DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-07-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 10.07.2017 um 10.30 UTC



Zyklonale Westlage, wechselhaft und für die Jahreszeit zu kühl.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 17.07.2017


Im Mittelfristzeitraum herrschte eine meist zyklonal geprägte Westwetterlage
vor. Dabei liegt Deutschland am Rande der Frontalzone, wobei in rascher Folge
Tröge und Keile über den Norden und Nordosten hinweg ost- südostwärts gesteuert
werden.
Am Donnerstag zieht einer dieser Kurzwellentröge rasch nach Osteuropa ab.
Rückseitig wurde Deutschland von maritimer Polarluft geflutet. Die
850-hPa-Temperatur liegt bei etwa 2 °C im Norden und 7 °C im Süden. Diese polare
Kaltluft gelangt unter einen rasch nachrückenden, flachen Höhenkeil mit
zugehörigem Zwischenhoch. So lockert die Wolkendecke von Südwesten nach
Nordosten zunehmend auf.
Am Freitag greift von Westen her eine weiterer, kräftiger Kurzwellentrog mit
schauerartigem Regen und nachfolgend kurzen Gewittern auf Deutschland über.
Am Samstag zeiht der Trog nach Osteuropa ab, wobei sich Rückseitig wieder ein
Keil bemerkbar macht. Unter dem Trogeinfluss kommt es in den Nordstaulagen des
östlichen Berglands noch zu schauerartigem Regen, während sich von Westen her
Auflockerungen zeigen.
Am Sonntag zonalisiert die Höhenströmung über Deutschland zunehmend, wobei sich
eine Luftmassengrenze von Norden her bis in die Mitte voran kommt und dort für
Regen sorgt. Im Süden ist noch der Einfluss eines Azorenhochkeils wirksam.
Zum Beginn der neun Woche greift ein breiter Trog auf Westeuropa über, was die
Strömung über Deutschland aufsteilen lässt. Dadurch setzt von Süd nach Nord
fortschreitend eine deutliche Erwärmung ein. Allerdings sorgt dieser näher
rückende Trog ab Dienstag für kräftige Schauer und Gewitter in Verbindung mit
einer nur langsam Ostwärts vorankommenden Luftmassengrenze.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Zu den Vorläufen gibt es kaum Unterschiede. Die Vorläufe waren für den Sonntag
antizyklonaler und berechneten den Warmluftvorstoß zu Beginn der neunen Woche
schneller. __________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Alle Globalmodelle simulieren im Wesentlichen dieselbe Entwicklung. Unterschiede
gibt es nur in wenigen Details.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bis Sonntag zeigen die ECMWF-Ensembles eine sehr enge Bündelung in der
Temperatur, im Niederschlag und auch im Geopotential. Ab Sonntag nimmt dann die
Streuung zu, wobei aber fast alle ENS einen mehr oder weniger starken
Temperaturanstieg bei gleichzeitigem Geopotenzialanstieg zeigen.
Für den Norden zeigen die operationellen ENS ab Montag eine Bifurkation: Ein
kleiner Teil der ENS, inklusive Hauptlauf zeigen am Sonntag/Montag einen
Kalfrontdurchgang, mit vorübergehender Abkühling, während der Großteil eine
deutliche Erwärmung rechnet. Die neuen IFS43r3-ENS zeigen diese Bifurkation
nicht. Allerdings unterscheiden sich die operationellen ENS und die Test-ENS ab
Dienstag zum Teil deutlich. Auch in den GFS-ENS ist die Erwärmung ab Beginn der
neuen Woche besonders im Norden nicht so stark ausgeprägt.

In den ECMWF-Clusteranalysen zeigt 1 von 3 Clustern mit 18 Mitgleidern keine
Vorderseitenlage zu Beginn der neunen Woche, sondern eine Fortdauer einer stark
zonalen Westlage.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Modellvorhersagen bis Samstag ziemlich
sicher sind. Ab denn gestaltet sich die Vorhersage als schwieriger. Der von
ECMWF-Hauptlauf favorisierte Frontdurchgang am Sonntag bis in die Mitte und
sogar bis in den Süden, ist weniger Wahrscheinlich, da er von den meisten
ENS-Mitgleidern nicht unterstützt wird. Eine, wenn auch nur vorübergehende
Vorderseitenlage mit schweren Gewittern in der erweiterten Mittelfrist erscheint
trotz aller Unsicherheiten zumindest als wahrscheinlich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Freitag gibt es kurze Gewitter bei Trogdurchgang. Aufgrund der stärkeren
Scherung und stärkeren Höhenwind können diese lokal mit Sturmböen einhergehen.
Die Vorderseitenlage ab Montag nächster Woche birgt ein erhöhtes
Unwetterpotenzial bezüglich schwerer Gewitter.
Ansonsten ist im Mittelfristzeitraum voraussichtlich mit keinen gefährlichen
Wettererscheinungen zu
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-Hauptlauf, MOSM-MIX, ab Sonntag ENS-Mittel.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold