DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-03-2024 08:01
SXEU31 DWAV 110800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 11.03.2024 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HF z, Übergang zu SW a

DAUERREGEN: Im Westen bis gegen Abend noch Dauerregen, im westlichen NRW, in der
Westeifel und im Oberbergischen Land zum bereits gefallenen Niederschlag weitere
15 bis 25 mm Regen.

WIND: Anfangs noch an exponierten Abschnitten der Ostseeküste stürmische Böen
aus Ost, alsbald abflauend.


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegt Deutschland an der Ostflanke eines aus mehreren Kernen
bestehenden Höhentiefkomplexes. Diese sind über Mittelfrankreich und den
Westalpen zu finden; der kräftigste und für unser Wettergeschehen entscheidende
Kern liegt aktuell noch über dem Westen Deutschlands und verlagert sich
allmählich zu den Niederlanden. Das mit diesem Kern korrespondierende Tief hat
das aus der sonntäglichen Föhnlage entstandene Tief in seine Zirkulation
einbezogen, so dass eine vom Westen bis in den östlichen Mittelgebirgsraum
hinein gerichtete Tiefdruckrinne zustande kam. Diese beginnt sich aufzufüllen,
wobei sich deren westlicher Teil in ein Zentraltief mit senkrechter Achse zum
steuernden Höhentief umwandelt. Das Niederschlagsgeschehen (mit Summen bis heute
Abend zum bereits gefallenen Niederschlag von einigen bis etwa 10, in den
westlichen Mittelgebirgen 10 bis über etwa 25 mm) konzentriert sich dann auf den
Westen und dort auf die Mittelgebirge von der Eifel bis zum Oberbergischen Land
und somit auf die West- und Südflanke des kräftigsten Tiefs. Daher sollte die
dort noch aktive Dauerregenwarnung keinesfalls vorzeitig aufgehoben werden.
Da aber durch dieses Zentraltief das Wettergeschehen sehr zyklonal geprägt ist,
bleibt es aber auch in den anderen Gebieten nicht niederschlagsfrei, wobei
jedoch die Niederschlagstätigkeit vor allem in der Mitte und nach Süden hin
durch Kaltluftadvektion gedämpft wird.
Mit der beginnenden Auffüllung des Zentraltiefs wird dann auch im Norden
Deutschlands der Gradient auseinandergezogen. Während etwa bis zum Vormittag
gegenüber der Nacht zuvor noch kein merkliches Abflauen des Windes zu
verzeichnen ist und an der Ostseeküste sowie an der Nordfriesischen Küste noch
Windböen Bft 7 und an exponierten Stellen an der Ostsee noch stürmischen Böen
auftreten, wird danach der Wind rasch schwächer, so dass spätestens ab dem Abend
an der Küste keine warnrelevanten Böen mehr auftreten sollten.
Größere Auflockerungen sind dann auf den Süden Deutschlands und die östlichen
Landesteile beschränkt. Während im Osten und Südosten nochmals bis 17 Grad
möglich sind, wird es sonst mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 8 und 14 Grad
nicht mehr ganz so mild wie an den Tagen zuvor.

In der Nacht zum Dienstag gelangt Deutschland unter geringe
Geopotentialgegensätze, wobei weiterhin der o.g. Höhentiefkomplex die
dominierende Struktur darstellt. Ein an dessen Ostflanke nach Norden ablaufender
Kurzwellentrog induziert eine erneute Zyklogenese, wobei das resultierende, aber
schwache Bodentief über Ungarn hinweg nordwärts gesteuert wird. Demzufolge
sollte das Vorhersagegebiet von den Aufgleitniederschlägen dieses Tiefs
verschont bleiben. Zwischen diesem Tief und dem etwas nordwestlich der
Emsmündung liegenden und sich dort auffüllenden Zentraltief kommt etwas Absinken
zustande, so dass, abgesehen vom Westen und vom Alpenrand, keine nennenswerten
Niederschläge zu erwarten sind. Aber auch in den westlichen Landesteilen lassen
die Niederschläge allmählich nach. Gebietsweise kann es aufklaren, da sich bis
dahin auch im Bodendruckfeld eine gradientschwache Lagen eingestellt hat, muss
wieder vermehrt mit Nebel gerechnet werden. Der Wind ist ohnehin nicht mehr
warnrelevant. Vor allem im Süden und im Südosten kann es bei längerem Aufklaren
örtlich leichten Frost geben.

Dienstag... verschiebt sich das gesamte Zirkulationsmuster ein wenig nach Osten.
Nach wie vor wird das Wettergeschehen durch einen Höhentiefkomplex dominiert,
dessen schwache Zentren über dem Nordwesten Deutschlands, Ungarn und als drittes
über der Adria zu finden sind. Kräftige Warmluftadvektion, die von Schottland
aus bis ins Nordmeer ausgreift, führt zu Geopotentialgewinn, wodurch sich an der
Nordflanke des nördlichen Kerns des Höhentiefkomplexes vorbei ein nach
Südschweden gerichteter Keil ausweitet. Durch diesen gestützt kräftigt sich dann
auch im Bodendruckfeld der antizyklonale Einfluss, was in Form eines sich von
Frankreich bis in den Südwesten Deutschlands ausweitenden, aber zunächst noch
schwachen Bodenhochkeils erfolgt. Dieser wird jedoch von Warmluftadvektion
überlaufen. Weitere, wenn auch schwache Hebung wird durch den Kern des über dem
Nordwesten Deutschlands liegenden Höhentiefkomplexes generiert, so dass im
Westen und Südwesten Deutschlands, in Teilen der Mitte und darüber hinaus auch
an den Alpen mit teils schauerartigem Regen zu rechnen ist. Die Mengen sind
jedoch nicht warnrelevant; selbst in den Staulagen der dortigen Mittelgebirge
kommen maximal 10 bis etwas über 15 mm innerhalb von 12 Stunden zusammen.
Auflockerungen sind auf die nordöstlichen und östlichen Landesteile beschränkt,
von längeren sonnigen Abschnitten kann jedoch keine Rede mehr sein. Während
unter weitgehend geschlossener Bewölkung nicht mehr als 6 bis 11 Grad zu
erwarten sind, werden im Norden und Osten Deutschlands 10 bis 14 Grad erreicht.

In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich der nördliche Kern des
Höhentiefkomplexes nach Süddeutschland, wobei der aktuelle Modelllauf diesen
Kern ausbremst. Das gesamte System rückt weiter nach Osten, wodurch sich der
Höhenkeil an dessen Nordflanke weiter nach Osten bis zu den Baltischen Staaten
ausweiten kann. Gestützt durch diesen Keil kräftigt sich dann auch ein vom
Zentralmassiv bis nach Süddeutschland reichendes Bodenhoch.
An der Nordflanke des Keils organisiert sich eine leicht mäandrierende
Frontalzone neu, die sich dann vom nahen Ostatlantik über Schottland und
Mittelskandinavien hinweg bis nach Nordwestrussland erstreckt. Ein darin sich
entwickelndes Sturmtief wird in das Seegebiet südlich von Island gesteuert.
Dessen Warmfront nähert sich bis Mittwochfrüh dem Westen Deutschlands, so dass
dann im Westen erneut Niederschläge einsetzen können. Warmluftadvektion in
Verbindung mit dem noch über Süddeutschland liegenden Höhentief aktiviert die
Front, so dass kräftigere Niederschläge zu erwarten sind, als dass dies bei
weiter zurückliegenden Modellläufen erkennbar war. Von diesen Niederschlägen
wird der Südwesten und hauptsächlich die Gebiete westlich des Rheins erfasst.
Und auch am Alpenrand dürften sich die Niederschläge noch etwas verstärken.
Wenngleich sich keine warnrelevanten Niederschlagssummen abzeichnen, so kommen
immerhin innerhalb von 12 Stunden einige bis über 10, in den Staulagen der
Mittelgebirge von der Westeifel bis zum Nordschwarzwald bis über 20 mm zusammen.

Zwar zieht im Westen bedingt durch die Annäherung der Warmfront der Gradient
etwas an, ohne dass warnrelevante Böen aufkommen. Sonst sind aber die
Luftdruckgegensätze gering. Sollte es aufklaren, kann sich alsbald Nebel bilden.
Aufgrund nahezu geschlossener Bewölkung ist, abgesehen vielleicht vom Alpenrand,
die Frostgefahr gering.

Mittwoch... kräftigt sich der von den Pyrenäen nach Mitteleuropa gerichtete
Höhenkeil. Der bisher wetterbestimmende Höhentiefkomplex verabschiedet sich nach
Südosteuropa und bezieht den Kern, der zuvor über Süddeutschland lag, in seine
Zirkulation ein. Mit der Verlagerung dieses Kerns ziehen die Niederschläge, ohne
dass Warnschwellen erreicht werden, über den Südwesten Deutschlands hinweg nach
Süden ab und lassen im Tagesverlauf nach.
Im Bodendruckfeld kommt eine Hochbrücke zustande, die von einem Hoch über
Süddeutschland ausgehend über Westrussland bis nach Kasachstan reicht. Daher
gelangt die auf Deutschland übergreifende Warmfront des dann über dem Nordmeer
liegenden Zentraltiefs unter antizyklonalen Einfluss, so dass hiervon allenfalls
ganz im Nordwesten geringe Niederschläge übrigbleiben. Meist bleibt die
Wetterwirksamkeit dieser Front im Nordwesten und Westen Deutschlands auf
mehrschichtige Bewölkung beschränkt.
In den anderen Gebieten kommen, bedingt durch großräumiges Absinken, wieder
vermehrt Auflockerungen zustande. Dies lässt die Temperatur auf 11 bis 16 Grad
steigen.

In der Nacht zum Donnerstag wird der Keil durch einen auf den nahen Ostatlantik
übergreifenden schwachen Trog etwas nach Süden gedrückt, verbleibt aber mit
seiner Achse über dem Vorhersagegebiet. Das Sturmtief über dem Nordmeer nähert
sich unter beginnender Auffüllung der Norwegischen Küste. Der hiervon
ausgehende, nach Ost-Nordost ablaufende schwache, aber relativ breite Trog lässt
im Nordwesten und im Norden den Gradienten etwas anziehen, ohne dass es für
warnrelevante Böen reicht. Nebel ist in diesen Gebieten eher unwahrscheinlich.
Ansonsten sind die Luftdruckgegensätze gering, so dass sich nach vorübergehendem
Aufklaren in der relativ feuchten Grundschicht vielerorts Nebel bilden kann.
Ganz im Süden kann es längere Zeit aufklaren, wodurch in diesen Gebieten mit
leichtem Frost zu rechnen ist.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Prognoserelevante Unterschiede lassen sich kaum ableiten.
Zwar wird am Mittwoch der Höhentiefkern über den Süden Deutschlands hinweg
hinsichtlich seiner Verlagerung unterschiedlich simuliert (ICON und GFS bremsen
diesen Kern aus, EZMW(12) und UK10 zeigen eine raschere Verlagerung), aber auf
die Finalprognose sollte dies nur einen geringen Einfluss haben. Immerhin
erklärt dies das unterschiedliche Abklingverhalten der Niederschläge am
Mittwochvormittag im Südwesten Deutschlands. Mittlerweile hat sich auch EZMW der
Version von ICON und GFS etwas angenähert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann