DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-12-2017 09:00
SXEU31 DWAV 180800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 18.12.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu BM
Im Westen und Südwesten heute noch leichter Schneefall, Schneefallgrenze
allmählich auf 300 bis 500 m steigend. Mit Übergreifen einer Warmfront ab
Dienstag weitere Niederschläge, im Südosten teils bis in tiefe Lagen als Schnee.
Im Übergangsbereich Gefahr von Glatteisregen!


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... ist die großräumige Geopotenzialverteilung über Europa geprägt von
einem Dipol-Höhentrog über Ost- bzw. Südosteuropa mit Drehzentren in etwa über
dem Balkan und über der Ukraine. Als Gegenpart fungiert ein umfangreicher
Höhenrücken, der sich mit seiner Achse über das Seegebiet westlich der
Britischen Inseln hinweg nordwärts erstreckt. Daraus ergibt sich über
Mitteleuropa eine nördliche Höhenströmung. Darin eingebettet verlagert sich ein
kurzwelliger Randtrog heute Vormittag über die Westhälfte Deutschlands hinweg
südwärts und erreicht abends die französische Mittelmeerküste. Dahinter "kippt"
der Höhenrücken etwas nach Südosten und weitet sich über Irland und Schottland
hinweg nach Nordosten aus. Die Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet dreht
dabei allmählich auf Nordost und ist zunehmend antizyklonal geprägt.
Im Bodenfeld überquert ein mit dem Kurzwellentrog korrespondierendes und
inzwischen weitgehend okkludiertes Frontensystem aktuell den Westen und
Südwesten Deutschlands, löst sich aber unter deutlichem Druckanstieg (aufgrund
von NVA rückseitig des Kurzwellentroges) am Rande eines sich vom Seegebiet
westlich der Iberischen Halbinsel Richtung Britische Inseln erstreckenden und
verstärkenden Bodenhochkeils allmählich auf. Dabei gibt es vor allem bis zum
frühen Nachmittag dort noch verbreitet leichte Niederschläge, die in der zuvor
eingeflossenen polaren Meeresluft vor allem in den mittleren Landesteilen und
nach Süden zu bis in tiefe Lagen als Schnee fallen. Rückseitig gelangt
allerdings ein Schwall milderer Meeresluft vor allem in den Westen des Landes,
bis zum Abend steigen die Temperaturen in 850 hPa auf Werte um 0 Grad im Westen,
während sie im Südosten auch um 18 UTC noch immer bei -8 Grad verharrt. Somit
steigt die Schneefallgrenze auf etwa 300 bis 500 m. Die Intensität der
Niederschläge lässt vor allem ab mittags weiter nach, bis zum Abend werden meist
noch 1 bis 5 mm simuliert, im Südwesten auch etwas mehr. Somit hält sich der
Neuschneezuwachs im Westen und Südwesten (etwa zentraler Mittelgebirgsraum bis
zum Allgäu) in Grenzen, mehr als 5 cm sollte es kaum mehr geben, in Staulagen
des Schwarzwaldes vielleicht noch stellenweise um 10 cm.
Im Norden und Osten dominiert dagegen schwacher Hochdruckeinfluss, dort bleibt
es weitgehend trocken und vor allem in der Osthälfte kann sich auch mal die
Sonne zeigen.
Der Wind spielt warntechnisch keine Rolle mehr, lediglich auf dem Brockenplateau
kann es anfangs noch stürmische Böen aus Südwest geben.
Oberhalb von etwa 400 m (Südosten) bis 800 m herrscht leichter Dauerfrost, sonst
steigen die Temperaturen auf 0 Grad im Südosten und bis 7 Grad am Niederrhein.

In der Nacht zum Dienstag weitet sich der Höhenrücken unter leichter
Südostverlagerung nach Nordosten aus und erstreckt sich morgens mit seiner Achse
über England hinweg nordnordostwärts bis ins Nordmeer. Der über Ost- bzw.
Südosteuropa liegende Trog zeigt kaum Verlagerungstendenzen, so dass die
nordnordöstliche Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet erhalten bleibt. Dabei
wird der Höhenrücken von kräftiger WLA überlaufen, die in der zweiten
Nachthälfte auch die Nordhälfte Deutschlands erfasst.
Im Bodenfeld weitet sich der Hochkeil von den Britischen Inseln nach
Mitteleuropa aus, wird aber allmählich nach Süden abgedrängt. Somit dreht die
Strömung niedertroposphärisch in Nord- und Nordostdeutschland auf Nordwest.
Morgens greift dabei die Warmfront eines Tiefs über dem nördlichen Nordmeer auf
den Nordwesten des Landes über, vorderseitig setzen leichte Niederschläge ein.
Dabei treten noch gewisse Modelldifferenzen zutage. Während es GFS überwiegend
trocken lässt und auch ECMWF kaum mehr als 0,5 mm auf der Karte hat, simuliert
ICON-EU im Nordwesten und Norden bereits wenige mm (bis 4 mm). Dort spielt die
Phase warntechnisch glücklicherweise keine Rolle. Bei etwas auffrischendem
Westwind und Temperaturen zwischen +2 (Deutsche Bucht) und -3 (zentrales
Schleswig-Holstein) fällt dort Regen. Weiter östlich gestaltet sich die
Situation etwas unklarer. Vom südöstlichen Niedersachsen bis nach Vorpommern
wird zwar auch vom ICON kaum mehr als 1 mm simuliert, dort fällt gebietsweise
bis in tiefe Lagen Schnee, allerdings kann gefrierender Regen oder Nieselregen
auch nicht ausgeschlossen werden.
Nach Süden und Osten zu bleibt es dagegen überwiegend trocken, lediglich im
Südwesten und an den Alpen fällt noch etwas Schnee (Neuschneezuwachs auch im
Stau der Alpen maximal wenige Zentimeter). Gebietsweise lockern die Wolken dort
auch mal stärker auf. Im Nordwesten sowie in den Niederungen Westdeutschlands
bleibt es frostfrei, sonst gibt es leichtn, in Südostbayern sowie im östlichen
Bergland eventuell auch mäßigen Frost, hier und da kann dabei Glätte durch
Überfrieren auftreten.

Dienstag... schwenkt der Höhenrücken noch etwas weiter südostwärts, verläuft mit
seiner Achse aber weiterhin nördlich des Vorhersagegebietes. Der Trog über Ost-
und Südosteuropa zeigt nach wie vor kaum Verlagerungstendenzen. An dessen
Westflanke verlagert sich ein kurzwelliger Randtrog über das östliche
Mitteleuropa südsüdwestwärts, wodurch sich die nordöstliche Höhenströmung über
dem Vorhersagegebiet vorübergehend sogar noch etwas verstärkt. Dabei ist auch
PVA wirksam, die die durch die auf weite Teile Deutschlands übergreifende WLA
generierten Hebungsprozesse vor allem ab abends und der Nacht zum Mittwoch
zusätzlich unterstützt. Niedertroposphärisch kann sich die mildere Luft
allerdings nur im Nordwesten durchsetzen, im Südosten bleibt es kalt. Abends
bewegen sich die Temperaturen in 850 hPa zwischen +5 Grad über der Deutschen
Bucht und -7 Grad im Südosten Bayerns.
Auch im Bodenfeld kommt die Warmfront entsprechend langsam ostwärts voran und
überquert bis zum Abend grade den Nordwesten des Landes. Die Hochdruckbrücke
wird etwas nach Südwesten abgedrängt, so dass die Strömung niedertroposphärisch
auch im Osten und Süden auf West bis Nordwest dreht, allerdings bleibt ein
kräftiger Hochkeil nach Südwestdeutschland gerichtet. Die Niederschläge im
Vorfeld der Front weiten sich allerdings südostwärts auch auf die mittleren
Landesteile und die Osthälfte aus. Die Mengen bleiben nach wie vor gering. ICON
und GFS simulieren in der Nordhälfte bzw. im Nordwesten bis in die mittleren
Landesteile ausgreifend etwa 1 bis 5 mm in 12 Stunden, GFS sogar meist weniger
als 1 mm. ICON lässt die Niederschläge (mit allerdings kaum erwähnenswerten
Mengen) weiter nach Süden ausgreifen als ECMWF und GFS. Während im Norden und
Westen die flüssige Phase dominiert, kann es nach Süden und Osten zu etwas
schneien. Auch im Bergland kommen dabei aber nur wenige Zentimeter Neuschnee
zusammen.
Die Sonne wird sich kaum zeigen und das Nordwest-Südost Temperaturgefälle bleibt
erhalten. Im Bereich der Nordsee werden Höchstwerte um 8 Grad erreicht, während
in Südostbayern wohl gebietsweise kaum die 0 Grad überschritten wird. Der Wind
spielt warntechnisch kaum eine Rolle, eventuell reicht es auf dem Brockenplateau
mal für eine Bft 8 aus West bis Nordwest.

In der Nacht zum Mittwoch verstärkt sich die Wetteraktivität der Warmfront durch
die weiter oben angesprochenen, sich intensivierenden Hebungsprozesse.
Allerdings kommt die Front in der nordöstlichen Höhenströmung weiterhin kaum
nach Südosten voran. Die Temperaturverteilung in 850 hPa verändert sich somit
kaum. ICON-EU simuliert im unmittelbaren Frontbereich bzw. knapp östlich davon,
also vor allem in den mittleren Landesteilen gebietsweise mehr als 10 mm, die
allerdings überwiegend bei Temperaturen um oder knapp über 0 in 850 hPa fallen
sollen, GFS hat ähnliche Mengen auf der Karte, ECMWF weiterhin weniger. Weiter
nach Süden und Osten werden meist 5 mm und weniger simuliert, dort kommt
allerdings zunehmend die feste Phase ins Spiel. Vor allem im Bergland und im
Südwesten fallen gebietsweise über 5 cm Neuschnee (ICON in der Rhön auch bis 15
cm), im Süden und Südosten kann es aber auch bis in die Niederungen einige
Zentimeter Neuschnee geben. ICON-EU simuliert mit der niedertroposphärisch auf
Nord bis Nordwest drehenden Strömung an den Alpen einen recht kräftigen Stau mit
Mengen über 10 mm vor allem am ostbayerischen Alpenrand. Dort kann es
gebietsweise mehr als 15 cm Neuschnee in 12 Stunden geben. ECMWF und GFS haben
dort allerdings kaum 5 mm (GFS noch weniger) auf der Karte. Im Übergangsbereich
von Regen zu Schnee ist gebietsweise auch Glatteisregen möglich (Unwetter nicht
ausgeschlossen), das vor allem von Westmecklenburg über das östliche
Niedersachsen bis in den zentralen Mittelgebirgsraum. Im Nordosten und
postfrontal im äußersten Westen/Nordwesten bleibt es wohl weitgehend trocken.
Während es im Westen und Norden frostfrei bleibt, gibt es im Osten und Süden
erneut leichten Frost.

Mittwoch... kommt die Achse des Höhenrückens ein wenig weiter südostwärts voran
und erreicht bis zum Abend Norddeutschland. Nördlich davon erfolgt eine
Zonalisierung, wobei sich die Frontalzone von Neufundland unter leichten
Mäandrierungen nach Mittelskandinavien und von dort weiter nach Karelien
verfolgen lässt. Vorderseitig des Rückens bleibt die WLA über dem
Vorhersagegebiet aufrecht.
Somit kommt auch die Warmfront des inzwischen über Spitzbergen angelangten Tiefs
weiterhin kaum nach Südosten voran und erreicht abends in etwa eine Linie
Brandenburg - Schwarzwald. Die Kaltfront erstreckt sich über Mittelskandinavien
und die nördliche Nordsee bis zum nahen Ostatlantik und kommt mangels
Schubkomponente unter leichter Wellenbildung kaum nach Süden voran. Die
Temperatur in 850 hPa steigt bis zum Abend auf 4 Grad im Nordseeumfeld und bis
-5 Grad in Südostbayern. Vor allem GFS simuliert im Bereich der Front bzw.
unmittelbar präfrontal erneut mehr als 10 mm, in einigen Staulagen gar um 15 mm
Niederschlag in 12 Stunden, ICON dagegen - etwas nach Nordwesten zurückhängend -
5 bis 10 mm. Nach wie vor hat ECMWF deutlich geringere Mengen auf der Karte
(maximal 3 mm in der Pfalz und im Saarland). Insgesamt gewinnt die flüssige
Phase nach Südosten an Raum, Schnee fällt tagsüber wohl nur noch im Süden und
Osten Bayerns bis in tiefe Lagen und auch dort nur wenige Zentimeter (an den
Alpen staubedingt stellenweise über 5 cm). Ansonsten steigt die Schneefallgrenze
auch in den südwestlichen, zentralen und östlichen Mittelgebirgen auf etwa 500
bis 800 m, nach Norden zu (Harz) auch bis in die Gipfellagen. Im
Übergangsbereich ist anfangs auch noch Glatteisregen denkbar.
An der Temperaturverteilung ändert sich nur wenig, die mildere Luft kann sich
allerdings etwas weiter südostwärts durchsetzen. Während die Höchstwerte an den
Alpen kaum die 0 Grad überschreiten, werden im Nordseeumfeld und im Westen 7 bis
8 Grad erreicht.


Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle zeigen eine ähnliche Wetterentwicklung im
Kurzfristbereich. Auch das Vorankommen der Warmfront am Dienstag und Mittwoch
unterscheidet sich kaum. Differenzen gibt es allerdings bzgl. ihrer
Wetteraktivität. Diese können durchaus von Warnrelevanz sein, vor allem, was
eventuellen Glatteisregen in der kommenden Nacht (mit geringer
Wahrscheinlichkeit und maximal markant) bzw. in der Nacht zum Mittwoch (Unwetter
nicht ausgeschlossen) betrifft. ICON-EU simuliert in einigen
Mittelgebirgsregionen bzw. am ostbayerischen Alpenrand durchaus Schneefälle bis
in den markanten Warnbereich, ECMWF dagegen meist nur geringe Neuschneemengen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff