DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-10-2017 21:00
SXEU31 DWAV 141800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 14.10.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ruhige Hochdrucklage. In den Nächten im Süden und in der Mitte gebietsweise
Nebel.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland unter einem breiten Höhenrücken, während die
Frontalzone über Südskandinavien verläuft. Der Rücken ist von weit entfernt
liegenden Trögen über dem Atlantik und Osteuropa flankiert. Auf der Vorderseite
des atlantischen Troges liegt der Hurrikan Ophelia im Bereich südlich der
Azoren. Im Bodendruckfeld liegt eine Hochdruckzone über weiten Teilen Süd-und
Mitteleuropas, während über den Norden Europas Tiefs hinwegziehen. Ein nahezu
höhenströmungsparallel liegendes Frontensystem liegt dabei über Südskandinavien
und verlagert seine Lage zunächst kaum. Dieses beeinflusst den Norden
Deutschlands mit dichter und hauptsächlich tiefer Bewölkung, während sich dort
die höhere Bewölkung durch Absinken schon weitegehend aufgelöst hat. Am Rande
des Hochs herrscht über dem Norden unseres Landes auch noch ein etwas stärkerer
Druckgradient, der dort zu mäßigem, an der Küste frischem Südwestwind führt, wo
es bis zum Abend an einigen exponierten Küstenabschnitten auch noch Böen der
Stärke 7 gegeben hat. Weiter nach Süden hin nimmt der Wind immer mehr ab, im
Süden weht er nur schwach aus unterschiedlichen Richtungen. Dort hat Absinken
für nahezu wolkenfreien Himmel gesorgt und bei Temperaturen um 12 Grad in 850
hPa hat sich auch bodennah die Luft überall auf Werte um 20 Grad erwärmt,
während die Taupunkte am Nachmittag vielfach bei 10 bis 15 Grad lagen.

Diese hohen Taupunkte deuten dann auch schon an, dass heute Nacht wieder eine
erhöhte Nebelneigung herrscht, und zwar in sämtlichen Tal- und Muldenlagen des
Südens und der Mitte, wo auch der Wind weiterhin nur schwach weht, zumal sich
auch das Bodenhoch noch etwas nach Norden ausweitet. Während Cosmo-DE und Euro4
nur sehr kleinräumig tiefe Bewölkung simulieren, zeigen das polnische UM und
ICON etwas mehr, was auch plausibel erscheint. Der Norden Deutschlands bleibt in
der Nacht weiterhin unter tiefer Bewölkung, auch wenn sich der Rücken weiter
aufwölbt und das Frontensystem als Warmfront nach Skandinavien vorankommt.
Allerdings gibt es hierbei auch noch Unterschiede zwischen den Modellen, was die
Bewölkungsprognose angeht. Sicher ist dagegen, dass das Ausweiten des Hochs den
Gradienten über dem Norden Deutschlands so weit verringert, dass auch an den
Küsten keine Windwarnungen mehr erforderlich sind. Die Temperatur verharrt im
Norden unter Wolken und im leicht windigeren Westen über 10 Grad, im Süden geht
es dagegen bei zumindest zunächst klarem Himmel teils auf Werte unter 5 Grad
zurück.

Sonntag ... wölbt sich der Rücken weiter auf, verkürzt aber etwas seine
Wellenlänge. Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt etwas nach Osten, so
dass die Winde auf Süd drehen und die Temperatur in 850 hPa noch einmal etwas
ansteigen kann, was auch durch verbreitetes Absinken unterstützt wird. Dann
werden etwa 14 Grad erreicht. Die Wolken im Norden ziehen allmählich nordwärts
ab bzw. lösen sich auf. Nur Euro4 ist pessimistischer als die anderen Modelle
und behält bis zum Abend tiefe Bewölkung im Nordosten, was wenig wahrscheinlich
erscheint. Im übrigen Land lösen sich die Nebelfelder im Tagesverlauf meist auf,
ein gewisses Risiko für Nebel/Hochnebel bis zum Abend dürfte aber bei nur
schwachem Wind am Bodensee bzw. in den Donauniederungen bestehen. Dies wird auch
von Euro4, UM und Cosmo-EU gezeigt, Cosmo-DE (03 UTC) lässt dagegen den Nebel
überall auflösen. Bei etwaigem Dauernebel dürfte die Temperatur unter 15 Grad
verharren, ansonsten sind verbreitet 20 bis 23 Grad zu erwarten, in begünstigten
Leelagen kann auch die 25-Grad-Marke geknackt werden. An dieser Schwelle ist
übrigens der September vielerorts gescheitert.

In der Nacht zum Montag verlagern sich das Bodenhoch und der Rücken leicht
ostwärts. Damit herrscht in dieser Nacht vor allem Richtung Westen wieder etwas
stärkerer Wind als in der Vornacht, während es im Osten in tieferen Lagen weiter
schwachwindig bleibt. Allerdings nimmt der Gradient oberhalb der Grenzschicht
etwas zu, so dass es auf höheren Berggipfeln wieder deutlich windiger wird.
Nebel dürfte sich schwerpunktmäßig in den Niederungen der Südosthälfte bilden.
Dagegen können im Westen im Nachtverlauf bedingt durch leichte von Westen
übergreifende WLA ein paar hohe Wolkenfelder durchziehen. Ganz im Norden könnte
auch schon etwas tiefe Bewölkung aufziehen. Das Temperaturniveau dürfte im
Vergleich zur Vornacht etwas milder sein, wozu vor allem der Wind und das
mildere Ausgangsniveau beitragen.

Montag ... beginnt der Rücken etwas zu schwächeln, leichte Dellen ziehen über
seine Nordflanke hinweg und er verlagert seinen Schwerpunkt nach Osten. Das
Bodenhoch zieht seinen Schwerpunkt zunehmend nach Südosteuropa zurück. Vor
unserer Haustüre kommt es dagegen zu einer dramatischen Wetterentwicklung. Der
Hurrikan Ophelia hat sich in der Nacht zuvor westlich der Biskaya in ein
außertropisches Tiefdruckgebiet (asymetric warm core) umgewandelt und ist auf
die entwicklungsgünstige Trogvorderseite gelangt. Das Tief zieht dann am Montag
mit zunehmender Geschwindigkeit und unter Vertiefung auf unter 965 hPa auf
Irland zu und bringt der grünen Insel einen ausgewachsenen Orkan. Bei uns hat
dies nur geringe Auswirkungen. Der Südwind verstärkt sich etwas, für warnwürdige
Böen reicht es aber noch nicht. Ansonsten steigt das Temperaturniveau in 850 hPa
noch einmal leicht an und WLA sorgt eventuell im Westen für etwas hohe
Bewölkung. Die Nebelauflösung dürfte wieder etwas zügiger verlaufen als am
Vortag, andauernder Nebel wird etwas unwahrscheinlicher, die Gefahr dafür
besteht am ehesten an der unteren Donau. Dort können die Höchstwerte dann auch
wieder unter 15 Grad hängen bleiben, ansonsten darf wieder verbreitet mit 20 bis
24 Grad gerechnet werden. In Leelagen an den Nordseiten der Mittelgebirge
dürften dann noch etwas verbreiteter Höchstwerte über 25 Grad erreicht werden,
bis zu 27 Grad könnte man sich in den entsprechend begünstigten Lagen
Westdeutschlands vorstellen, auch wenn unser MOS das derzeit noch nicht zeigt -
wir befinden uns hier allerdings im Bereich der Dekadenrekorde (z.B. Aachen mit
26,9 Grad).

In der Nacht zum Dienstag zieht das Orkantief Ex-Ophelia unter deutlicher
Abschwächung über Schottland hinweg. Der wetterbestimmende Rücken wird dabei von
Nordwesten her abgebaut, beeinflusst aber immer noch unser Wetter. Das Bodenhoch
liegt weiterhin über Südosteuropa, allerdings nimmt im Nordwesten der Gradient
etwas zu und der Wind dreht auf Südwest. Allerdings dürfte es aus heutiger Sicht
allenfalls in exponierten Lagen der Nordseeküste zu Böen der Stärke 7 reichen.
Im Süden nimmt der Gradient sogar etwas ab, so dass vor allem dort, aber auch
wieder in den Tallagen der Mitte Deutschlands, erhöhte Nebelneigung herrscht.
Das nächtliche Temperaturniveau ändert sich im Vergleich zur Vornacht kaum.

Dienstag ... zieht Ex-Ophelia weiter nach Mittelskandinavien und die Frontalzone
kommt wieder geringfügig südwärts voran Richtung Norddeutschland. Insgesamt
stellt sich eine immer noch vorwiegend antizyklonal geprägte südwestliche Lage
ein. Dabei verbleibt der Süden weiterhin unter dem Einfluss des Hochs über
Südosteuropa. Dadurch bleibt es im Südosten bei schwachen Windverhältnissen, die
die Nebelauflösung wieder etwas verzögern dürften. Vor allem den üblicherweise
verdächtigen Regionen an der Donau und am Bodensee könnte Dauergrau drohen. In
den weiterhin vielfach sonnigen Regionen des Südens und der Mitte dürfte die
Temperatur etwas zurückgehen, weil sich das niedertroposphärische
Temperaturniveau etwas verringert. In den Norden gelangt die Kaltfront des Tiefs
Ex-Ophelia, allerdings sollte es dort bei einigen Wolkenfeldern bleiben,
Regenfälle werden nicht simuliert. Die Temperatur geht aber ganz im Norden im
Vergleich zum Vortag etwas deutlicher zurück und der Südwestwind frischt
vorübergehend auf. Ganz im Norden kommt es dann bei stärkerem Gradienten zu
Windböen der Stärke 7 aus Südwest, an der Nordsee sind auch stürmische Böen
vorstellbar, was aber von der genauen Zugbahn von Ex-Ophelia abhängt.


Modellvergleich und -einschätzung
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Auf Unterschiede zwischen den Modellen bezüglich der Nebelentwicklung wurde
schon oben im Text eingegangen. Ansonsten wird die synoptische Entwicklung bis
Montag ähnlich simuliert. Bezüglich der Zuggeschwindigkeit von Ex-Ophelia gibt
es aber am Dienstag noch Unterschiede zwischen den Modellen. Während der Kern am
Dienstagabend beim IFS (00-UTC-Lauf) erst nördlich von Schottland liegt, liegt
er bei GFS in der nördlichen Nordsee und beim ICON schon im Bottnischen
Meerbusen. Dies hat natürlich auch Auswirkung auf die Windentwicklung in
Deutschland am Dienstag, die nach den externen Modellen schwächer ausfallen
könnte. Auch das Vordringen der schwachen Kaltfront ist noch mit geringen
Unschärfen behaftet.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann