DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-12-2017 09:00
SXEU31 DWAV 050800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 05.12.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW antizyklonal
Zunächst an der Küste und auf dem Bergen Sturmböen, am Mittwoch auch schwere
Sturmböen.
Am Donnerstag im Westen und Nordwesten stürmische Böen, an der Küste und im
Bergland Sturmböen und auf exponierten Bergen schwere Sturmböen und einzelne
orkanartige Böen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... Deutschland befindet sich am Westrand eines Höhenrückens über
England in einer nordwestlichen Strömung, wobei eine Warmfront im Südosten
anfangs noch für Niederschläge sorgt. Insgesamt herrscht abgesehen vom Südwesten
aber auch postfrontal noch WLA vor, wodurch weitere Wolkenfelder nach
Deutschland ziehen, die aber in der 2. Tageshälfte meist nur noch geringen Regen
oder Sprühregen bringen. Zuvor kann es im Erzgebirge, im Bayerischen Wald und am
östlichen Alpenrand oberhalb 800 Meter 1 bis 5 cm, in Staulagen örtlich auch 5
bis 9 cm Neuschnee geben. Am Nachmittag sind es dann meist nur noch 1 bis 3 cm,
wobei die Schneefallgrenze noch etwas ansteigt.
Ein erster Anteil des Höhenrückens schwenkt bis zum Abend noch Deutschland und
infolgedessen nähert sich das Bodenhochdruckgebiet dem Südwesten Deutschlands.
Zwischen diesem und dem nordosteuropäischen Tiefdrucksystem ist der Gradient im
Norden recht kräftig, so dass es im Küstenbereich steife, an der Ostsee auch
stürmische Böen geben kann.
Im Laufe der Nacht sind dann auch an der Westküste Schleswig-Holsteins
stürmische Böen möglich (s. u.). Auf den Gipfeln im Harz sowie der südöstlichen
Mittelgebirge gibt es stürmische Böen und Sturmböen.
Mit Verlagerung des Hochs zu den Westalpen und nach Südwestdeutschland soll sich
die Bewölkung im äußersten Süden auflockern. Damit ist hier Frost zu erwarten,
der in den Alpentälern auch mäßig sein kann.
Ansonsten bleibt es unter Wolken recht mild bei 3 bis 9 Grad mit den höchsten
Werten auf den Ostfriesischen Inseln.

Mittwoch... legt sich der mit relativ flacher Amplitude ausgestatte Höhenrücken
zusehends über den Vorhersageraum. Dabei stützt er eine umfangreiche
Bodenhochdruckzone, die quasi ganz Südeuropa einnimmt und über die Alpen hinweg
bis nach Süddeutschland reicht. Dort, wo der hohe Luftdruck ursprünglich lag,
nämlich über dem nahen Ostatlantik, ist mittlerweile ein dipolartiges Tief
aufgetaucht, das mit seiner Kaltfront auch bei uns noch von sich reden machen
wird. Bis es ab Donnerstag soweit ist, liegen wir am Mittwoch im breiten,
antizyklonal aufgestellten Warmsektor zwischen der Kaltfront westlich von Irland
und einer langgezogenen Warmfront über Südskandinavien und dem Baltikum. Dabei
wird mit kräftiger Südwest- bis Westströmung relativ milde Atlantikluft
insbesondere in die Regionen nördlich der Mittelgebirgsschwelle gesteuert
(7-10°C), während im deutlich gradientschwächeren Süden und Südosten meist nur 2
bis 6°C auf der Tagesordnung stehen. Hier gibt es zwar ebenfalls positive
Temperaturen in 850 hPa, jedoch gibt es hier mangels Durchmischung (schwacher
Gradient!) eine bodennah kühle Luftmasse.
Wettertechnisch setzt sich im Süden - abseits einiger näher Nebel- oder
Hochnebelfelder - die Sonne durch, wobei die Garantie dafür auf den Bergen am
größten ist. Im großen Rest bleibt es überwiegend stark bewölkt bis bedeckt, es
fällt aber nur vereinzelt etwas Sprühregen. Im Norden und Osten erreicht der
Südwest- bis Westwind in der Spitze Stärke 7 Bft, an der See und im höheren
Bergland 8-9 Bft, Brocken und Fichtelberg bis 10 Bft.
Die Nacht zum Donnerstag bringt im Süden erneut leichten, über Schnee lokal
mäßigen Frost und einige Nebelfelder. Während der Wind im Binnenland schwächer
wird, frischt er auf der Nordsee in den Frühstunden wieder stärker auf (9 Bft),
wobei er auf S-SW rückdreht. Auf dem Brocken können erste orkanartige Böen 11
Bft auftreten.

Donnerstag... nimmt das Orkantief, das sich nunmehr zum Seegebiet vor
Südnorwegen verlagert, den Charakter eines Zentraltiefs an, wobei ein Kerndruck
von 960 hPa vorhergesagt wird. Deutschland gelangt auf der Vorderseite seiner
Kaltfront in eine sehr milde Südwest- bis Südströmung (850-hPa-Temperaturen
teils bei 5 Grad). Diese Kaltfront erreicht am Donnerstagabend die Nordseeküste.
Davor erfolgt eine weitere Gradientverschärfung, wodurch bis weit ins
nordwestliche Binnenland hinein stürmische Böen aufkommen können. Im Norden und
Westen sowie zum Teil auch in den mittleren Gebieten treten verbreitet Windböen
auf. In den westlichen Mittelgebirgen sowie an der Nordsee erreicht der Wind in
Böen Sturmstärke. Auf höheren Berggipfeln der nördlichen Mittelgebirge besteht
die Gefahr schwerer Sturmböen und auf dem Brocken können 11er Böen auftreten.
Lediglich im Süden und ganz im Osten bleibt der Wind schwächer unterhalb der
Warnschwelle.
Präfrontal greifen Regenfälle auf den Nordwesten Deutschlands über, die
allerdings noch nicht warnrelevant sind. Dabei fällt durchweg Regen. Sehr
wahrscheinlich werden der Osten und der Süden Deutschlands von diesen
Regenfällen tagsüber noch nicht erreicht. In diesen Gebieten sind
Auflockerungen, im Lee der östlichen Mittelgebirge und der Alpen auch längere
sonnige Abschnitte zu erwarten, wobei ein leicht föhniger Einfluss zum Tragen
kommen kann.
Aufgrund der relativ guten Durchmischung bewegen sich am Nachmittag die
Temperaturen zwischen 5 und 9 Grad. Eine Ausnahme stellen lediglich einige
Tallagen Süddeutschlands sowie das höhere Bergland dar, wo Maxima um 3 Grad zu
erwarten sind.
In der Nacht zum Freitag erreichen die Regenfälle der Kaltfront den Südosten.
Dabei ist in Niederbayern gefrierender Regen nicht ganz auszuschließen. Im
Westen und Norden geht der Regen in Schauer über. Die Schneefallgrenze sinkt in
weiten Teilen Deutschlands hinter der Kaltfront auf rund 600 m. Der Wind bleibt
an der See und auf exponierten Bergen stürmisch.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle zeigen im Kurzfristzeitraum keine großen Unterschiede. Die
o. e. Kaltfront erreicht auch nach GFS und EZMW Freitagfrüh Südostbayern.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden