DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-03-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 09.03.2018 um 10.30 UTC



Zyklonal geprägte West- bis Südwestlage.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 16.03.2018


Am Montag liegt Deutschland im Einflussbereich eines Troges mit Achse über
Mitteleuropa unter zyklonalem Einfluss. Die Kaltfront eines Tiefdruckgebites mit
Zentrum über der Nordsee zieht von der Mitte Deutschlands nach Polen ab.
Dahinter fließt im Trogbereich schwach labil geschichtete, rückkehrende maritime
Polarluft ein, in der sich zeitweise Schauer bilden. Die 850-hPa-Temperatur
liegen dabei bei etwa 2 bis 4 Grad. Der Gradient nimmt in der Südwesthälfte
Deutschlands deutlich zu, sodass im Bergland mit Sturmböen gerechnet werden
muss.

Am Dienstag weitet sich der Trog unter Abschwächung bis Osteuropa aus. Das
steuernde Tief liegt über Skandinavien. Vorderseitig eines neuen atlantischen
Langwellentroges wölbt sich ein Keil über Westeuropa auf. In Deutschland kommt
es auf der Trogrückseite zu weiteren leichten Schauern, die in Lagen oberhalb
von etwa 1000 m bei 850-hPa-Temperaturen um -2 Grad als Schnee fallen.

Am Mittwoch kräftigt sich der Höhenkeil über Westeuropa. Über Deutschland wölbt
sich ein Bodenhochkeil auf. In der Höhe herrscht allerdings Trogeinfluss unter
maritimer Polarluft vor, sodass es zumeist wolkig mit einzelnen Schauern bleibt.


Am Donnerstag zieht der Höhenrücken nach Mittel und Osteuropa weiter. Der Westen
Deutschlands gelangt auf die Vorderseite des umfangreichen atlantischen
Langwellentroges. Dadurch setzt WLA ein, wodurch die 850-hPa-Temperatur im
Südwesten wieder auf über 5 °C ansteigt.

Am Freitag verstärkt sich der Höhenkeil vorderseitig des atlantischen
Langwellentroges und stößt über Nordwestskandinavien bis ins Nordmeer vor.
Dadurch bildet sich ein kräftiges Hoch über Skandinavien. An der Südostflanke
des Höhenkeils kommt der Trog über Westeuropa bis nach Südwestdeutschland voran,
sodass die Südwesthälfte Deutschlands unter Trogeinfluss gelangt, während der
Osten antizyklonal beeinflusst wird.

Zum Wochenende bildet sich dann in der Höhe ein Omegamuster, mit einem Höhenhoch
über Skandinavien, das von einem atlantischen und einem osteuropäischen Trog
flankiert wird. Der Westen Deutschlands steht unter dem Einfluss des
atlantischen Troges, während der Osten unter dem Höhenkeil verbleibt. An der
Ost- und Südostflanke des Hochdruckgebietes über Skandinavien wird trockene
kontinentale Arktikluft angesaugt, die Osteuropa flutet. Der Osten Deutschlands
bekommt allerdings nur einen Streifschuss dieser Luftmasse ab.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue ECMWF-Lauf zeigt bis Freitag keine wesentlichen Unterschiede zu den
Vorläufen. Der Höhenkeil kommt im neuen Lauf Mitte der Woche nicht mehr ganz so
schnell nach Mitteleuropa voran, sodass der Trogeinfluss dominiert. Erst ab
Freitag zeigen sich unterschiede zu den Vorläufen. Das Skandinavische Hoch lag
in den alten Läufen über Osteuropa, sodass der Ausbruch arktischer Kaltluft über
Osteuropa so nicht berechnet wurde.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON sieht die Wetterlage ähnlich wie ECMWF. GFS und GEM lassen den Keil am
Mittwoch und Donnerstag schneller nach Osten vorankommen. Beide Modelle rechnen
dann mit massiver WLA trogvorderseitig über Deutschland. In der herangeführten
Saharaluft steigt die 850-hPa-tgemperatur mit Föhnunterstützung wieder bis 8
Grad im GFS und bis 12 Grad im GEM. Das Hoch über Skandinavien wird schnell nach
Osten abgedrängt wodurch Deutschland die Kaltluftzufuhr für Osteuropa
abgeschnitten wird und Deutschland nachfolgend in den Einflussbereich des
Langwellentroges über Westeuropa gelangt. Diese Variante wäre eine Wiederholung
des Wetterablaufs von diesem Wochenende und Anfang der Woche.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bis Mittwoch ist die Streuung in den ECMWF-Rauchfahnen gering. Ab Mittwoch
zeigen die Rauchfahnen einen Geopotenzial- und Temperaturanstieg. Die Streuung
ist allerdings hier noch sehr groß. Sie reicht von knapp über 0 °C auf 850-hPa
(Hauptlauf) bis 10 °C (GFS-Variante). In den GFS-Ensembles ist die Erwärmung zur
Mitte der Woche deutlich stärker ausgeprägt. Danach nimmt die Streeung in beiden
ENS deutlich zu. Die meisten ENS-Mitglieder liegen bei den 850-hPa-Temperaturen
knapp über 0 Grad und favorisieren die Trog Westeuropa-Variante mit Deutschland
unter Trogeinfluss, was auch in den Clusteranalysen deutlich wird. Der Hauptlauf
liegt mit seinem Streifschuss der Kaltluft im Osten am unteren Rand der ENS.
Allerdings tauchen sowohl in den ECMWF- als auch in den GFS-ENS einige wenige
Ausreißer auf, die arktische Kontinentalluft bis nach Mitteleuropa vordringen
lassen (4-Mitglieder in den Clusteranalysen). Diese sehr kalten Ausreißer traten
in den vorhergehenden Ensembleläufen nicht auf.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Vorhersage bis Dienstag sicher ist. Es
ist also von einer Abkühlung zu Beginn der Woche auf ein der Jahreszeit
entsprechendes Temperaturniveau zu rechnen. Dabei bleibt es mit zeitweiligen
Regenfällen und Schauern ziemlich wechselhaft. Mit einer Wetterberuhigung ist ab
Mittwoch zu rechnen. Dabei ist der Grad der Erwärmung noch unsicher. Da der
ECMWF-Lauf am unteren Rand der Ensembles liegt, wären hier das Ensemblemittel
oder der GFS-Hauptlauf die erste Wahl. Ab Freitag ist die Vorhersage sehr
unsicher und hängt von der genauen Verlagerung des Hochs über Skandinavien und
eventuellen Kaltlufttropfen an dessen Ostflanke ab. Da die meisten Ensembles
einen Einfluss des Ostatlantiktrogs auf einen relativ milden Temperaturnievau
rechnen, ist das Ensemblemittel bzw. der GFS6z-Lauf dem ECMWF-Hauptlauf
vorzuziehen. Die sehr kalten Ausreißer sollte man noch nicht allzu ernst nehmen,
aber dennoch im Auge behalten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bei zunehmendem Gradient am Anfang der Woche muss am Montag und Dienstag mit
Sturmböen in den Kammlagen der Mittelgebirge gerechnet werden. Vorwiegend
betroffen ist der Südwesten. Trotz zeitweiliger Niederschläge und Tauwetter in
den Mittelgebirgen ist das Erreichen von warnschwellen bezüglich des
Niederschlagsdargebotes unwahrscheinlich.

Sollte sich am Mittwoch bzw. Donnerstag eine Variante mit starker Vorderseite
durchsetzen, so ist Föhnsturm auf den Alpengipfel möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Bis Mittwoch ECMWF-Hauptlauf, ab Mittwoch GFS-Hauptlauf und ENS-Mittel.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold