigen eine ähnliche Entwicklung wie die deutsche
Modellkette. Der Nordosten bleibt trocken und die Gewittertätigkeit in der
Südhälfte mit teils unwetterartigen Entwicklungen dauert an.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich