DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-11-2023 08:30
SXEU31 DWAV 090800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 09.11.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Übergange zu TrM
Unbeständig und zeitweise windig, im höheren Bergland Sturm. Zum Wochenende
allmähliche Abkühlung und etwas Schnee in den Hochlagen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... befindet sich ein Höhentief mit korrespondierendem Bodentief zur
Mittagszeit nördlich von Irland. Deutschland liegt auf seiner Vorderseite in
eine südwestlichen Höhenströmung. Eine von dem Tiefdruckgebiet ausgehend
Okklusion hat Deutschland mit skaligen Niederschlägen erreicht und kommt im
Tagesverlauf langsam ostwärts voran. Da die Front durch ihre zunehmend
strömungsparallele Lage immer mehr Ihre Wirksamkeit verliert, fallen auch die
Niederschläge allgemein nicht sonderlich ergiebig aus. Zumindest in
Anströmungsrichtung der Mittelgebirge kann es mal ein paar mehr Liter pro
Quadratmeter geben (Stau).

Mit der südwestlichen Strömung kann sich ein gewisser Druckgegensatz zwischen
Alpensüd- und Alpennordseite aufbauen, sodass es im Tagesverlauf im Südosten des
Landes am freundlichsten ist. Dort kann die Sonne auch mal längere Zeit
scheinen. Wirklich durchgreifen in Form von warnwürdigen Böen wird der Föhn aber
eher nicht. Nur auf den Alpengipfeln kann es ein paar stürmische Böen und
einzelne Sturmböen geben.

Ansonsten lässt sich allgemein festhalten, dass der Wind niedertroposphärisch
wie auch schon in den vorausgegangenen Tagen recht lebhaft unterwegs ist. Der
Wind in 850 hPa ist da ein guter Orientierungswert. Dieser weht mit 35 bis 45
kn, wobei in den Vormittagsstunden und am Mittag ein erstes Maximum ostwärts
abläuft und zum Abend ein zweites Maximum auf den Südwesten übergreift. Damit
kommt es in höheren Berglagen zeitweise zu Windböen, auf den Gipfeln stürmischen
Böen. Brocken wie immer etwas stärker (Bft 9/10). Auch die Leelagen (nördlich
bis nordöstlich der Mittelgebirge) springen im Tageverlauf erneut an. Ganz
klassisch fallen da natürlich wieder das Saarland und angrenzende
Rheinland-Pfalz sowie die Regionen nördlich von Thüringer Wald und nördlich vom
Thüringer Wald bis hinauf zum Harzlee ins Auge. Dort wird es zeitweise Windböen
geben, die zum Abend allgemein wieder nachlassen.

Bis zum Abend nähert sich zudem Trog allmählich von Frankreich kommend an. Auf
seiner Vorderseite kann man einen kurzwelligen Troganteil erkennen. Daran
gekoppelt ist eine deutliche Labilisierung in mittleren Troposphärenschichten,
wie man auch schon an der deutlich positiven Lapse Rate Tendenz erkennen kann.
Die auflebend Schaueraktivität greift in den (späten) Abendstunden auf den
Westen Deutschlands über. Es wird auch etwas MU-CAPE vorhergesagt, sodass nicht
ausgeschlossen ist, dass mal ein kurzes Gewitter eingelagert ist. Aufgrund der
fortgeschrittenen Tageszeit wird es aber viel nicht sein.
Das Temperaturniveau bleibt insgesamt recht mild mit Maxima meist zwischen 10
und 13 Grad, nördlich des Erzgebirges können leicht föhnig auch bis 15 Grad
erreicht werden.

In der Nacht auf Freitag zieht der kurzwellige Troganteil nordostwärts über
Deutschland hinweg, sodass auch das Schauerband unter Abschwächung über die
Mitte bis in den Nordosten vorankommt. Ausgangs der Nacht greift dann schon der
nächste Kurzwellentrog mit schauerartig verstärkten Niederschlägen auf den
Südwesten über. Gleichzeitig wird mit der Annäherung des Haupttroges etwas
kälter Luft herangeführt (T850<0 Grad), sodass die Schneefallgrenze auf etwa
1000 m sinkt. In den Hochlagen des Schwarzwaldes können entsprechend ein paar
Zentimeter Schnee fallen.

Der Wind in den Leelagen der Mittelgebirge kommt vorübergehend etwas zum
Erliegen, in den Hoch- und Gipfellagen der Berge bleibt es aber bei Windböen und
stürmischen Böen. Zudem legt der Wind an der Nordsee zu, sodass auch dort
Windböen auftreten, auch einzelne stürmische Böen auf vorgelagerten Inseln und
über der freien See sind zu erwarten. Über der Nordsee kann es zudem als
Kombination aus warmem Wasser und Höhenkaltluft einzelne Gewitter geben.

Die Temperaturen bewegen sich meist zwischen 8 und 4 Grad. Nach Südosten kann es
eingangs der Nacht noch größere Auflockerungen geben, sodass dort die Minima
zwischen 5 und 2 Graden liegen. In den Hochlagen der süddeutschen Mittelgebirge
ist leichter Frost wahrscheinlich.


Freitag... gelangt Deutschland immer stärker unter Trogeinfluss, wobei die
Haupttrogachse erst am Abend auf den Westen übergreift. Vorderseitig dieser
Haupttrogachse bekommt die Höhenströmung entsprechend nochmal eine stärkere
Südkomponente. Folglich ist das Erscheinungsbild den Vortagen recht ähnlich. In
den Leelagen von Thüringer Wald und Erzgebirge wird es am freundlichsten mit
auch mal längeren sonnigen Abschnitten, während sonst oft das grau in grau
dominiert und gelegentlich ein paar Schauer unterwegs sind. Das gilt vor allem
für die Küsten (über der Nordsee einzelne Gewitter) und die westdeutschen
Mittelgebirgslagen.

Im Süden ziehen mit dem Kurzwellentrog aus der Nacht bis zum Mittag noch
schauerartig verstärkte Niederschläge ostwärts ab, ehe mit der stärkeren
Südkomponente am Nachmittag auch mal die Sonne zum Zuge kommt. In den höheren
Alpenlagen ab etwa 1200 m ist ein wenig Neuschnee möglich.

Zum späten Nachmittag und Abend verstärken sich mit Annäherung der Trogachse im
Westen die schauerartigen Niederschläge. Gewitter sollte es nach Durchsicht der
Prognosesoundings eher nicht geben.

Als einziges Warnkriterium steht wieder einmal der Wind auf dem Tableau. Dieser
frischt im Tagesverlauf im Lee nördlich und nordöstlich der Mittelgebirge
gebietsweise stark böig auf. In höheren Berglagen sind stürmische Böen zu
erwarten. Die anfänglich starken bis stürmischen Böen an der Nordsee lassen
hingegen im Tagesverlauf wieder nach, da sich dort das Zentrum des Bodentiefs
hinschiebt.

Die Maxima sind auf einem etwas niedrigerem Niveau unterwegs mit 7 bis 11 Grad,
im Osten mit Sonne bis 13 Grad.

In der Nacht auf Samstag wandert die Haupttrogachse von West nach Ost über
Deutschland hinweg. Damit verbunden sind schauerartig verstärkte Niederschläge,
die vor allem die Mitte und den Süden betreffen. Die Schneefallgrenze sinkt auf
800 bis 1000 m, sodass sich darüber eine dünne Schneedecke ausbilden kann. Im
Anstau der Alpen sind auch bis 10 cm Neuschnee möglich.

Die Anstaukomponente erkennt man vor allem in 850 hPa, wo der Isohypsengradient
mit einer nordwestlichen Komponente recht stramm ist. Damit legt auch der Wind
in den Hochlagen zu und auf den Schwarzwaldgipfeln und in den Alpen kann es
Sturmböen und einzelne schwere Sturmböen geben.

Die Minima liegen entsprechend im höheren Bergland im Frostbereich und in tiefen
Lagen abseits der Küsten zwischen 6 und 1 Grad.

Samstag... gelangt Deutschland zunehmend auf die Trogrückseite in eine
nordwestliche Strömungskomponente, sodass der Zustrom maritim geprägter
Polarluft mit 850 hPa Temperaturen im leicht negativen Bereich anhält.
Die schauerartig verstärkten Niederschläge aus der Nacht ziehen im Tagesverlauf
langsam über den Osten nach Osteuropa ab. Trogrückseitig gibt es bei oft starker
Bewölkung und nur selten sonnigen Abschnitten, noch ein paar Schauer. Diese
fallen aber meist nur schwach aus.

Da der Gradient nach Südwesten und Süden weiter recht lebhaft ist, fallen in den
dortigen Bergländern die Böen auch weiterhin am stärksten aus. Dort in höheren
Lagen weiterhin stürmischen Böen und Sturmböen. In tieferen Lagen kann es in der
ersten Tageshälfte auch einzelne Windböen geben, die zum Nachmittag bereits
wieder nachlassen.

Die Maxima liegen oft nur noch im einstelligen Bereich, nur an der Nordsee und
entlang des Rheins könnte gebietsweise die 10 Grad Marke geknackt werden.

In der Nacht auf Sonntag verbleibt Deutschland in einer nordwestlichen Strömung.
Die Schauertätigkeit lässt aber tagesgangbedingt allgemein nach und häufig ist
es trocken. An den Küsten gibt es aber weitere Schauer, über der Nordsee auch
mal Blitz und Donner.

Vor allem nach Süden lockert es auch mal stärker auf und es kann sich
gebietsweise Nebel bilden. Dort sinken die Tiefstwerte auch öfter in den
Frostbereich bis -3 Grad. Sonst werden 5 bis 1 Grad erwartet. Der Wind lässt
auch in den Hochlagen des Berglandes nach.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle sind im Kurzfristbereich in guter Übereinkunft.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer