DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

08-01-2018 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 08.01.2018 um 10.30 UTC



Vielfach ruhiges Winterwetter ohne Schnee und meist auch ohne markant zu
bewarnende Wetterereignisse.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 15.01.2018


Zunächst liegt Deutschland im Bereich eines ausgedehnten Troges, in welchen
mehrere Höhentiefs eingelagert sind. Diese sind jedoch in Auffüllung begriffen,
so dass sich kein nennenswerter Hebungsantrieb ergibt. Vielmehr dürfte sich über
dem nahen Ostatlantik ein Höhenkeil nach Norden ausweiten. Diese greift auf die
Britischen Inseln über und stützt dabei eine sich entwickelnde Hochbrücke, die
die Verbindung zwischen dem Azorenhoch und einem Hoch über Nordosteuropa
darstellt. Hierdurch stellen sich über Mitteleuropa geringe Luftdruckgegensätze
ein.
Während der Trog über Mitteleuropa weitgehend zugeschüttet wird, hält sich über
Südeuropa ein ausgedehntes Höhentief. Hebungsvorgänge an dessen Nordflanke
können in abgeschwächter Form auf den Südosten Deutschlands übergreifen und dort
zu geringen Niederschlägen führen, die oberhalb von etwa 800 m meist als Schnee
fallen.
Im Laufe des Freitags gewinnt das Bodenhoch über Osteuropa die Oberhand, was
über Deutschland zu einer schwachen östlichen bis südöstlichen bodennahen
Windkomponente führt. Zusätzlich zur Alterung der Luftmasse sollte dies auch
advektiv zu einem leichten Temperaturrückgang führen.
Am Samstag setzt sich auch mitteltroposphärisch antizyklonaler Einfluss durch.
Das über Südeuropa liegende Höhentief wird nach Osten abgedrängt, wodurch dann
auch die Niederschläge über dem Südosten Deutschlands weitgehend nachlassen
dürften.
Am Sonntag greift auf Westeuropa ein schwacher Trog über, der aus dem über dem
nahen Ostatlantik liegenden Haupttrog hinausläuft. Allerdings reicht der
Hebungsantrieb nur für mehrschichtige Bewölkung, die dann wieder auf Deutschland
übergreift. Über Westeuropa einsetzender Druckfall bewirkt eine Gradientzunahme,
wodurch dann auf höheren Berggipfeln Sturmböen auftreten können. An den Alpen
dürfte es leicht föhnig werden.
Zu Wochenbeginn gewinnt ein Tief südlich von Island und der von diesem Tief
ausgehende Trog zusehends Einfluss auf unser Wettergeschehen. Mit der
trogvorderseitig zunehmenden süd-südwestlichen Strömung (und in Bodennähe
ageostrophisch bedingt eher noch süd-südöstlichen Strömung) dürfte sich die
Föhnsituation an den Alpen noch etwas verschärfen. Auf höheren Berggipfeln
werden dann Böen bis Sturmstärke zusehends wahrscheinlicher.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verlagert sich das Tief rasch
über die Biskaya hinweg zum westlichen Mittelmeer. Nennenswerte Niederschläge
sollten hierdurch nur auf den Westen Deutschlands übergreifen. Danach dürfte
sich die Hochbrücke über Mitteleuropa regenerieren.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Samstag ist der aktuelle Lauf gegenüber weiter
zurückliegenden Modellläufen einigermaßen konsistent. Signifikante Unterschiede
ergeben sich ab Sonntag. Hier war der gestrige 00 UTC-Lauf wesentlich zyklonaler
geprägt und zeigte niedertroposphärisch auch deutlich tiefere Temperaturen als
der aktuelle Modelllauf. Bei einem im Wesentlichen durch Grundschichtprozesse
geprägten Wettercharakter sollte dies nur einen geringen Einfluss auf den
Temperaturverlauf in Bodennähe haben. Dieser Trend setzt sich am Montag fort;
gegenüber den beiden Modellläufen des Vortages ist das Zirkulationsmuster um ca.
1000 km nach Westen verschoben, d.h. das osteuropäische Hoch rückt näher an
Mitteleuropa heran. Hieraus resultiert dann auch im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum die Verlagerung des Bodentiefs ins westliche Mittelmeer. Der
00 UTC-Lauf des Vortages hatte dieses Tief noch im Seegebiet nördlich von
Schottland erwartet, wodurch eine Drehung der bodennahen Strömung auf östliche
Richtungen weniger wahrscheinlich wäre als bei den nachfolgenden beiden
Modellläufen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Freitag zeigen die verfügbaren Modelle eine ähnliche
Entwicklung. Allerdings deuten sich dann bereits geringe Unterschiede an. GFS
zeigt am ausgeprägtesten eine östliche bodennahe Komponente; EZMW und ICON
zeigen eher eine schwachgradientige Lage.
Danach ergeben sich Unterschiede bei der Lage des weiter oben beschriebenen
Zirkulationsmusters. Während sich GFS und EZMW am Montag weitgehend ähnlich
sind, liegt bei ICON das Tief (und auch das Hoch über Osteuropa) ca. 1000 km
weiter östlich als nach den anderen Modellen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum deutet GFS bereits wieder ein
Übergreifen der Frontalzone auf Mittelfrankreich an. Das Modell des kanadischen
Wetterdienstes simuliert die Zonalisierung weiter südlich, wogegen EZMW die
Frontalzone ins westliche Mittelmeer vorstoßen lässt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS liefert Indizien für einen allmählichen Temperaturrückgang, der
sich über den erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hinweg fortsetzt.
Dabei weisen die Rauchfahnen einen relativ geringen Spread auf. Ab der kommenden
Woche werden Signale für einen zunehmend unbeständigen Wettercharakter gezeigt.
Hierdurch würden sich dann bis hin mittlere Lagen wieder Niederschläge in fester
Phase ergeben. Betrachtet man das EPS-Mittel für das 500 hPa-Niveau und den
Bodendruck, ergeben sich Ähnlichkeiten mit dem deterministischen EZMW-Lauf.
Das EPS des EZMW lässt sich in 4 Cluster eingruppieren, wobei der
deterministische Lauf sich nur im Cluster, das am schwächsten besetzt ist,
wiederfinden lässt. Immerhin lassen 30 von 51 Lösungen ein (mehr oder weniger
weit südlich erfolgendes) Durchsetzen der Frontalzone erwarten. Hinsichtlich
des Temperaturverhaltens ergibt sich nicht ein so einheitliches Bild wie beim
EPS des GFS. Während für die westlichen Teile Deutschlands eher ein leichter
Temperaturrückgang erkennbar ist, lassen sich für den Nordosten gleichbleibende
Temperaturen und für den Südosten eher ein leichter Temperaturanstieg (jeweils
im 850 hPa-Niveau, d.h. oberhalb der Grundschicht) ableiten. Zumindest ist am
Ende des erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraumes das Durchgreifen einer
westlichen bis südwestlichen bodennahen Komponente wahrscheinlich.
Zusammenfassend lässt sich herausarbeiten, dass weder ein winterlicher
Witterungsabschnitt noch eine durchgreifende Milderung in Sicht ist.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im Bergland und an einigen Küstenabschnitten sind zeitweise stürmische Böen, auf
höheren Berggipfeln und exponiert auch an der Küste Böen bis Sturmstärke nicht
ganz auszuschließen. Ansonsten ist die Wahrscheinlichkeit für markant zu
bewarnende Wetterereignisse gering.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann