DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-12-2017 09:00
SXEU31 DWAV 210800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 21.12.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW a

Bis zum Mittag in SE Bayern Glätte, auch durch gefrierenden Nieselregen. In den
Alpen oberhalb 1000m ab dem Nachmittag Schneefälle, 5 bis 10, örtlich um 15cm
Neuschnee in 12 Stunden. Ab Samstag auffrischender Südwest- bis Westwind, an den
Küsten und im Bergland Sturmböen, exponiert schwere Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... steht einem umfangreichen Höhenrücken über dem Nordostatlantik und
SW Europa ein Trog gegenüber, der von Skandinavien über Osteuropa ins Mittelmeer
reicht. Ein kurzwelliger Anteil des Höhenrückens schwenkt über Mitteleuropa nach
Südosten. Rückseitig dreht die Höhenströmung auf NW, wobei kurzwellige Tröge
über dem Norden und Osten südostwärts ablaufen, ohne nennenswerten Einfluss auf
das Wettergeschehen auszuüben.

Am Rande des Hochs mit Zentrum über der Biscaya und mehr als 1040 hPa Kerndruck
überquert uns das Frontensystem eines Tiefs über dem Nordmeer nach Südosten. Die
Warmfront hat den Süden Bayerns erreicht, kommt aber nur zögernd nach SE voran.
Die dort liegende dünne Kaltluftschicht wird entsprechend auch nur langsam
ausgeräumt und die leichten Niederschläge führen vor allem vormittags zu Glätte,
teils durch gefrierenden Regen oder Nieselregen, Richtung Alpen und im
Bayerischen Wald auch durch etwas Schnee. Wobei die Schneefallgrenze bis zum
Abend von Norden her auf 800 bis 1000m steigt. Die Kaltfront wird dagegen
relativ zügig nach Süden gesteuert, wo sie im Laufe der Abendstunden die Alpen
bzw. das Vorland und damit ein frontolytisches Umfeld erreicht (dort liegt die
Divergenzachse des sich vom Biscayahoch nach Osten erstreckenden Hochkeils).
Nach Westen hin geht die Kaltfront in die Warmfront eines von Westen Richtung
Schottland ziehenden Randtiefs über.

Die frontgebundenen, anfangs getrennten Niederschlagsgebiete wachsen im
Tagesverlauf bei weiterer Südverlagerung zusammen. Während es um die Mittagszeit
in der Mitte und im Süden regnet, nieselt oder schneit, ist am Abend zu weiten
Teilen der Süden betroffen. In Hochlagen oberhalb 800 bis 1000m können aber bis
zum Abend 5 bis 10 cm, in exponierten Staulagen bis zu 15 cm Neuschnee
zusammenkommen.
Weitgehend trocken bleibt es in weiten Teilen Norddeutschlands, was auch daran
liegt, dass die postfrontal einfließende subpolare Meeresluft kaum Labilität
aufweist und somit auch keine Schauer auf der Tagesordnung stehen. Im
Küstenumfeld kann man sich sogar über Auflockerungen und einige Sonnenstrahlen
freuen.
Der auf West bis Nordwest drehende Wind lebt insbesondere im N und O etwas auf,
ohne dabei aber die ganz große Nummer zu werden. Ein paar 7er-Böen an der
östlichen Ostsee (Rügen), dazu Böen 8-9 Bft auf dem Brocken sowie exponierten
Kammlagen der östlichen und südöstlichen Mittelgebirge.

Die Temperatur steigt in der Nord-und Westhälfte auf 4 bis 9°C, sonst auf 1 bis
5°C.

In der Nacht zum Freitag ziehen sich die Niederschläge im Süden zu den Alpen
zurück, wo die Schneefallgrenze bei um 1000 m verharrt. In Lagen darüber sind um
10 cm, in exponierten Staulagen auch um 15 cm Neuschnee zu erwarten. Auch in den
westlichen Landesteilen an der rückläufigen bzw. in eine Warmfront übergehenden
Front setzt leichter Regen oder Nieselregen ein.
Ansonsten lockert die Wolkendecke von N und NO teilweise auf, örtlich bildet
sich Nebel. Leichten Luftfrost gibt es am ehesten noch in den östlichen und
südöstlichen Mittelgebirgen, sonst reicht es wohl nur stellenweise für leichten

Bodenfrost (im S und SO mit der Gefahr gefrierender Nässe). Der Wind lässt
tendenziell wieder nach.


Freitag... verbleiben wir unter einer nordwestlichen Höhenströmung, die von
einem vom nahen Ostatlantik bis zum Nordmeer reichenden Rücken und einem Trog
über Osteuropa generiert wird. Darin eingelagert ist ein KW-Trog, der rasch
südostwärts über den Vorhersageraum hinwegläuft und nur kurzzeitig einen
Hebungsimpuls durch PVA liefert.
Die Höhenströmung dreht tagsüber noch mehr auf nördliche Richtungen.

Bodennah verbleiben wir am Rande des sich etwas nach Westen zurückziehenden
Bodenhochs in einer schwachen bis mäßigen west-nordwestlichen Bodenströmung, mit
der sich die milde und feuchte Nordseeluft nun auch im S und SO durchsetzt und
dort die letzten Kaltluftreste tilgt.

Zwar lässt sich die zuvor im Westen noch in Erscheinung tretende Warmfront in
den Prognosefeldern nicht mehr wirklich finden (siehe Vorhersagekarte für Fr.
12UTC), gleichwohl kommt es durch Warmluftadvektion im W und S zu weiteren
Regenfällen oder Nieselregen. An den Alpen liegt die Schneefallgrenze über 1000
m, wobei sich die Niederschlagssimulationen der Modelle nun angeglichen haben.
EURO 4 und GFS simulieren zwar immer noch etwas intensiver als ICON und IFS, die
Unterschiede sind aber geringer und auch die Lage der Niederschläge passt
besser.
Bei Tageshöchstwerten von 6 bis 10°C, in den Mittelgebirgen und an den Alpen
etwas darunter, spielt der W-NW-Wind keine große Rolle. Auf dem Fichtelberg gibt
es anfangs noch ein paar 8er-, auf Rügen ein paar 7er-Böen.

In der Nacht zum Samstag nimmt die Niederschlagsneigung auch im SW ab, im Süden
und in der Mitte fällt aber noch etwas Regen, im Stau der Alpen auch etwas mehr,
wobei dort die Schneefallgrenze wieder leicht sinkt. Frost tritt wahrscheinlich
nur im Bergland auf (außer W und SW).
Mit einem über Südskandinavien nach Osten schwenkenden Frontensystem frischt der
Wind vor allem an den Küsten auf, an der Ostsee sind Bft 7 bis 8 erwarten und es
kommt dort zeitweiligen Regenfällen.


Samstag... schiebt sich die Frontalzone dichter an den Vorhersageraum heran,
auch wenn die Höhenströmung zunächst noch auf NW gestellt bleibt. Kräftiger
Druckfall über Nordeuropa, wo ein Tief von der Norwegischen See unter
Intensivierung landeinwärts zieht, sorgt bei uns für eine Gradientverschärfung,
weil der nach wie vor über Süddeutschland verlaufende Hochkeil kaum
Abschwächungstendenzen zeigt. Damit legt der Wind besonders im N und O merklich
zu, wobei er auf Südwest rückdreht. An der Küste muss mit Böen 8 Bft, exponiert
vereinzelt 9 Bft, im küstennahen Binnenland häufig 7 Bft gerechnet werden. Aber
auch in der Norddeutschen Tiefebene sowie im ostdeutschen Tiefland sind einige
7er-Böen am Start. Im höheren Bergland stehen mit Ausnahme des Westens und
Südwestens je nach Exposition Böen 7-9 Bft, auf dem Brocken und dem Fichtelberg
schwere Sturmböen 10 Bft, vielleicht sogar orkanartige Böen Bft 11 auf der
Karte.

Ansonsten wird von Westen her sehr milde Atlantikluft advehiert, bei der die
850-hPa-Temperatur im Norden auf rund +5°C steigt, während sie sich im Süden
zunächst noch bei rund 0°C hält. Bei weitgehend geschlossener Bewölkung - ein
paar Lücken sind am ehesten an den Alpen sowie im Lee der Mittelgebirge zu
erwarten - kann es hier und da etwas regnen oder nieseln, am östlichen Alpenrand
sowie im Bayerischen Wald auch mal etwas mehr. Die Temperatur steigt auf 5 bis
10°C, tief im Westen lokal vielleicht auf 11°C. Wird auch Zeit, schließlich ist
es nicht mehr weit bis Weihnachten...

In der Nacht zu Heiligabend verschärft sich der Gradient durch fortgesetzten
Druckfall über Skandinavien weiter. Bis nach Norddeutschland hinein sind Bft 7
bis 8 zu erwarten. An der See und im Bergland Sturmböen, exponiert schwere
Sturmböen; Brocken, Fichtelberg noch etwas mehr. Es bleibt fast überall
frostfrei mit leichtem Regen oder Nieselregen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren grundsätzlich ähnlich, so dass an der großräumigen
Entwicklung kaum Zweifel bestehen. Tauwetterwarnungen für den Alpenrand oder den
Schwarzwald bieten sich eher nicht an, auch wenn das Dargebot in SNOW
grenzwertig berechnet wird, da die Niederschläge leicht bleiben und der
Warmluftvorstoß zu uns auch keine überbordenden Ausmaße annimmt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner