DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-12-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 13.12.2016 um 10.30 UTC



Ruhige Hochdruckrandlage, schwachgradientig. Meist keine markant zu bewarnenden
Wetterereignisse.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 20.12.2016


Am Freitag liegt Deutschland unter einem zunächst noch blockierenden Höhenhoch,
das relativ rasch abgebaut wird und sich in einen Keil umwandelt, der am Samstag
nach Osteuropa gesteuert wird. Das korrespondierende Bodenhoch verlagert sich
mit seinem Schwerpunkt zwar ebenfalls nach Osteuropa, was eine südöstliche
bodennahe Komponente zur Folge hat. Mit dieser wird gealterte kontinentale
Polarluft herangeführt. Für warnrelevante Böen bleibt der Gradient jedoch zu
schwach.
Am Samstag läuft in der Frontalzone ein schwacher Trog nach Südosten ab, der die
Nordsee erreicht und am Sonntag auf Deutschland übergreift. Über Westeuropa
wölbt sich stromaufwärts erneut ein Höhenrücken auf, der sich bis ins Nordmeer
ausweitet.
Mit Annäherung einer schwachen Front kann im Norden der Gradient etwas zunehmen.
Für eine nennenswerte Durchmischung reicht das nicht. Vielmehr gelangt ein
Schwall Nordseeluft in das Vorhersagegebiet; geringe Niederschläge, die den
Nordwesten und Westen Deutschlands und vielleicht noch den zentralen
Mittelgebirgsraum erfassen, sorgen für eine zusätzliche Feuchteanreicherung,
wodurch sich die Grundschichtproblematik verschärft. Auflockerungen oder
Aufheiterungen wären dann weniger wahrscheinlich als bisher. Allenfalls der
unmittelbare Alpenrand und die süddeutschen Mittelgebirge verbleiben oberhalb
der Grundschicht.
Zu Wochenbeginn wandelt sich der Höhenrücken in ein blockierendes Hoch um, das
sich zum nördlichen Mitteleuropa verlagert und bis Dienstag noch etwas kräftigt.
Der von diesem Hoch ausgehende Keil erstreckt sich bis nach Nordskandinavien,
was weitere frontale Prozesse von Deutschland fernhält. Die Achse des
korrespondierenden Bodenhochs verlagert sich nach Norddeutschland, ohne dass
sich an der gradientschwachen Lage allzu viel ändert. Hierdurch verschärft sich
die Inversionslage. In Verbindung mit einer Alterung der Luftmasse ist von einem
allmählichen Temperaturrückgang auszugehen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum setzt sich die Frontalzone
zunächst nach Westeuropa und nachfolgend auch über Südskandinavien hinweg
ostwärts durch. Die Achse der Hochbrücke verlagert sich zwar zu den Alpen und
ganz im Nordwesten setzt eine leichte Durchmischung ein. Für warnrelevante Böen
sollte es noch nicht reichen. Auch eine Durchmischung oder gar ein
Luftmassenwechsel sind nicht in Sicht.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Dienstag ist der aktuelle Lauf gegenüber den beiden gestrigen
Modellläufen konsistent. Danach, d.h. etwa ab der Mitte der kommenden Woche,
deutet sich nach dem aktuellsten Modelllauf ein etwas rascheres Durchsetzen der
Frontalzone an, ohne dass sich bereits ein Ende der Hochdrucklage abzeichnet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Dienstag ergeben sich keine prognoserelevanten Unterschiede
zwischen den Vorhersagen der einzelnen Modelle. Allerdings wird nach GFS und
auch nach ICON die über Mitteleuropa liegende Hochbrücke etwas kräftiger
simuliert.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum kann an der Südflanke des
Höhenhochs ein Kaltlufttropfen über den Alpenraum hinweg westwärts gesteuert
werden (GFS). Das Modell des kanadischen Wetterdienstes deutet eine derartige
Entwicklung nur an, EZMW zeigt mit seinem deterministischen Lauf diesen
Kaltlufttropfen nicht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt die oben beschriebene Entwicklung, liefert aber auch
Hinweise auf einen über den Alpenraum westwärts ziehenden Kaltlufttropfen.
Insbesondere der jüngste Modelllauf liefert ein derartiges Szenario. Aber
abgesehen von dieser Entwicklung weisen die Einzellösungen nur einen geringen
Spread auf.
Die Lösungen des ENS des EZMW lassen sich in 6 Cluster gruppieren, die nahezu
durchweg auf eine Blockierung hinauslaufen. Das mit 13 Membern am stärksten
besetzte Cluster stützt die Version des GFS. Allerdings ist es nur wenig
wahrscheinlich, dass dieser Kaltlufttropfen bis zu den Westalpen vordringt.
Nennenswerte Niederschläge deuten sich hierdurch jedoch nicht an.
Das Durchgreifen einer Südwestströmung wird nur von 5 Einzellösungen so gesehen.
Hier ist es wahrscheinlicher, dass sich eine Zonalisierung, wenn auch sehr weit
nördlich ansetzend, verzögert, als dass sich die Frontalzone bereits zum Ende
des Vorhersagezeitraumes nach Osten durchsetzt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


In der Nacht zum Sonntag und bis in den Sonntagvormittag hinein sind vor allem
im Nordwesten und Westen und später auch in den zentralen Mittelgebirgen geringe
Niederschläge möglich, die stellenweise am Erdboden gefrieren und zu örtlichem
Glatteis führen können. Allerdings ist dies von der Entwicklung der Bewölkung
und von der Intensität der Front abhängig; fraglich ist, ob Niederschläge bis
auf das Vorhersagegebiet übergreifen können.
Ansonsten beschränken sich Wettergefahren auf nicht signifikante Ereignisse wie
Frost im Winter, Nebel und Glätte durch Nebelnässen oder Reif in Gebieten mit
Frost und Nebel.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ENS(EZMW), MOS ist zu warm
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann