DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-04-2024 09:01
SXEU31 DWAV 270800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 27.04.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang zu Süd. Dabei eher zyklonal als antizyklonal, wobei man darüber
streiten könnte. Machen wir "Sz"!

Wetter: Von Süden wieder deutlich wärmer, im Osten sommerlich warm. Im
Nordwesten heute und morgen geringe Gewitterneigung, dort morgen auch recht
windig. In den Alpen bis Sonntag Föhn. Montag generell ruhiges Wetter.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Am heutigen Samstag... erstreckt sich ein Langwellentrog mit seiner Achse von
Skandinavien und dem Nordmeer südwestwärts über das nordwestliche Europa bis zur
Iberischen Halbinsel, wobei die Südspitze des Troges langsam nach Osten
vorankommt. Ein kräftiger langwelliger Rücken erstreckt sich dagegen im Bereich
des Urals nordwärts. Dazwischen liegen große Teile Süd-, Mittel- und Osteuropas
in einer südwestlichen Strömung, die aber aktuell nicht allzu stark ist und auch
nicht allzu glatt, so dass an ihr immer wieder kurzwellige Tröge und Rücken
nordostwärts laufen. Im Bodendruckfeld lässt sich eine nicht allzu starke
meridional ausgerichtete Hochdruckzone ausmachen, also noch deutlich westlich
des Langwellenrückens, wo allerdings allmählicher Geopotentialanstieg hier für
die zukünftige Entstehung eines neuen Rückens sorgt. Tiefer Luftdruck herrscht
dagegen über dem Westen Europas mit einem Tiefkern, der heute in der Biskaya
nordwärts zieht.

Unserem Land beschert das eine südliche Strömung mäßiger Stärke, der bodennahe
Wind kommt dabei aus Südost bis Süd und lebt tagsüber mäßig auf. Ein sehr
flacher Trog, der heute Nachmittag über den Nordwesten gesteuert wird (lässt
sich am ehesten im IPV-Feld identifizieren), sorgt dort noch für eine leichte
Gradientverschärfung, so dass insbesondre im Umfeld der westlichen Mittelgebirge
der Südwind etwas auflebt, so dass es vor allem in der Eifel und an deren
Nordrand sowie in den Hochlagen des Sauerlandes auch mal steife Böen geben kann.
Ob dort eine Warnung geschaltet werden muss, ist aber grenzwertig. Dagegen
werden wir in den Hochlagen der Alpen schon eine Warnung brauchen, denn aufgrund
der südlichen Strömung baut sich an den Alpen allmählich ein Druckunterschied
auf, der heute Nachmittag zwischen Bozen und Innsbruck 7 hPa erreichen soll, so
dass es auf den Alpengipfeln und in höher gelegenen Geländeeinschnitten zu
Sturmböen kommen kann. In die Täler sollte der Föhn aber nicht durchbrechen.

Im Westen Deutschlands ist der Tiefdruckeinfluss etwas stärker, so dass dort
immer wieder mittelhohe und hohe Wolkenfelder über den Himmel ziehen. Zudem
liefert der oben erwähnte Kurzwellentrog ab dem Mittag im Westen zusätzlichen
Hebungsantrieb. In leicht labiler Luftmasse (CAPE teils 200 bis 400 J/kg) und
bei mäßiger Scherung werden dort zahlreiche Schauer ausgelöst und
höchstwahrscheinlich im Bereich der stärksten Hebung auch eine Schauerlinie
generiert. Dort können dann auch einzelne Gewitter mit von der Partie sein,
zudem reicht der Organisationsgrad für örtlich stürmische Böen und kleinkörnigen
Hagel. Starkregen sollte aufgrund recht flotter Zuggeschwindigkeiten trotz ppw's
um 20 l/qm kein Thema sein.

Im Osten Deutschlands tummeln sich im Bereich Sachsens und der Niederlausitz
heute Vormittag noch einzelne Schauer, die von einem abziehenden Kurzwellentrog
ausgelöst werden. Diese sollten aber bis zum Nachmittag weitgehend abgezogen
oder aufgelöst sein. Dann steht in weiten Teilen des Ostens und der Mitte des
Landes einem sonnigen Tag nichts mehr im Wege, wobei im Norden etwas mehr
Quellbewölkung erwartet wird als im Süden. Im Nordwesten sind dagegen unter den
dichten Wolken die Sonnenanteile gering.

Mit der südlichen Strömung gelangt nun auch wieder deutlich mildere Luft nach
Deutschland, so dass dem Aprilwinter jetzt endgültig der Garaus gemacht wird.
Bis zum Abend steigt die Temperatur in 850 hPa (hauptsächlich advektiv) auf 4°C
im Norden und (auch föhnbedingt) 10°C an den Alpen. Damit steigen die
Temperaturen in der sonnigen Südosthälfte allgemein auf frühlingshafte 19 bis
23°C, in der Nordwesthälfte sind es meist 17 bis 20°C. Deutlich kühler bleibt es
nur unmittelbar an der See.

In der Nacht zum Sonntag zieht der oben erwähnte nur schwach ausgeprägte
Kurzwellentrog nach Nordosten ab. Mit ihm verlagern sich die Schauer und
Gewitter nach Schleswig-Holstein und ziehen bis Mitternacht nach Dänemark ab.
Dabei schwächen sie sich leicht ab. Über Frankreich zieht aber bereits ein
weiterer Kurzwellentrog nordwärts, der deutlich markanter ausfällt als sein
Vorgänger und der in den Frühstunden mit seiner Achse Belgien erreicht. Er sorgt
für weitere Schauer, die in der zweiten Nachthälfte über dem Westen des Landes
nordwärts ziehen. Hier ist die Schichtung allerdings nicht allzu instabil, so
dass es für Gewitter nicht reicht.

Mit diesem Kurzwellentrog zieht auch das Biskayatief namens Dunja über den
Ärmelkanal und den Südosten Englands hinweg. Dies hat auch im Nordseebereich
Druckfall zur Folge, so dass im Nordwesten der Südostwind nach vorübergehender
tagesgangsbedingter Abschwächung wieder zulegt. Warnungen hat dies aber nicht
zur Folge. In den Alpen hält der Föhn weiter an.

Abgesehen von den Schauern im Westen und Norden bleibt es in der Nacht trocken.
Allerdings ziehen in der Nacht auch zeitweise hohe und teils auch mittelhohe
Wolkenfelder über den Osten des Landes hinweg. Die Temperatur geht in den
meisten Regionen auf etwa 10 bis 5°C zurück, im zentralen und südöstlichen
Bergland auch bis zu 3°C. Damit ist aber die Frost-Thematik erstmal vom Tisch.
Im Nordwesten werden unter den dichten Wolken Tiefstwerte zwischen 13 und 9°C
erwartet.

Am Sonntag... ändert sich an der großräumigen Konstellation nicht viel. Der
Kurzwellentrog zieht rasch nordwärts zur Nordsee, auf seiner Rückseite gelangt
der Nordwesten Deutschlands aber in den Bereich einer kräftigen südsüdwestlichen
Höhenströmung, in der auch flache und schnell ziehende Kurzwellentröge
eingelagert sind. Das Tief Dunja zieht dabei in der westlichen Nordsee
nordwärts. Am Gradient über unserem Land ändert sich dabei in den
Vormittagsstunden zunächst nur wenig, allerdings sorgt der Tagesgang im
Nordwesten für deutlich auflebenden Südwestwind, so dass es von der Eifel über
den Niederrhein und das Emsland bis nach Ostfriesland zu steifen Böen kommt,
teilweise auch noch im Bergischen Land und Sauerland. Insbesondere in der Eifel
sind auch stürmische Böen mit von der Partie. Am Nachmittag zieht dann das Tief
so weit nach Norden, dass über dem Nordwesten der Gradient wieder deutlich
abnimmt, so dass bereits im Laufe des Nachmittages sich der Wind deutlich
abschwächt. Ähnliches gilt auch für den Föhn, der sich am Mittag nochmal leicht
verstärkt, so dass vorübergehend auch mal steife Böen in den Föhntälern denkbar
sind. Am Nachmittag steigt im Alpenvorland von Westen der Druck, so dass sich
der Föhn deutlich abschwächt.

Mit dem Kurzwellentrog muss vor allem in der ersten Tageshälfte im Westen noch
mit Schauern gerechnet werden, die sich aber zum Mittag abschwächen sollten. Am
Nachmittag gelangt dann in den Westen mit der Kaltfront von Tief Dunja auch
etwas trockenere Luft. Dagegen hält sich im Norden und in Teilen der Mitte und
des Südens feuchtere Luft (mit ppw's über 20 l/qm), so dass in dieser mit
Sonneneinstrahlung nennenswertes CAPE aufgebaut werden kann. Meist sollten wir
dabei in Größenordnungen unter 500 J/kg bleiben, es ist aber nicht
ausgeschlossen, dass regional (z.B. durch kleine Konvergenzzonen) auch mal bis
zu 1000 J/kg aufgebaut werden. Dabei können dann am Nachmittag und Abend auch
einzelne Gewitter ausgelöst werden, vor allem im Norden und in Teilen der Mitte
und des Südens. Dabei sind die Scherungsverhältnisse günstig, so das
organisierte Strukturen durchaus Sturmböen und Hagel zulassen, auch Starkregen
kann dann dabei sein, auch wenn die Zuggeschwindigkeiten weiter hoch sind
(durchaus 50 bis 75 km/h). Da auch die Entstehung von Superzellen nicht
ausgeschlossen werden kann, könnte es auch zu schweren Sturmböen und größerem
Hagel um 2 cm kommen. Das werden wir uns dann später genauer anschauen.

Im Osten des Landes bleibt es auch am Sonntag wieder trocken und es ziehen
weiterhin nur hohe Wolkenfelder, teils auch etwas mittelhohe Bewölkung über den
Himmel. Dort wird mit der südlichen Strömung die Warmluft noch weiter nach
Norden geführt, so dass um 12 UTC in 850 hPa auch über dem Nordosten 8°C
erreicht werden, über dem Südosten 12°C. Mit dieser Südströmung gelangt auch
eine erste Portion Saharastaub in die Südosthälfte. In den Westen dringt dagegen
mit der oben erwähnten Kaltfront Dunjas etwas kühlere Luft ein, dort kühlt es in
850 hPa auf 4°C ab. Dort liegen die Höchstwerte dann meist um 20°C, im Bergland
bei 17°C. Im Osten werden es dagegen allgemein 21 bis 26°C, auch wenn hier ein
gewisser Saharastaubvorbehalt besteht.

In der Nacht zum Montag zieht Tief Dunja weiter nach Norden und mit dem
Bodentief auch der stärkste Gradient in der Höhe, so dass sich zunehmend eine
nicht mehr ganz so starke konfluente südwestliche Höhenströmung einstellt.
Bodennah zieht noch ein markanter Kurzwellentrog mit Sturmböen über die Nordsee,
das sollte aber Deutschland kaum betreffen, allenfalls auf Helgoland könnte es
einige steife bis stürmische Böen aus Südwest geben.

Die Gewitter sollten sich im Binnenland in der Nacht rasch abschwächen, im
Norden ziehen sie unter Abschwächung nordostwärts weiter. Die Kaltfront des
Tiefs erreicht bis zum Morgen eine Linie Rügen-Pfalz. Nordöstlich dieser Linie
fließt stabilere und trockenere Luft ins Land. Dort sollte es dann nicht mehr zu
Schauern kommen und in der zweiten Nachthälfte lockern die Wolken von Nordwesten
her auf. Entlang und im unmittelbaren Vorfeld der Kaltfront soll es dagegen noch
zu leichten Regenfällen und Schauern kommen, in etwa auf einer Linie von
Baden-Württemberg bis Mecklenburg-Vorpommern. Nach Südosten hin bleibt es ebenso
trocken und ganz im Südosten ist der Himmel auch vielfach klar.

Über der Osthälfte Deutschlands baut sich in der Nacht eine kleine
Zwischenhochzelle auf, die an das dort immer noch liegende Hoch über Osteuropa
angedockt ist. Der Gradient ist dabei nur schwach und folglich wehen die
schwachen Winde je nach Region aus Ost über Süd bis West. Ggf. kann sich bei dem
schwachen Wind mal ein Nebelfeld bilden, ist allerdings bei der trockenen
Vorgeschichte nicht sehr wahrscheinlich. Die Tiefstwerte liegen zwischen 12°C an
der Oder und 6°C ganz im Nordwesten und stellenweise im Bergland.

Am Montag... weitet sich der anfangs erwähnte entstehende Höhenrücken vom Balkan
bis in den Nordosten Europas aus. Er drängt den Langwellentrog etwas gen Westen
zurück und lässt bei und das Geopotential steigen. Die Zwischenhochzelle bzw.
der Keil des Osteuropahochs wandert etwas nach Norden bis in den Ostseeraum, so
dass bei uns der Wind allgemein auf östliche bis südliche Richtungen dreht. Bei
schwachem Gradienten weht dieser aber auch entsprechend schwach.

Die Kaltfront wird ihrer Hebungsantriebe beraubt, dementsprechend wird sie immer
diffuser. Durch die östliche Windkomponente wird sie wieder leicht nach Westen
verlagert. Der Temperaturgradient weicht etwas auf, bleibt aber immer noch
stark. So erwarten wir gegen Abend an der Nordsee 4°C in 850 hPa, am Inn dagegen
14°C. Bemerkbar macht sich die Kaltfront mit starker Bewölkung, die zunächst
über dem schon in der Nacht beschriebenen Streifen liegt, sich dann aber im
Tagesverlauf wieder nach Nordwesten verlagert. Aus dieser kann auch etwas
unergiebiger Regen fallen. Bei insgesamt recht stabiler Schichtung und nicht
gerade exorbitanter Feuchte wird nur wenig CAPE generiert und die Auslösung von
Gewittern ist unwahrscheinlich.

In den Südosten des Landes fließt dagegen weiterhin die subtropische Warmluft
ein und die Bewölkung sollte meist aufgelockert sein. Hier kann uns aber die
weitere Zufuhr von Saharastaub noch einen Strich durch die Rechnung machen. Nach
ICON soll im Südosten auch etwas CAPE aufgebaut werden, allerdings werden keine
Gewitter erwartet, weil die niedere Troposphäre viel zu trocken ist und damit
der Dackel zu stark. Sollte allerdings viel Saharastaub in der Luft sein, würde
die untere Troposphäre ohnehin nicht so stark erwärmt und es würde erst gar kein
CAPE generiert.

Ebenso könnte es dann mit den 24 bis 27°C von Bayern bis zur Lausitz, die das
MOS im Angebot hat, schwierig werden. Im übrigen Land werden meist 17 bis 23°C
prognostiziert, mit den tiefsten Werten ganz im Nordwesten und Norden.

In der Nacht zum Dienstag gibt es keine großen Änderungen. Die Front wird weiter
nach Nordwesten zurückgedrängt und damit breitet sich die Warmluft noch weiter
nach Nordwesten aus. Im Frontbereich selbst, vom Westen bis in den Norden des
Landes, kann es immer wieder mal schauerartig regnen. Dagegen setzen sich von
Südosten wieder mehr Auflockerungen durch, natürlich kann auch weiterhin
Saharastaub mit von der Partie sein.

Der Hochkeil verlagert sich noch etwas nach Norden und im Ostseeumfeld frischt
der Nordostwind etwas auf, allerdings ohne warnwürdig zu werden. Ansonsten
bleibt es schwachwindig. Dabei simuliert ICON vor allem über der Mitte des
Landes recht viel Nebel, was angesichts der doch recht trockenen Luftmasse etwas
zu viel erscheint. Nach MOS sollen die Tiefstwerte zwischen 14 und 6°C liegen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die synoptische Entwicklung bis zum Montag ist großskalig gesehen von den
Modellen übereinstimmend prognostiziert. Etwas Unterschied gibt es noch
bezüglich der Prognose eines Kurzwellen-Bodentroges am Sonntag und in der Nacht
zum Montag im Nordwesten. Dieser ist nach ICON sehr scharf ausgeprägt, bleibt
aber so weit im Nordwesten, dass wir nicht davon betroffen wären. Nach externen
Modellen wie IFS, GFS oder UKMO ist der Bodentrog dagegen etwas breiter und
würde den Nordwesten länger betreffen. Deswegen würde danach - anders als oben
beschrieben - der Wind am Sonntag im Westen und Nordwesten etwas länger andauern
und eventuell in der Nacht auch noch stärker das Nordseeumfeld betreffen. Davon
abgesehen soll ab Sonntag auch wieder einiges an Sand aus Nordafrika importiert
werden - dieser könnte sich auch zu einem prognostischen Spielverderber
entwickeln.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann