DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

07-12-2023 17:30
SXEU31 DWAV 071800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 07.12.2023 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Winkelförmige Westlage mit Frontenfriedhof über Mitteleuropa, dabei teils
Glatteis, später Übergang zu West zyklonal dabei Tauwetter (im Süden ab Sonntag
UNWETTER).

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
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Aktuell ... herrscht über dem Atlantik und Europa eine stark mäandrierende
Frontalzone vor. Ein größerer Kaltluftkörper mit entsprechendem Bodenhoch zieht
sich immer mehr nach Sibirien zurück. Flankiert wird dieses Hoch von einem Trog
über Osteuropa. Im restlichen Europa übernimmt ein Tief mit Zentrum westlich von
Irland langsam das Regime. Vorderseitig hat sich eine südliche Bodenströmung
über West- und dem westlichen Mitteleuropa eingestellt. In der Höhe hat sich ein
Keil aufgewölbt, dessen Achse sich in der Nacht über Deutschland ostwärts
hinwegbewegt. Damit verbunden ist massive WLA, sodass die 850-hPa-Temperatur auf
bis zu 5 °C am Alpenrand ansteigt. Die Grenzschicht ist allerdings durch eine
Inversion auf etwa 900 hPa davon noch weitestgehend entkoppelt. In Teilen des
Westens, sowie in der gesamten Nordosthälfte herrscht hochnebelartige Bewölkung
vor, aus der etwas Sprühregen, im Bergland auch Schneegeriesel fällt. Im Westen
und im Süden gibt es größere wolkenfreie Gebiete, wobei in der Höhe bereits die
Cirrusbewölkung der Warmfront des Atlantiktiefs aufzieht. Abgesehen vom Bergland
ist die Temperatur verbreitet über 0 °C angestiegen. In der Nacht geht die
Temperatur zumindest in den klaren Gebieten rasch wieder unter den Gefrierpunkt
zurück. Auch im Osten wird durch den auffrischenden Gradienten die
Hochnebeldecke angefressen, sodass es zunehmend aufklart. Im Südosten
Deutschland wird wieder verbreitet mäßiger, lokal auch strenger Frost unter -10
°C erwartet.

In der zweiten Nachthälfte greift das immer mehr okkludierend Frontensystem auf
den Westen Deutschlands mit Niederschlägen über. Dabei fällt zunächst Regen, der
auf dem Boden gefrieren kann. Entsprechende Glatteiswarnungen laufen. In den
Vorhersagetemps wird die "warme Nase" zwischen 800 und 900 hPa durch
Niederschlagsabkühlung und gleichzeitiger Hebung der kalten Grundschicht im
weiteren Verlauf aber immer weiter weggefressen, sodass in den westlichen
Mittelgebirgen oder weiter zur Mitte hin, die Schneephase dazu kommt. Da
Temperaturen in den Niederungen um 0 °C berechnet werden und es nicht überall
glatt wird und zur Mitte hin und im Bergland teils Schnee oder Eiskörner fallen,
wurde sich zunächst für eine Ockerwarnung entschieden, die im Nowcasting noch
auf Unwetter hochgestuft werden kann. Der Gradient nimmt in der Nacht etwas zu.
Der zunehmende Wind kann sich aber nur auf einigen Gipfellagen und an den
Nordrändern einiger Mittelgebirge durchsetzen, sodass dort in anfälligen Lagen
Böen der Stärke 7 auftreten können. Am Nordrand des Erzgebirges kann es oberhalb
von 600 m in sehr exponierten Lagen zu Schneeverwehungen kommen.




Freitag ... das okkludierende Frontsystem läuft gegen den russischen
Hochdruckblock und schwächt sich allmählich ab, kommt aber langsam mit seinen
Niederschlägen im Laufe des Vormittags bis in die Mitte, später unter weiterer
Abschwächung auch im Osten an. Durch Hebung der kalten Grundschicht und durch
Niederschlagsabkühlung fällt die 850-hPa-Temperatur teilweise wieder unter 0 °C,
sodass die Phase im Nordosten wahrscheinlich leichter Schneefall ist. In der
Mitte gibt es vorwiegend im Bergland weiterhin eine Mischung aus teils
gefrierenden Regen, Schnee und Eiskörnern. Im Westen durchmischt die Luftmasse
Zusehens, wodurch sich dort Tauwetter bis in die Kammlagen durchsetzt. Zudem
frischt der Wind etwas auf. Warn relevante Böen sind auf höheren Berggipfel mit
Böen Bft 8, exponiert Bft 9 und auf die Nordseeküste und (dort Böen Bft 7) und
vom Osterzgebirge bis zur Oberlausitz (Böhmischer Wind) bis zur beschränkt.

In der Nacht zum Freitag schwächt sich das Tief westlich von Irland ab und
verbindet sich mit einem großen atlantischen Tiefdruckkomplex. Seine Front
schwächt sich weiter ab. An ihr fällt im Südosten weiterhin Niederschlag, in
Niederbayern, in einigen Alpentälern, sowie oberhalb von etwa 1000 m auch
Schnee, selten auch gefrierender Regen. Ansonsten zieht die sich auflösende
Front nach Osten ab. Rückseitig fließt eine erwärmte maritime Polarluftmasse
ein, sodass es abgesehen vom Süd- und Nordosten und einigen Hochlagen frostfrei
bleibt.

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Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Samstag ... befinden wir uns immer noch in einer winkelförmige Westlage. Über
dem Atlantik herrscht eine starke zonale Strömung, die gegen den sibirischen
Hochdruckblock anläuft. An einer Welle bildet sich ein neues Teiltief, das in
die Nordsee zieht. An seiner Südostflanke verstärkt sich der Gradient, sodass am
Abend und in der Nacht zum Sonntag ein veritabler Low-Level-Jet mit bis zu 50 kt
auf 850 hPa auf den Westen, in der Nacht zum Sonntag auch auf den Südwesten
übergreift. Dies bedeutet Sturm auf den Bergen und an der Küste. Windböen werden
vorwiegend an den Nordrändern der Mittelgebirge herunter gemischt. Des Weiteren
greift die okkludierende Front des Tiefs in der Nacht auf Deutschland über.
Sodass nach einer kurzen trockenen Phase am Samstag tagsüber erneut Regen auf
den Westen übergreift und sich in der Nacht ostwärts ausbreitet. Bei
850-hPa-Temperaturen um 0 °C fällt Schnee nur noch in den Gipfellagen der
östlichen Mittelgebirge und in den Alpen oberhalb von 1300 m. An den Alpen und
im Alpenvorland setzt massives Tauwetter ein, was mit weiterem Regen in den
nächsten Tagen, Höchstwerten bis zu 8 Grad und viel Wind zum weitestgehenden
Abschmelzen der Schneedecke führt, die einen beträchtlichen Wassergehalt hat
(UNWETTER TAUWETTER).


Modellvergleich und -einschätzung
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Das Tiefdruckgebiet über der Nordsee wird von den Modellen noch etwas
unterschiedlich berechnet, was sich auf Niederschlagsmengen und auch den Wind
auswirkt. Ansonsten ist der Fahrplan hin zu einer Westwetterlage mit Tauwetter
klar.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold