DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

16-02-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 16.02.2017 um 10.30 UTC



Übergang zu einer zyklonalen Westlage; häufigere, aber nicht allzu intensive
Niederschläge, zunehmend windig und zunächst mild, ab Wochenmitte etwas kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 23.02.2017


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, am Sonntag, hat sich über Mitteleuropa eine
antizyklonal konturierte bzw. nördliche Westlage eingestellt. Dabei schwenkt bis
Montag, 00 UTC ein flacher Kurzwellentrog unter weiterem Konturverlust von
Nordwesten her über Deutschland hinweg südostwärts. Rückseitig setzt bereits
wieder kräftige WLA über Westeuropa ein, wobei sich ein markanter Höhenrücken
von den Azoren Richtung Britische Inseln erstreckt.
Im Bodenfeld überquert die Kaltfront eines vom mittleren Skandinavien nach
Nordwestrussland ziehenden Tiefdruckgebietes am Sonntag mit leichten Regenfällen
den Norden und Osten Deutschlands, schwächt sich aber, da sie von WLA
vorderseitig des nächstfolgenden Frontensystems überlaufen wird, über der Mitte
Deutschlands ab und erreicht die Südhälfte nicht mehr. Bereits in der Nacht zum
Montag greift die Warmfront eines zur Norwegischen See ziehenden Tiefs mit
leichten Regenfällen auf den Nordwesten Deutschlands über.
Am Montag stellt sich über dem Vorhersagegebiet eine relativ glatt konturierte
westnordwestliche Höhenströmung ein. Darin eingebettet, verlagert sich ein
flacher Kurzwellentrog von Island bis Dienstag, 00 UTC rasch Richtung
Mittelschweden. Das korrespondierende Bodentief zieht von der Norwegischen See
bis Dienstag, 00 UTC zum Baltikum. Die Warmfront überquert Deutschland am Montag
und in der Nacht zum Dienstag mit verbreiteten Niederschlägen, recht kräftigem
Westwind und sehr milder Meeresluft südostwärts. Die Kaltfront kommt über
Norddeutschland mangels Schubkomponente nicht mehr nach Süden voran.
Am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch schwenkt ein flacher Höhenrücken von
Westnordwest her Richtung Mitteleuropa. Stromaufwärts kommt es bis Mittwochfrüh
zu einer Austrogung über den Britischen Inseln. Ein korrespondierendes Bodentief
zieht vom Seegebiet südwestlich Islands bis Mittwoch, 06 UTC unter weiterer
Vertiefung ins Seegebiet nördlich von Schottland. Die Kaltfront über
Norddeutschland wird im Laufe des Dienstags somit rückläufig und geht über in
die Warmfront des Tiefs, die bis Mittwochfrüh nach Osteuropa zieht. Somit
befindet sich Deutschland im breit angelegten Warmsektor des Tiefs, wobei es
immer wieder zu leichten Regenfällen kommt, dazu weht lebhafter westlicher Wind
und es bleibt bei Temperaturen in 850 hPa von meist über 0 Grad recht mild.
Am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag verlagert sich der Höhentrog von den
Britischen Inseln nach Skandinavien, wobei sich vor allem Norddeutschland in
dessen Einflussbereich befindet. Das zugehörige Bodentief kann sich noch etwas
vertiefen und zieht bis Donnerstagfrüh über das mittlere Skandinavien hinweg
nach Südfinnland. Die Kaltfront überquert am Mittwoch und in der Nacht zum
Donnerstag Deutschland mit schauerartigen Niederschlägen, meist noch bis in
höhere Lagen als Regen, südostwärts, ihr folgt ein Schwall erwärmter maritimer
Polarluft. Vor allem über Norddeutschland und in der Mitte des Landes ist diese
hochreichend labil geschichtet, so dass es dort Schauer, teils auch kurze
Gewitter gibt, in den Kammlagen der Mittelgebirge kann es etwas schneien.
Insgesamt bleibt es windig, auf den Bergen und an den Küsten stürmisch und in
der gut durchmischten Luftmasse relativ mild, wenngleich auch etwas kühler als
an den Vortagen.
Am Donnerstag schwenkt der nordeuropäische Trog ein wenig ostwärts, auf die
Britischen Inseln greift ein weiterer Höhentrog über, dazwischen verlagert sich
ein flacher Höhenrücken über Deutschland hinweg ostwärts. Auch im Bodenfeld
kommt es trogvorderseitig vor der bretonischen Küste zu einer Zyklogenese, das
daraus resultierende Tiefdruckgebiet zieht in der Nacht zum Freitag bzw. am
Freitag über West- und Norddeutschland hinweg ostwärts. Somit bleibt die
unbeständige und niederschlagsreiche Witterung erhalten. Bei allmählich
zurückgehenden Temperaturen kann es zumindest im Bergland wieder häufiger
schneien.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Dem aktuellen Lauf kann eine gute Konsistenz zu seinen beiden Vorgängern
bescheinigt werden. Die Passagen der schwachen Kaltfront am Sonntag und der am
Montag folgenden Warmfront wurden im gestrigen 12 UTC- Lauf nahezu identisch und
auch im 00 UTC-Lauf von gestern nur geringfügig langsamer simuliert.
Im Zeitraum danach fahren dann der aktuelle und der gestrige 12 UTC- Lauf eine
etwas zyklonalere Variante als der gestrige 00 UTC- Lauf. Der sich am Mittwoch
und Donnerstag von den Britischen Inseln nach Skandinavien verlagernde Höhentrog
sowie die korrespondierende Bodentiefentwicklung werden etwas markanter
simuliert. Unterschiede ergeben sich dann für den Donnerstag, was die erneute
Austrogung über den Britischen Inseln angeht. Der gestrige 00 UTC-Lauf hatte
diese überhaupt noch nicht auf der Karte, der gestrige 12 UTC- Lauf simulierte
diesen weiter westlich, dafür aber auch weiter nach Süden ausgreifend.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die zunächst antizyklonale, in der kommenden Woche aber zunehmend zyklonal
konturierte Westlage haben alle vorliegenden Modelle auf der Agenda. Erste
Unterschiede im Detail ergeben sich aber bereits für den kommenden Montag bzw.
Dienstag. Sowohl GFS als auch ICON simulieren den auf Skandinavien
übergreifenden Kurzwellentrog deutlich markanter ausgeprägt als das ECMWF und
haben auch im Bodenfeld eine intensivere Tiefdruckentwicklung auf der Karte.
Nach ICON erreicht das Bodentief über Südschweden bzw. der südöstlichen Ostsee
den Höhenpunkt seiner Entwicklung, wodurch sich insbesondere für die
Nordseeküste eine ausgewachsene Nordweststurmlage ergäbe, nach GFS findet das
ganze etwas weiter östlich statt, womit eher die Ostsee betroffen wäre. GEM
simuliert das Tief etwas schwächer und weiter östlich, also ähnlich wie das
ECMWF, lässt aber bis Dienstag, 12 UTC ein weiteres Tiefdruckgebiet ins
Seegebiet zwischen Island und Schottland ziehen, was so kein anderes Modell auf
der Karte hat.
Die nachfolgende Austrogung über den Britischen Inseln bzw. im weiteren Verlauf
dann über Skandinavien zeigen wiederum alle Modelle, GFS und ICON allerdings
etwas zeitverzögert und vor allem das GFS ein wenig weiter nördlich als das
ECMWF, während das GEM-Modell dem ECMWF sehr ähnelt.
Den erneuten Trogvorstoß auf Westeuropa am Donnerstag bzw. in der Nacht zum
Freitag hat das GFS weiter östlich, über der Nordsee und Benelux, auf der Karte.
GEM simuliert diese Austrogung ebenfalls weiter östlich, aber deutlich markanter
und im Bodenfeld zum Freitag hin mit einer kräftigen Sturmtiefentwicklung über
der mittleren Nordsee einhergehend.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum 72 bis 96 Stunden verteilen sich die 49 Ensembleläufe, zusammen mit
dem Haupt- und Kontrolllauf auf 4 Cluster, die sich bzgl. der Wetterentwicklung
über Mitteleuropa sehr ähneln.
Für den nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden) ergeben sich drei Cluster
(jeweils 24, 14 und 13 Member). Allesamt markieren bis Wochenmitte den Übergang
zu einer eher zyklonal konturierten Westlage, wobei Cluster 1 und 2 die
Austrogung über Skandinavien am Mittwoch und Donnerstag etwas markanter
simulieren als Cluster 3, in dem sich auch der Haupt- und Kontrolllauf befinden.
Vor allem Cluster 2 hat - ähnlich wie GFS und ICON - auch mal kräftigere
Sturmtiefentwicklungen über dem nördlichen Mitteleuropa bzw. Südskandinavien im
Programm.
4 Cluster (jeweils 22, 13, 9 und 7 Member) zeigt die erweiterte Mittelfrist (192
bis 240 Stunden). Insgesamt beginnt die Frontalzone in allen Clustern mehr zu
mäandrieren. Vor allem Cluster 1 (inklusive Kontrolllauf) und 2 haben ein
ausgeprägtes Trog-Keil-Muster auf der Karte, wobei am Freitag und Samstag ein
Höhentrog über Mitteleuropa hinweg ostwärts schwenkt, gefolgt von einem Keil,
der vor allem in Cluster 2 über West- bzw. dem westlichen Mitteleuropa am
Sonntag sehr markant simuliert wird. Nach Cluster 3 (inklusive Hauptlauf)
schwenkt der Trog weniger progressiv über Mitteleuropa hinweg ostwärts und auch
der nachfolgende Höhenrücken über Südwesteuropa wird schwächer ausgeprägt
simuliert. Cluster 4 fährt eine insgesamt etwas zonalere Variante als die
anderen 3 Cluster mit rasch durchschwenkenden, eher kurzwelligeren Trögen und
Keilen.
In der "Rauchfahne" für Gitterpunkte im Westen Deutschlands verlaufen die 850
hPa- Temperaturen der einzelnen Member am Sonntag und Montag noch in einem recht
eng verlaufenden Spread zwischen -2 und +3 Grad mit vorübergehend steigender
Tendenz mit Übergreifen der Warmfront am Montag. Dabei hat der Hauptlauf wohl
die Kaltfront etwas markanter ausgeprägt im Programm als das Gros der Member und
bewegt sich in der Nacht zum Montag im untersten Bereich der Rauchfahne.
Im Laufe der kommenden Woche wird der Spread dann größer, wobei es mit dem
Übergang zu einer eher zyklonal geprägten Westlage allmählich abkühlt. Das Groß
der Member bewegt sich am Freitag bei etwa -5 Grad, wobei es einige "Ausreißer"
deutlich nach oben (durchaus bis +5 Grad) gibt, aber kaum mehr nach unten
(minimal -8 Grad). Vor allem der Hauptlauf bewegt sich während des gesamten
Mittelfristzeitraumes eher im unteren Bereich der Member. Deutliche
Niederschlagssignale treten vor allem ab Mittwoch auf, davor simulieren fast
alle Läufe nur geringe Niederschläge.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI gibt so gut wie keine Signale für signifikante Wettererscheinungen, die
bevorstehende milde Witterungsphase zu Wochenbeginn bewegt sich
temperaturtechnisch abseits jeglicher Extreme.
Interessanter gestaltet sich die Niederschlags- und Windentwicklung vor allem im
Laufe der zweiten Wochenhälfte. Allerdings bleiben die vom ECMWF-EPS simulierten
Wahrscheinlichkeiten für warnrelevanten Dauerregen auch in den Staulagen der
Mittelgebirge nur gering und auch die deterministischen Läufe der einzelnen
Modelle zeigen zwar häufige, aber nicht allzu intensive Niederschläge.
In den Fokus der Warntätigkeit dürfte somit eher der Wind rücken. Die
probabilistischen Verfahren zeigen ab Montag immer wieder leicht erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen oder Sturmböen vor allem an den Küsten,
im Bergland, vereinzelt aber auch in den Niederungen Nord- und Ostdeutschlands.
Der aktuelle Hauptlauf des ECMWF hat zwar keine markante Sturmtiefentwicklung im
Programm, das scheint aber in einzelnen Ensemblemitgliedern, vor allem aber auch
in den Simulationen anderer Modelle (GFS und ICON am Dienstag, GEM am kommenden
Freitag) der Fall zu sein.

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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff