DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

12-12-2023 18:01
SXEU31 DWAV 121800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 12.12.2023 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Alpen und Schwarzwald teils noch bis Mittwochmittag andauernde
Dauerniederschläge/Tauwetter, vereinzelt Unwetter. Ab der Nacht auf Donnerstag
an den Alpen teils markante Neuschneemengen bis Freitag.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
----------------------------------------------------------------
Aktuell ... befindet sich der Vorhersageraum unter einem flachen Höhenrücken,
der von kräftiger Warmluftadvektion überlaufen ist. Weiter stromaufwärts
befindet sich ein sich amplifizierender Höhentrog, der seinen Einfluss in der
Nacht auf Mittwoch bis nach Deutschland ausweitet.
Daran gekoppelt ist ein Bodentief, welches sich nur langsam von den Britischen
Inseln über die Nordsee in Richtung BeNeLux schiebt. Das Bodentief nimmt dabei
zunehmend einen rinnenförmigen Charakter an. Dies liegt vornehmlich daran, dass
in der Höhe mehrere kurzwellige Anteile aktiv sind. Einer stützt die Vorderseite
des Tiefs, während das Hauptsteuerzentrum von einem zweiten Kurzwellentrog über
Nordfrankreich gestützt wird.
Zu dem Bodentief gehört ein stark okkludiertes Frontensystem. Das
Hauptniederschlagsband bewegt sich allmählich nordostwärts und wird ausgangs der
Nacht bis zu einer Linie Rostock- Niederlausitz vorankommen.

Die Okklusion geht nach Süden in eine Kaltfront über, die zunehmend
Anafrontcharakter bekommt und ausgangs der Nacht den Südosten Bayerns erreicht.
Der Anafrontcharakter und die daraus resultierenden länger andauernden und teils
ergiebigen Niederschläge resultieren auch daraus, dass die Front zunehmend
strömungsparallel zur Höhenströmung wird und damit die Schubkomponente fehlt.
Die aktuellen Stundensummen im Süden sind schon recht ordentlich und liegen in
den Staulagen zum Teil im zweistelligen Bereich. Die hohen Stundensummen
überraschen angesichts des Feuchtegehaltes der Luftmasse aber nicht (siehe z.B.
ppw>20 mm).
Bis Mittwochmorgen werden von den verschiedenen Modellen flächig 5 bis 15 l/qm
in 12 h vorhergesagt, in den Staulagen gibt es 15 bis 30 l/qm. Im Allgäu zeigen
die deterministischen Modelle teils auch bis 50 l/qm und auch das ICON-D2 EPS
prognostiziert erhöhte Wahrscheinlichkeiten von mehr als 40 l/qm in 12 h (30-40
%). Die Schneefallgrenze wird eingangs der Nacht mit etwa 1800-2000 vorhergesagt
und soll bis zum Morgen auf 1300 bis 1500 m, wobei der meiste Niederschlag bei
noch hoher Schneefallgrenze vorhergesagt wird.

Erwähnenswert für die Abendstunden und eingangs der Nacht sind die leicht
erhöhten Wahrscheinlichkeiten für einzelne Gewitter im Westen und Südwesten. Die
Feuchte ist wie angesprochen recht hoch und auch die Lapse Rates werden steiler,
sodass von den Modellen etwas MUCAPE vorhergesagt wird. Dies liegt vornehmlich
an der nachfließenden Höhenkaltluft mit Annäherung des Höhentroges. Entsprechend
kann es vor allem mit Frontenpassage und den schauerartigen Niederschlägen
dahinter ein paar Gewitter mit Windböen geben.

Da das Tief mit seiner Zugbahn leicht südostwärts vorankommt, verstärkt sich an
seiner Nordflanke die östliche Strömung. Das resultiert zum einen in einer
Zunahme der Böigkeit an Nord- und Ostsee. So werden nachts im Küstenumfeld
Windböen erwartet. Auf der freien Nordsee und bei auflandiger Komponente an der
schleswig-holsteinischen Ostseeküste sowie Kap Arkona kann es in der zweiten
Nachthälfte auch stürmische Böen geben
Gleichzeitig verstärkt sich damit auch der Zustrom kalter Luftmassen, sodass am
Morgen an der Grenze zu Dänemark auch ein paar Flocken mit dabei sein, die aber
keine weitere Relevanz haben sollten.

Der stürmische Südwestwind im Hochschwarzwald und Alpen lässt im Laufe der Nacht
nach, sodass nachfolgend keine Warnungen mehr erforderlich sind.


Mittwoch ... legt sich das Bodentief unter Auffüllung rinnenartig zonal
orientiert über die Mitte Deutschlands und der Haupttrog kommt mit
eigenständigem Kern bis nach Deutschland voran. An der Nordflanke des Tiefs
dauern die skaligen Niederschläge längere Zeit an. Vornehmlich betroffen davon
ist ein Streifen von Schleswig-Holstein über Mecklenburg bis zur Uckermark. Die
Mengen liegen dort zwischen 5 und 15 l/qm in 12 h. Allerdings gibt es noch
Diskrepanzen zwischen den verschiedenen hochauflösenden Modellen bezüglich der
exakten Lage der intensivsten Niederschläge.

Durch die fortwährende Niederschlagsabkühlung gehen die Niederschläge an der
Ostflanke des Streifens im Tagesverlauf zunehmend in Schnee über. Die
prognostizierten Belagstemperaturen sind zwar zu hoch für ein Liegenbleiben. Mit
dem Wissen über die Schwächen des Metro lässt sich aber schlussfolgern, dass die
Beläge durchaus in den Bereich um 0 Grad abkühlen können. Das SNOW, aber auch
das ECMWF und einzelne externe Modelle zeigen die Ausbildung einer dünnen
Neuschneedecke, vor allem in Richtung Uckermark.

Im Rest des Landes gibt es infolge der Höhenkaltluft immer wieder schauerartige
Niederschläge, die sich im Alpenvorland am Nachmittag noch intensivieren. Da das
Bodentief noch rinnenartig über der Mitte liegt kann die Kaltluft zunächst noch
nicht richtig bis in den Süden vordringen. Die Schneefallgrenze liegt auch am
Abend noch zwischen 1000 und 1200 m. In Lagen über 1500 m kann sich aber schon
einiges an Neuschnee akkumulieren (5 bis 15 cm, je nach Höhen- und Staulage).

Etwas Sonnenschein kann es am ehesten über der Mitte des Landes in den Leelagen
der Berge geben. Bei den Temperaturen baut sich ein ordentlicher Gegensatz auf.
Am Oberrhein werden bis 12 Grad erwartet, während sich im Norden und Nordosten
mit 2 bis 5 Grad schon die Kaltluft breit gemacht hat, wobei die Werte am
Nachmittag im Dauerniederschlag bis 0 Grad sinken

An den Küsten gibt es zunächst noch Windböen und auf der freien Nordsee einzelne
stürmische Böen. Mit Abschwächung des Bodentiefs nimmt der Gradient aber weiter
ab und nachmittags dürfte der Wind dann auch nicht mehr warnwürdig sein.

In der Nacht auf Donnerstag zieht das Bodentief allmählich nach Osten ab. Mit
einer dahinter auf Nord drehenden Strömung, kommt die Kaltluft nun auch bis in
den Süden voran. Dort sinkt die Schneefallgrenze bis zum Morgen teils auf unter
1000 m. Zudem verstärkt sich der Staueffekt an den Alpen. Es werden vom ID2 EPS
in Staulagen selbst im Median 10 bis 20 l/qm vorhergesagt und es lassen sich
erhöhte Wahrscheinlichkeiten für mehr als 25 l/qm in 12 h prognostiziert. In
Lagen oberhalb von 1000 bis 1200 m fallen diese als Schnee. Mit Aussicht auf die
noch zu erwartenden Mengen bis Freitag wird sicher in einigen Regionen eine
markante Warnung notwendig sein.

Zwar gibt es nur gelegentlich ein paar Auflockerungen, aber die Temperatur kann
durch die fortlaufende Kaltluft zum Teil in den Frostbereich sinken. Das gilt
vor allem für den Norden und Nordosten, wo es ausgangs der Nacht dann doch ein
paar größere Lücken schaffen. Mit den vorherigen Niederschlägen besteht
entsprechend die Gefahr von überfrierender Nässe. Durch recht langsame Abkühlung
und die Lücke zwischen Ende der Niederschläge und Absinken in den Frostbereich,
erscheint aus heutiger Sicht die gelbe Warnstufe ausreichend.


----------------------------------------------------------------

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Donnerstag ... hält der Kaltluftzustrom aus Norden an. Die Schneefallgrenze
sinkt an den Alpen sinkt weiter ab. Dort dauern die Schneefälle staubedingt an.
Über die Möglichkeit der Überschreitung markanter Warnschwellen wurde bereits
geschrieben. Sonst fällt nur in den östlichen Mittelgebirgen ein wenig Schnee
und die Niederschläge nehmen von Norden immer weiter ab.
In der Nacht auf Freitag kann es gebietswiese Frost geben, besonders Bergland
sowie Osten und Nordosten des Landes. Streckenweise ist Glätte möglich. Mehr
Details finden sich in der Frühübersicht, zu der es keine nennenswerten
Neuerungen gibt.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die Modelle simulieren die Kurzfrist abgesehen von lokalen Unstimmigkeiten
(siehe Haupttext) ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer