DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-11-2023 08:01
SXEU31 DWAV 170800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 17.11.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW z, nur vorübergehende Unterbrechung durch ein Zwischenhoch.

STURMBÖEN:
Anfangs auf den Alpengipfeln noch Sturmböen Bft 8/9 aus West, rasch abnehmend.
Tagsüber in exponierten Kamm- und Gipfellagen des Harzes und Erzgebirges
stürmische Böen um 70 km/h (Bft 8) aus Nordwest, im Erzgebirge bis in die Nacht
hinein andauernd.
Danach erst wieder ab Samstagabend über der Nordsee und in den Hochlagen
westlich des Rheins auffrischender Wind mit stürmischen Böen. In der Nacht zum
Sonntag generell auf höheren Berggipfeln Sturmböen Bft 8/9, an einigen
Küstenabschnitten stürmische Böen aus Südost. Den Sonntag über und auch in der
Nacht zum Montag andauernd.

DAUERREGEN (UNWETTER):
Anfangs vom Schwarzwald und der Schwäbischen Alb bis zu den Alpen und ins
Vorland noch Dauerregen. Dabei seit gestern Mittag bis heute Mittag 30 bis 50
l/qm, im Oberallgäu bis 60 l/qm. In Staulagen des Schwarzwaldes bis 90 l/qm in
18 bis 21 Stunden (dort Unwetter).
In der Nacht zum Sonntag im südwestdeutschen Bergland, im Oberbergischen Land
und an den Alpen erneut einsetzender Dauerregen, dort in Staulagen bis
Sonntagmittag 25 bis 40 mm.

SCHNEFALL/GLÄTTE:
Bis in die Nacht zum Samstag hinein an den Alpen Schneefälle, nur zögernd
nachlassend. Bis Samstagfrüh in exponierten Staulagen oberhalb von 1000 m bis 30
cm Neuschnee möglich, verbreitet jedoch 10 bis 20 cm Neuschnee. Verbreitet
Glätte und Schneebruchgefahr.


Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... liegt Deutschland unter einem breiten, aber nur bis in den Alpenraum
reichenden Trog. An dessen Südflanke wurde ein kleinräumiges, aber intensives
Tief rasch ostwärts gesteuert, das über die Ostalpen hinweg unter Auffüllung bis
heute Abend bereits die Waldkarpaten erreicht. An dessen Rückseite schiebt sich,
gestützt durch Kaltluftadvektion, von Frankreich ein Zwischenhochkeil nach
Süddeutschland. Zwischen diesem und dem abziehenden Bodentief bleibt zunächst
nach Osten hin noch ein kräftiger Gradient bestehen, wodurch anfangs auf
Alpengipfeln und auf den Gipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge (im
Erzgebirge bis in die Nacht zum Samstag hinein andauernd) noch Sturmböen Bft 8/9
auftreten. Darüber hinaus sind zum Abend hin auch an einigen Abschnitten der
Ostseeküste einzelne Windböen Bft 7 vorstellbar.
Die Dauerniederschläge lassen mit dem Übergreifen des Zwischenhochkeils
allmählich nach. Dies ist zuerst im Schwarzwald der Fall, so dass hinsichtlich
der dort noch laufenden Unwetterwarnung kein Verlängerungsbedarf mehr besteht.
Zudem fallen die Niederschläge oberhalb etwa 800 und später ab 1000 m als
Schnee, aber es kommen in der rückseitig einfließenden polaren maritimen
Luftmasse nur wenige Zentimeter Neuschnee zusammen. Anders gestaltet sich die
Lage an den Alpen. Dort sind aufgrund der Anströmung steil von Nordwesten bis in
die Nacht zum Samstag hinein noch staubedingte Niederschläge zu erwarten.
Oberhalb 600 m (bis in den Vormittag hinein) und 800 bis 1000 m) tagsüber kommen
10 bis über 20, im Oberallgäu auch deutlich über 30 cm Neuschnee hinzu.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 4 bis 9, im höheren Bergland nur Werte um
2 Grad.

In der Nacht zum Samstag kräftigt sich das nach Deutschland verlagernde
Zwischenhoch und weitet sich nach Norden aus, so dass sich mit einem Hoch über
Skandinavien und einem weiteren Hoch über Westrussland vorübergehend ein
antizyklonales Gepräge einstellt. Dabei wird das sich nach Deutschland
verlagernde Hoch durch einen Höhenkeil, der von der Iberischen Halbinsel über
die westliche Nordsee hinweg bis ins Nordmeer reicht, gestützt. Absinken im
Bereich des Zwischenhochs lässt die Wolkendecke zumindest gebietsweise
auflockern, nachfolgend entsteht teils dichter Nebel. Die Niederschläge an den
Alpen, die oberhalb 800 bis 1000 m als Schnee fallen, sollten im Laufe der Nacht
allmählich nachlassen. Bis Samstagfrüh können an und in den Alpen noch einige,
am östlichen Alpenrand in Staulagen auch um 10 cm Neuschnee hinzukommen. Auch
der Wind flaut im östlichen Bergland zusehends ab. Während in der ersten
Nachthälfte in den dortigen Kamm- und Gipfellagen noch stürmische Böen auftreten
können, ist dort Samstagfrüh der Wind wahrscheinlich nicht mehr warnrelevant.
Allerdings wird der Höhenkeil durch Warmluftadvektion überlaufen, was im Westen
Deutschlands bereits in der zweiten Nachthälfte wieder mehrschichtige Bewölkung
aufziehen lässt, ohne dass bereits Niederschlag fällt. Hierdurch besteht am
ehesten Frostgefahr in einem breiten Streifen von der Nordsee über die mittleren
Regionen Deutschlands hinweg bis in den östlichen Mittelgebirgsraum hinein.

Samstag... greift der Höhenkeil unter Abflachung auf Mitteleuropa über.
Warmluftadvektion, die in Verbindung mit der Warmfront eines kräftigen Tiefs
südlich von Island besteht, erfasst dann das gesamte Vorhersagegebiet. Im Westen
beginnt es daher im Tagesverlauf erneut zu regnen. Zudem frischt mit Annäherung
der Warmfront dieses Tiefs im Nordwesten und Westen der Wind auf, so dass,
beginnend ab dem Nachmittag zunächst in den Mittelgebirgen westlich des Rheins
und bis zum Abend auch im Hochsauerland, im Oberharz und Hochschwarzwald in
Gipfellagen sowie über der offenen Nordsee Sturmböen Bft 8/9 aus Süd, im Norden
aus Südost, aufkommen.
Für ein paar Auflockerungen reicht es allenfalls im Nordosten und Südosten
Deutschlands. Ansonsten hält sich meist mehrschichtige Bewölkung. In den
Gebieten, in welchen sich in der Nacht zuvor Nebel bilden konnte, wird dessen
Auflösung durch die sich verdichtende Bewölkung unterbunden. Gegenüber heute
ändern sich die Temperaturen nur unwesentlich.

In der Nacht zum Sonntag gelangt Deutschland in den Warmsektor des sich dann in
das Seegebiet nördlich von Schottland verlagernden Tiefs. Die Kaltfront dieses
Tiefs erreicht ausgangs der Nacht leicht schleifend den Nordwesten. Frontale
Niederschläge erfassen dann auch den Osten und Süden Deutschlands. Eine
Überschreitung warnrelevanter Schwellenwerter bzgl. der 12-std. Summen zeichnet
sich jedoch nur in den Staulagen des Schwarzwaldes und des Oberallgäus und mit
geringerer Wahrscheinlichkeit auch im Oberbergischen Land ab. Dort können bis
Sonntagfrüh 25 bis 40 mm Niederschlag zusammenkommen. Zudem steigt die
Schneefallgrenze rasch wieder auf mehr als 1500 m an, so dass auch bei der
Abschätzung des Abflusses der ggf. im Oberallgäu liegende Schnee mit in Betracht
zu ziehen ist.
Der Wind frischt auch im Osten und Süden Deutschlands auf, so das generell in
Kamm- und Gipfellagen Sturmböen Bft 8/9 und auf exponierten Gipfeln (Brocken,
Feldberg im Schwarzwald) auch schwere Sturmböen Bft 10 auftreten können. Darüber
hinaus sind an der Küste Windböen Bft 7 und an den hierfür anfälligen
Küstenabschnitten stürmische Böen und über der offenen Nordsee zunächst noch
Böen bis Sturmstärke zu erwarten. Während an der Ostsee Südost die
vorherrschende Windrichtung ist, dreht an der Nordsee mit dem Übergreifen der
Warmfront der Wind von Südost auf Südwest und mit Passage der Kaltfront auf
West.
Bedingt durch die mehrschichtige und weitgehend geschlossene Bewölkung und den
erneut anziehenden Gradienten ist die Frostgefahr auf das östliche Bergland
beschränkt.

Sonntag... liegt Deutschland weiterhin im Bereich der Frontalzone und somit
unter einer west- nordwestlichen Strömung. Die wenig wetterwirksame Kaltfront
des im Raum Schottland liegenden Bodentiefs überquert leicht schleifend
weitgehend das Vorhersagegebiet, ohne einen Luftmassenwechsel herbeizuführen.
Vielmehr erfolgt mit der kräftigen westlichen Strömung deutschlandweit eine
Milderung, was die Temperatur im Nordosten und ganz im Osten auf 6 bis 10 und
sonst auf 10 bis 15 Grad steigen lässt. Der Gradient zieht dabei noch etwas an.
In den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und auf Alpengipfeln sind
weiterhin Sturmböen Bft 8/9 und auf exponierten Gipfeln schwere Sturmböen Bft 10
zu erwarten, an einigen Küstenabschnitten gibt es ebenfalls Wind- und stürmische
Böen. Darüber hinaus können, abgesehen vom Nordosten und Osten, in freien Lagen
und vor allem in den Leegebieten der Gebirge Windböen Bft 7 auftreten.

In der Nacht zum Montag verlagert sich das wetterbestimmende Tief in die Nordsee
und beginnt sich dabei abzuschwächen. Unterm Strich ändert sich am Gradienten
über Mitteleuropa und daher auch an der Windsituation nur wenig. Lediglich im
Norden und Nordosten Deutschlands weicht aufgrund der Nähe zum Tief der Gradient
auf, so dass dort wahrscheinlich keine warnrelevanten Böen mehr auftreten. Das
Niederschlagsgeschehen konzentriert sich dann auf den Norden und Nordosten
Deutschlands, wo einige bis etwa 10, in Staulagen bis 20 mm innerhalb von 12
Stunden zu erwarten sind. Eine Überschreitung warnrelevanter Schwellenwerte
zeichnet sich nicht ab. Dabei bleibt es durchweg frostfrei.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann