DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-11-2017 21:00
SXEU31 DWAV 181800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 18.11.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Windig und nasskalt. An den Küsten und im Bergland Sturm. In höheren Lagen
Schneefall.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... liegt Deutschland in einer kräftigen nordwestlichen Höhenströmung,
wobei sich Höhenkaltluft in der gesamten Nordosthälfte südostwärts ausweitet und
sich auch noch ein Stück nach Südwesten ausdehnt. Über Skandinavien liegt ein
hochreichendes Tief mit mehreren Kernen, während über Frankreich und der Biskaya
ein Bodenhoch liegt, das von einem ostatlantischen Rücken gestützt wird.
Bodennah liegt bereits über ganz Deutschland Luft polaren Ursprungs mit Werten
zwischen 0 und -5 Grad in 850 hPa. Eine von einem der Skandinavientiefkerne
ausgehende Konvergenz hat die nördliche Mitte Deutschlands erreicht und kommt
unter Abschwächung südwärts voran. Sie führt zu schauerartigen Niederschlägen,
in die auch einzelne Gewitter eingelagert sind. Vor allem in der Osthälfte des
Landes liegen in 850 hPa die Temperaturen um -4 Grad, was ab etwa 500 m zu
Schneefall führt und ab etwa 600 m auch zu einer dünnen geschlossenen
Schneedecke. Die in den Nordosten einfließende Kaltluft ist sehr labil
geschichtet, so dass es auch auf der Rückseite der Front noch zu Schauern kommt
und auch einzelne Gewitter möglich sind. Im Süden herrscht dagegen ruhiges
Wetter, allerdings ist es auch dort verbreitet stark bewölkt bis bedeckt.
Zwischen den o.e. erwähnten Druckgebilden herrscht auch ein recht starker
Gradient, so dass es in der Nordhälfte windig ist, an der See und auf höheren
Bergen stürmisch.

In der kommenden Nacht liegt Deutschland weiterhin in der kräftigen
nordwestlichen Höhenströmung. In diese wird allmählich eine strömungsparallel
liegende Luftmassengrenze eingeschleust, die über Frankreich zu liegen kommt.
Von dieser ausgehend erfasst WLA in der zweiten Nachthälfte den Südwesten
Deutschlands und führt dort zu stratiformen Niederschlägen. Von Norden erreicht
auch die Konvergenz zunehmend die Südhälfte Deutschlands, so dass sich die
schauerartigen Niederschläge an dieser allmählich mit jenen der Luftmassengrenze
im Südwesten vereinigen. Die Schneefallgrenze liegt dabei in der Mitte meist um
500 m, im Südwesten (Schwarzwald) um 800 m. In Lagen deutlich darüber sind
gebietsweise um 5 cm Neuschnee zu erwarten, im Schwarzwald und im Bayerischen
Wald mitunter auch um 10 cm. Auch an den Alpen setzt in der zweiten Nachthälfte
ab etwa 700 m Schneefall ein. In tieferen Lagen regnet es. Im Norden ist es
gebietsweise trocken, nur vereinzelt gibt es noch Schauer. Nur an den Küsten
sorgt das warme Wasser weiterhin für verstärkte Schauertätigkeit und einzelne
Gewitter. Frost gibt es vorwiegend in höheren Lagen, meist ab etwa 600 m. Dann
kann es auch gebietsweise zu Glätte kommen. Noch ein Satz zum Wind: Dieser weht
meist aus Südwest bis West und schwächt sich im Binnenland so weit ab, dass er
meist nicht mehr warnwürdig ist. Nur im Süden frischt er vorübergehend etwas
auf, so dass dort einzelne steife Böen möglich sind. An den Küsten und auf den
höheren Bergen treten dabei weiterhin stürmische Böen oder Sturmböen auf, gegen
Morgen in exponierten Lagen auch zunehmend schwere Sturmböen.

Sonntag ... liegen wir weiterhin in der kräftigen nordwestlichen Höhen- und
Bodenströmung, wobei die Nordosthälfte des Landes im Bereich des Troges und sehr
kalter Luft in der Höhe liegt, so dass die Luftmasse dort weiterhin labil
geschichtet ist. Mit der nordwestlichen Strömung gelangt eine weitere Konvergenz
in den Norden des Landes und erreicht bis zum Abend in etwa die Mitte.
Gleichzeitig schleift das andere Frontensystem südwestlich unseres Landes, wobei
eine sehr schwach ausgeprägte Warmfrontwelle südwestlich von Deutschland
vorübergeführt wird. Dies führt zu weiteren stratiformen Niederschlägen im
Südwesten, die sich bis zum Abend an die Alpen zurückziehen. Dagegen gibt es
über der Nordhälfte wieder schauerartige Niederschläge, vereinzelt sind vor
allem ganz im Norden und im Osten auch wieder Gewitter möglich, auch mit Graupel
bis in tiefere Lagen. Die Schneefallgrenze liegt zwischen 600 m im Norden und
800 m im Süden. Dabei sind in den höheren Lagen der Mittelgebirge meist unter 5
cm Neuschnee zu erwarten, an den Alpen können aber bis zum Abend durchaus 5 bis
10 cm, in Staulagen 10 bis 20 cm fallen. Der Wind frischt aufgrund wieder
leichter Gradientzunahme (über die Ostsee zieht ein Bodentief) wieder etwas auf.
So sind im nördlichen Binnenland wieder verbreitet steife bis stürmische Böen um
West zu erwarten. Bei Gewittern ermöglicht insbesondere an der Konvergenzlinie
der Höhenwird auch vereinzelt Sturmböen. An der Ostsee und im höheren Bergland
treten stürmische Böen, in exponierten Lagen Sturmböen auf. An der Nordsee wird
noch eine Windstärke mehr erwartet, in den exponierten Lagen also durchaus
schwere Sturmböen. Diese treten auch auf dem Brocken und dem Fichtelberg auf.

In der Nacht zum Montag verlagert sich der Trog allmählich weiter nach Osten.
Das Bodentief verlagert sich langsam weiter bis zum Baltikum. Ausgehend von dem
Höhentrog schwenkt ein weiterer Kurzwellentrog über den Norden und Osten hinweg,
sodass auch in der Nacht gebietsweise mit weiteren Schauern und einzelnen
Gewittern gerechnet werden muss. Dabei scheint es aber ein Minimum in Teilen
Ostdeutschlands zu geben, dort wo die Luftmasse durch das Überstreichen des
Skandinavischen Gebirges abgetrocknet ist. Oberhalb von 400 bis 600 m fällt
etwas Schnee. Im Erzgebirge, im Bayerischen Wald und am östlichen Alpenrand sind
um 5 cm Neuschnee zu erwarten. Damit kommen an den Alpen insgesamt (ab kommender
Nacht gerechnet) doch gebietsweise 10 bis 15 cm, in Staulagen 20 bis 30 cm
zusammen. Im Westen und Südwesten bleibt es überwiegend trocken, da dort der
Einfluss des Hochs über Frankreich noch etwas weiter zunimmt. Die nach wie vor
ebenso über Frankreich liegende Front ist nach Durchzug der ersten Welle
vorübergehend inaktiv. Bei teils klarem Himmel muss vor allem im Südwesten und
Süden sowie in den Mittelgebirgen gebietsweise mit leichtem Frost gerechnet
werden. Streckenweise kann es glatt werden. Der Gradient fächert geringfügig
auf, insbesondere an der See und im Bergland treten aber weiterhin Sturmböen, in
Gipfellagen auch schwere Sturmböen aus West bis Nordwest auf. Im Binnenland sind
aber in der Nacht wohl keine Warnungen mehr erforderlich.

Montag ... verbleibt Deutschland zwischen dem Höhentrog über Nord- und Osteuropa
und einem Höhenrücken über dem nahen Ostatlantik in einer nordwestlichen
Höhenströmung. Dabei schwenkt ein flacher Kurzwellentrog von Großbritannien
kommend Richtung Nordostfrankreich. Damit verbunden ist im Bodendruckniveau ein
Wellentief, das am Tagesende etwa über den Niederlanden liegen soll. Dessen
Warmfront greift im Tagesverlauf auf den Westen und Süden Deutschlands mit
Niederschlägen über. In den Westen und Südwesten des Landes gelangt nachfolgend
mildere Luft (bis 3 Grad in 850 hPa), sodass dort und teilweise an den Alpen die
Schneefallgrenze allmählich auf 1000 bis 1500 m ansteigt. Zuvor kann es auch
dort noch etwas schneien. Sonst verbleibt die Schneefallgrenze in der kalten
Luftmasse bei etwa 400 bis 600 m, sodass dort zwischen 5 und 10 cm Neuschnee
fallen, vor allem in höheren Lagen des Nordhessischen Berglandes, des Harzes und
Thüringer Waldes. Nur schwache Regenfälle gibt es ganz im Nordosten. An der
Südflanke des Tiefs frischt der Wind etwas auf mit steifen Böen aus Südwest und
Sturmböen im höheren Bergland.

In der Nacht zum Dienstag zieht das Wellentief (nach ICON) vom Emsland nach
Thüringen. Dadurch kommt es auf seiner Zugbahn zu teils kräftigen
Niederschlägen, wobei die Schneefallgrenze vom Südwesten bis zur Mitte auf über
1500 m ansteigt. Anfangs, bzw. auf der Nordflanke des Tiefs kann es auch mal bis
in tiefere Lagen teils nassen Schnee geben. Vor allem in der ersten Nachthälfte,
ganz im Osten auch bis in die zweite Nachthälfte hinein kann es in mittleren und
höheren Lagen für einige Stunden kräftigen Schneefall geben und
Neuschneeakkumulation von 5 bis teils über 10 cm, bevor der Schnee wieder zu
tauen beginnt. Je nach genauer Zugbahn müssen zumindest
Ocker-Schneefallwarnungen in einigen Regionen in Betracht gezogen werden. Im
Süden fällt weniger Niederschlag bei sehr hoher Schneefallgrenze, auch ganz im
Norden bleibt es meist trocken. Im Nordosten kann auch geringer Frost auftreten.
Der Wind weht an der Südflanke des Tiefs weiter kräftig mit steifen Böen bis ins
Flachland. Im Bergland muss mit Sturmböen gerechnet werden, auf höheren Bergen
auch mit schweren Sturmböen.

Dienstag ... zieht das Wellentief nach Südosten ab, allerdings wird das diagonal
über Deutschland liegende Frontensystem von einem neuen Richtung Schottland
ziehenden Tief wieder bald ostwärts geführt. Kräftige WLA nordwestlich unseres
Landes lässt den Höhenrücken westlich von uns sich immer mehr aufwölben und sich
ostwärts ausdehnen, womit sich der Trog auch endgültig nach Osten verabschiedet.
Während sich aber ganz im Westen schon sehr milde Luft mit bis zu +8 Grad in 850
hPa durchsetzt, bleibt es ganz im Nordosten noch bei Werten von -6 Grad. Im
Übergangsbereich zwischen den Luftmassen, in einer Region von Westniedersachsen
bis Ostbayern kommt es immer wieder zu leichten bis mäßigen Niederschlägen,
wobei Schnee kaum noch ein Thema ist, höchstens noch in den Höhenlagen von Harz,
Erzgebirge und im Alpengebiet. Ganz im Südwesten bleibt es oft
niederschlagsfrei, ebenso im Nordosten. Der Wind kommt im Südwesten aus Südwest,
nordöstlich der Luftmassengrenze aus Südost. Er weht aber meist nicht mehr
warnwürdig, sehr wohl im Süden aber noch mäßig. Dort kann es auch auf den Bergen
noch Sturmböen geben, allerdings mit abnehmender Tendenz.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Bis Sonntag sind sich die Modelle weitgehend einig. Bereits am Montag zeigen
sich geringfügige Unterschiede bezüglich der Zugbahn des Wellentiefs, wobei vor
allem GFS eine deutlich weiter nördlich verlaufende Zugbahn zeigt. Zudem ist bei
EZMW und GFS das Tief auch etwas stärker entwickelt, was auch mehr Wind zur
Folge hätte. Auch im Dienstag werden Lage der Luftmassengrenze und die
Verteilung der Tiefs noch unterschiedlich simuliert, wobei vor allem GFS im
Nordosten schon milder ist.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann