DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-02-2017 21:00
SXEU31 DWAV 081800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 08.02.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im N und O Dauerfrost, nur wenig Niederschlag.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... weist die Potenzialverteilung über dem Vorhersageraum eine Art
Niemandsland auf ohne jedwede Struktur. Einzig der Norden befindet sich am Rande
eines Kaltlufttropfens (KLT), der dabei ist, von Jütland in Richtung nördliche
Nordsee zu ziehen. Seine Wirkung auf unser Wettergeschehen ist gering bis nicht
vorhanden. Relevanter ist da schon die Bodendruckverteilung, die nach wie vor
das kräftige nordeuropäische Hoch ERIKA mit über 1050 hPa im Zentrum ganz vorne
sieht, gefolgt von Mittelmeertief OLLI(P) mit Drehzentrum unweit von Sardinien.
Dazwischen dauert die östliche Grundströmung an, mit der kontinentale Kaltluft
insbesondere in den N und O sowie in Teile der Mitte geführt wird.
Dass es nicht auch für den S und W des Vorhersageraums reicht, ist nicht zuletzt
der vergleichsweise geringen vertikalen Mächtigkeit der Kaltluft geschuldet
(knapp 1 km bis maximal 1,5 km unterhalb einer Inversion). Entsprechend hat es
die Kaltluft schwer, die gesamte Mittelgebirgsschwelle zu überschreiten
(isolierte Mittelgebirge wie der Harz können umströmt werden), so dass auch
heute wieder in der gesamten SW-Hälfte positive Temperaturen gemessen wurden,
während es in der NO-Hälfte leichten bis mäßigen Dauerfrost gab.
Das wird sich in der Nacht insofern ändern, als dass nun auch im Südwesten
leichter Frost Einzug hält und nur ganz lokal noch ein paar wenige Bastionen mit
leichten Plusgraden übrig bleiben. Ansonsten steht durchweg leichter bis mäßiger
Frost auf der Karte, im Oberharz und im östlichen Bergland stellenweise auch
strenger Frost unter -10°C. Dabei bleibt es häufig stark bewölkt bis bedeckt,
auch wenn sich aus der Mitte heraus ein immer größeres Loch in die Wolkendecke
arbeitet. Dort, wo es längere Zeit aufklart, bildet sich örtlich Nebel.
Niederschlagstechnisch läuft in der Nacht nicht besonders viel. Diabatisch
getriggerte Schneefälle über der Ostsee (Feuchte und Labilität reichen zwar nur
bis etwa 850 hPa, wo aber etwa -10 bis -12°C erreicht werden, was mit
Unterstützung des "warmen" Oberflächenwassers für Niederschläge ausreicht)
tangieren hin und wieder die vorpommersche Küste, ziehen mit dem Ostwind vor
allem aber ins nördliche SH. Je nach Intensität (derzeit ist sie eher gering)
muss dort mit einer Glätte- oder einer kleinen Schneefallwarnung agiert werden.
Die leichten Schneefälle im südwestlichen Niedersachsen, die möglicherweise
durch einen nach Norden gerichteten Bodentrog im Zusammenspiel mit schwacher WLA
generiert werden, hören in den nächsten Stunden auf.

Donnerstag ... geht der KLT über der Nordsee eine Liaison mit einem weiteren,
sich über Frankreich etablierenden Höhentief ein. Vorderseitig dieses
dipolartigen Troges wird über Deutschland WLA generiert, die für mehrschichtige
Bewölkung ausreicht, nicht aber für nennenswerte Niederschläge. Die fokussieren
sich nach wie vor auf die Ostsee, wo sich erneut eine Lake-Effekt-Light-Version
einstellt mit meist leichten Schneefällen, die in den Norden SHs hereinziehen
bzw. die Küste tangieren. Ansonsten kann es aus hochnebelartiger Bewölkung hier
und da etwas "krümeln" (geringer Schneefall oder Schneegriesel), insbesondere
da, wo etwas Hebung durch Orografie ins Spiel kommt.
Ansonsten ändert sich an der Grundkonstellation wenig, Hoch ERIKA mit der
östlichen Grundströmung auf ihrer Südflanke bleibt das Maß der Dinge, was unter
dem Strich für die Nordosthälfte leichten bis mäßigen Dauerfrost, sonst
Tageshöchstwerte von -1 bis +5°C bedeutet. Der östliche Wind legt am Tage zwar
wieder etwas zu, warnwürdige Böen werden bis zum Abend wahrscheinlich aber noch
nicht auftreten.

In der Nacht zum Freitag tut sich synoptisch wenig. Der Frost breitet sich
wieder in den Süden und Westen aus, strenger Frost bleibt aufgrund der vielfach
starken Bewölkung eher die Ausnahme (lokal Osten und Alpenrand). Vereinzelt
fällt etwas Schneegriesel, die Ostseeschneeschauerproduktionsmaschinerie kommt
dafür mehr und mehr ins Stocken. Dafür lebt der Ost-Südostwind an der See und in
einigen Hochlagen auf mit Böen bis 7 Bft, exponiert (Brocken, Fichtelgebirge) 8
Bft.

Freitag ... verbleibt Deutschland auf der Vorderseite des o.e. Dipols, wobei der
südliche Part etwas dichter an den Vorhersageraum heranrückt. Während bodennah
von Osten her weiterhin Kaltluft advehiert wird, sorgen südliche bis südöstliche
Höhenwinde für nieder- und mitteltroposphärische WLA. Dabei fällt der Luftdruck
etwas, wobei über den Alpen sogar ein eigenständiges kleines Tief auftaucht,
zumindest bei ICON.
Letztlich läuft alles auf einen mehr oder weniger stark bewölkten Tag hinaus, an
dem es gebietsweise etwas schneien oder grieseln kann. Wo genau, wissen heute
auch die Modelle noch nicht genau. ICON z.B. favorisiert die Mitte und die
Region Schwarzwald/Alb, während IFS_ECMF von 00 UTC nur den Süden im Visier hat
(Regen und Schnee, evtl. Glatteis mit GROSSEM Fragezeichen).
In der Nordhälfte liegt die Höchsttemperatur zwischen -3 und +2°C, sonst 0 und
+6°C. Der O-SO-Wind frischt besonders an der See und in einigen Hochlagen
(besonders Harz und Erzgebirge) auf mit Böen 7 Bft, exponiert vereinzelt 8 Bft.

In der Nacht zum Samstag verlagert sich der Schwerpunkt des Bodenhochs
allmählich nach Osten gen Südfinnland. Gleichzeitig fällt der Druck von
Frankreich noch etwas, was der Annäherung des dort positionierten Höhentiefs
geschuldet ist. Gebietsweise fällt etwas Schnee oder Schneeregen, im SW
vielleicht auch Regen. Dazu gibt es verbreitet leichten, gebietsweise mäßigen
Frost (den allerdings nicht mehr so großflächig wie in den Nächten zuvor). Vor
allem im SW bleibt es an der einen oder anderen Stelle frostfrei. Der Wind nimmt
wieder ab.

Samstag ... zieht das "französische" Höhentief langsam in Richtung Benelux. Auf
der Ostseite wird durch WLA, aber auch etwas PVA Hebung generiert, die im O und
N leichte Schneefälle zur Folge haben. In den Niederschlagsprognosen machen sich
diese Schneefälle als zyklonales, sich um das Drehzentrum herumwickelndes, aber
letztlich doch abgesetztes Band bemerkbar. Aber auch im kernnahen Bereich wird
im W und SW des Vorhersageraums etwas Schneefall und Regen simuliert. Dagegen
scheint in und an den Alpen sowie im höheren Bayerischen Wald häufiger die
Sonne. An der Ostsee frischt der östliche Wind mitunter böig auf mit Spitzen bis
zu 7 Bft. Dazu im N und NO vielfach leichter Dauerfrost, sonst 0 bis +7°C.


Modellvergleich und -einschätzung
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Im Groben steht die Entwicklung, im Feinen noch nicht so ganz. Vor allem die
Niederschläge ab Freitag offenbaren noch ein paar Unsicherheiten, aber es ist ja
auch noch ein bisschen Zeit.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann