DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-11-2016 21:00
SXEU31 DWAV 091800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 09.11.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Frühwinterlich mit Schneefällen vor allem im Bergland und Wind im Süden.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland im Bereich eines umfangreichen Langwellentroges,
wobei dieser derzeit im Westen durch den Vorstoß eines kurzwelligen Anteils von
den Britischen Inseln gen Südosten regeneriert wird. In diesem Zusammenhang hat
sich an der noch knapp westlich von Deutschland liegenden Okklusion, die zu
einem Islandtief gehört, ein Randtief gebildet. Dieses wird am frühen Abend über
dem Osten Belgiens erwartet. Dabei nimmt die Okklusion zunehmend den Charakter
einer Warm-/Kaltfront an, die die aus dem Skandinavienhoch ausgeflossene
Kaltluft über Norddeutschland von der etwas milderen erwärmten Polarluft im
Südwesten trennt. Auf der Vorderseite des Randtiefs bzw. Kurzwellentroges kommt
es über dem Westen Deutschlands zu Warmluftadvektion sowie PVA, so dass der
daraus resultierende Hebungsantrieb in der gesamten Südwesthälfte für meist
leichte aber anhaltende Niederschläge sorgt. Dabei lag die Schneefallgrenze am
Spätnachmittag am Nordostrand des Niederschlagsgebietes über Mitteldeutschland
bei etwa 300 m, im Südwesten dagegen bei etwa 700 m. An der Südflanke des Tiefs
entsteht ein recht kräftiger Gradient, der zumindest in der Schweiz den Wind
schon recht kräftig aufleben hat lassen.

In der Nacht zum Donnerstag stößt der Kurzwellentrog in etwa bis Südostbayern
vor und bildet zunehmend die Hauptachse des gesamten langwelligen Trogsystems.
Das zugehörige Bodentief zieht in der Nacht über die Mitte Deutschlands hinweg
ostwärts und wird in der Frühe in etwa über dem Vogtland erwartet. Dabei
schwächt es sich schon wieder etwas ab, da es etwas entwicklungsungünstig liegt.
Die stärkste PVA ist nämlich etwas weiter im Süden an der Trogvorderseite
wetterwirksam, während das Tiefs selbst zunehmend ins "Innere" des Troges gerät.
In diesem Bereich sorgt aber kräftige WLA für Hebung, so dass in der Nacht weite
Teile Deutschlands in den Bereich eines ausgedehnte Niederschlagsgebietes
geraten, wobei in etwa die Gebiete nordöstlich der Elbe ausgespart bleiben. Dort
können die Wolken zeitweise auflockern und die Temperaturen sinken in der
Kaltluft verbreitet in den Frostbereich. Glätte durch Reif oder überfrierende
Nässe sind möglich. Falls es über den schneebedeckten Gebieten zwischen über
Ostniedersachsen und Westmecklenburg mal zeitweise auflockern sollte, kann es
auch mäßigen Frost geben. Nach Süden zu wird die Luftmasse milder, so dass die
Schneefallgrenze am Nordrand des Schneefallgebietes teilweise ganz unten liegt,
sie steigt aber nach Südwesten zu an und erreicht in der Nacht in Schwarzwald
sogar über 1000 m. Dennoch bedeutet das für viele Mittelgebirgslagen der
gesamten Südwesthälfte Deutschlands (bis zum Thüringer Schiefergebirge) sowie
auch tieferen Lagen nach Nordosten zu, dass mit etwa 2 bis 7 cm Neuschnee
gerechnet werden muss, in den hohen Kammlagen (wo also Dauerfrost und Stau
zusammen kommen) auch um 10 cm. Vor allem im Schwarzwald und Allgäu können
oberhalb 1000 m bis zum Morgen auch um 15 cm Neuschnee zusammenkommen. Trotz des
sich etwas abschwächenden Tiefs frischt am südlichen Gradient desselben der Wind
ordentlich auf, wobei in Teilen Baden-Württembergs und Bayerns steife Böen oder
stürmische Böen bis ins Flachland auftreten können. In höheren Lagen sind
durchaus Sturmböen zu erwarten, in den Kammlagen des Schwarzwaldes und auf den
Alpengipfeln durchaus auch schwere Sturmböen bzw. vereinzelt in exponierten
Lagen auch orkanartige Böen. Dabei weht der Wind überwiegend um Südwest, anfangs
auch noch aus Süd. Wo Wind und Schnee zusammenkommen, muss auch mit
Schneeverwehungen gerechnet werden, allerdings sollten diese nur in höheren
Berglagen vorkommen und kaum warnwürdig werden.

Donnerstag ... verlagert sich die Achse des Troges weiter ostwärts in etwa nach
Tschechien. Gleichzeitig formiert sich aber im Tagesverlauf im Bereich der
westlichen Nordsee erneut ein Trog, der Südwärts vorstößt. Dieser vermag aber
über Deutschland am Donnerstag noch keine Hebungsprozesse auszulösen, so dass in
Deutschland im Inneren des Troges am Donnerstag recht wenig Hebungsantrieb zu
erwarten ist. Letztendlich liegt am Abend nur noch ein flaches Tief über
Mitteleuropa, welches zwei Kerne aufweist, einen über Niederschlesien und einen
weiteren über der westlichen Nordsee. Südlich dieser Tiefdruckzone liegt nach
wie vor eine etwas mildere (-2 bis 0 Grad in 850 hPa) als nördlich davon (-4 bis
-5 Grad). Dabei werden sowohl über der Mitte (dort vor allem im Osten) und im
Süden noch Niederschläge simuliert. Dabei dürfte die Schneefallgrenze zwischen
etwa 200 m über Sachsen und über 1000 m im Schwarzwald liegen. In Lagen darüber
kommen gebietsweise bis zu 5 cm Neuschnee zusammen, im östlichen Bergland teils
auch bis etwa 10 cm, im Schwarzwald, Bayerischen Wald und an den Alpen auch
teils um 15 cm. Leichte Niederschläge werden mitunter auch im Norden simuliert,
dann meist als Schnee bis in tiefe Lagen. Ansonsten kann es im Norden auch mal
einige Wolkenauflockerungen geben, über 3 Grad kommt aber dort die Temperatur
nicht hinaus. Dagegen werden es im südwestlichen Tiefland 6 bis 10 Grad. Mit der
Auffüllung des Tiefs schwächt sich auch der Gradient an dessen Südflanke ab, so
dass im Tagesverlauf die Windböen im Flachland wieder nachlassen, zuletzt im
Südosten Bayerns. Auch im höheren Bergland lässt er nach, weht aber in der
ersten Tageshälfte durchaus noch mit Sturmböen in den höheren Lagen des
Schwarzwaldes, der Alpen und des Bayerischen Waldes, zum Abend hin gibt es
allenfalls in den Alpen noch letzte stürmische Böen. Nördlich der Tiefdruckzone
wehen schwache Winde aus Nordost.

In der Nacht zum Freitag schwenkt der o.e. Kurzwellentrog über den Südwesten
Deutschlands hinweg und sorgt dort für PVA, er vermag aber nur noch eine
schwache Zyklogenese am Boden auszulösen. Dieses Tief zieht in der Nacht von der
Rhein/Waalmündung nach Baden-Württemberg. An seiner Südwestflanke nimmt dabei
der Wind wieder deutlich zu, was vor allem im Schwarzwald für Sturmböen sorgt.
Rückseitig des Troges verbindet sich das Azorenhoch mit einem Hoch über Norwegen
so dass nördliche und östliche Winde zunehmend in den Süden Deutschlands
vordringen. Die Troposphäre wird wieder etwas kälter und instabiler, da vor
allem in der Höhe die Temperatur zurück geht auf meist wieder -30 bis -32 Grad
in 500 hPa. Auch bezüglich der Niederschläge hat das Tief einiges zu bieten:
Südwestlich einer Linie Niederrhein-untere Donau simulieren die Modelle vielfach
5 bis 10 mm Niederschlag, in einzelnen Mittelgebirgen durchaus bis zu 20 mm.
Dabei dürfte die Schneefallgrenze anfangs in etwa wie tagsüber liegen, geht dann
aber vor allem im Süden im Verlauf der Nacht wieder zurück auf unter 800 m.
Somit dürfte zumindest in einzelnen Mittelgebirgen eine Ocker-Schneefallwarnung
nötig werden. Im Norden wird die mitunter gering bewölkte Nacht wieder frostig,
auch dort kann es einzelne leichte Schneeschauer geben.

Freitag ... schwenkt der Trog über den Südosten Deutschlands und nachfolgend
gelangen wir im Westen allmählich in eine nördliche Höhenströmung. Über den
Britischen Inseln wölbt sich ein Keil auf, der den Druck über Deutschland
steigen lässt, so dass wir in den Bereich einer Hochdruckzone kommen, deren
Schwerpunkt über Norwegen zu finden ist. Die die Strömung anfangs noch aus
nördlichen Richtungen kommt, gelangt auch niedertroposphärisch etwas kältere
Luft ins Land. Die im Süden Deutschlands nach wie vor zu erwartenden mäßigen
Niederschläge dürften dann oberhalb 500 m allmählich wieder in Schnee übergehen.
Über den noch warmen Meeren wird ebenso etwas Konvektion gerechnet. Ansonsten
dürften die Sonnenanteile etwas zunehmen und sich teilweise ein freundlicher Tag
einstellen. Da der Trog südlich der Alpen eine Zyklonegenese antreibt, bleibt
der Gradient über dem südlichen Bergland noch etwas stärker, so dass dort in
höheren Lagen noch Sturmböen auftreten.
In der Nacht zum Samstag fällt im südlichen und östlichen Bergland noch etwas
Schnee bis in tiefe Lagen. Ansonsten herrscht Hochdruckeinfluss und der Himmel
ist oft klar, bevor sich ausgedehnte Nebelfelder bilden. Verbreitet wird es
frostig, im Bergland ist mäßiger Frost zu erwarten.

Samstag ... wölbt sich ein Keil über den Nordsee auf, gleichzeitig verbleibt
Deutschland in einer zyklonal konturierten Höhenströmung am Rande des
osteuropäischen Troges. Dort fließt in der Höhe auch nach wie vor Kaltluft zu.
Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt ostwärts, so dass auf der Vorderseite
eines Tiefs über den Britischen Inseln eine südöstliche Strömung in Gang kommt.
Mit dieser gelangt etwas mildere Luft in den Südwesten Deutschlands, die sich
aber bodennah wohl kaum durchsetzen können wird. Gleichzeitig bleibt es im Osten
sehr kalt. Dabei dürfte sich das Wetter ruhig gestalten und Niederschläge die
Ausnahme bleiben. Teils kann sich dann die Sonne durchsetzen, teils wird sich
aber auch Nebel und tiefe Bewölkung halten. Bei Dauernebel kann es durchaus auch
Dauerfrost geben, sonst werden meist 1 bis 5, im Westen und Südwesten 6 bis 8
Grad erreicht.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Lage durchweg ähnlich. Allerdings zeichnet sich ab,
dass - bei allen Modellen - die Zugbahn des Tiefs heute Nacht etwas zu weit
nördlich (etwa 50 bis 100 km) positioniert sein könnte. Demzufolge dürfte der
Wind nicht ganz so weit nach Norden ausgreifen wie prognostiziert, zudem dürfte
folglich auch die Schneefallgrenze in der Mitte Deutschlands teils etwas
niedriger liegen. Das Warnmanagement folgt bereits dieser Einschätzung und
weicht damit besonders beim Wind geringfügig von den Prognosen der 12-UTC-Läufe
ab.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann