DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

31-10-2023 18:01
SXEU31 DWAV 311800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 31.10.2023 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Nachts und morgen nur auf den Bergen und der freien Nordsee stürmisch.

Am Donnerstag im Westen teils bis in tiefe Lagen stürmische Böen, auf
exponierten Bergen teils schwere Sturmböen oder sogar Orkanböen (Brocken). Im
Südschwarzwald und im Alpenraum Dauerregen möglich. Insgesamt unbeständig und
meist mild, nur anfangs ganz im Norden kühl.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
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Aktuell ... Heute Nacht schwenkt der wetterbestimmende Trog vom Odergebiet nach
Polen. Es folgt von Frankreich ein Rücken, dessen Achse morgens über den Westen
anlangt und welcher von WLA überlaufen wird. Die WLA speist nicht nur den
Rücken, sondern kündigt zudem die nächste Warmfront an, die sich von Westen her
nähert. Diese geht vom Tief DIETER westnordwestlich von Irland aus (Kerndruck um
06 UTC 970 hPa).

Die WLA wirkt stabilisierend und die konvektiven Niederschläge klingen zögernd
ab. Mehrschichtige Bewölkung bringt zum Morgen hin im Westen und Nordwesten
neuerlichen "Warmfrontregen" mit sich. Die Mengen sind aber mit meist weniger
als 5 l/m² gering. Ganz im Süden, etwa ab der Donau lockert die Bewölkung
dagegen stärker auf, zum Morgen mit gewisser Nebelneigung. Auch von Schleswig
bis nach Vorpommern, wo die kühle und trockene Luft eingeflossen ist, ist es
anfangs teils klar. Bei vorübergehend schwachem Wind kann es in Teilen
Schleswig-Holsteins geringen Frost geben. Ansonsten ist die Nacht mit 10 bis 4
Grad milder.

Mit Annäherung der Warmfront zieht der Gradient über der Nordsee und im
Nordwesten wieder an, der Süd- bis Südostwind bleibt aber noch unterhalb der
Warnschwelle. Lediglich auf der offenen See treten die ersten
steifen Böen 7 Bft auf. Unterdessen lassen letzte warnwürdige Böen an der
vorpommerschen Küste nach.


Mittwoch ... schwenkt der Höhenkeil über Deutschland hinweg nach Polen und es
folgt von Frankreich her der nächst Trog, dessen Achse um 18 UTC bereits den
äußersten Westen und Südwesten erreicht. Das zugehörige Frontensystem erfasst
mit seinen Wolken- und Regengebieten Deutschland von West nach Ost. Zunächst
überquert uns die Warmfront des hochreichenden Tiefs dicht westlich der
Hebriden, ehe ab dem Spätnachmittag im Westen die Kaltfront mit schauerartigem
Regen ankommt. Im Südwesten kann dabei ein kurzes Gewitter mit stürmischen Böen
nicht ganz ausgeschlossen werden.
In Süddeutschland ist der Höhenkeil so kräftig, dass dort der Warmfrontregen gar
nicht ankommt und trotz aufkommender mittelhoher Bewölkung ist es trocken. Im
Südosten kann es sogar föhnige Aufheiterungen geben und dort ist es mit bis zu
17 Grad sogar ungewöhnlich mild.
Der Wind frischt im Warmsektor und mit Übergreifen der Kaltfront im Westen auf
und bringt in freien Lagen steife Windböen. Auf exponierten Bergen treten im
Tagesverlauf Sturmböen auf (Brocken Bft 10).
Der November startet nur im Nordosten halbwegs normal temperiert mit rund 10
Grad Tagesmaximum. Ansonsten ist es ungewöhnlich mild mit 13 Grad im Norden und
18 Grad im Südwesten.

In der Nacht zum Donnerstag erreicht die Orkantiefentwicklung über Südengland
ihren Höhepunkt. Der bereits international benannte Orkan CIARAN, der auf den
Karten der Berliner Wetterkarte in Zusammenarbeit mit der FU Berlin den Namen
EMIR trägt, vertieft sich bis Donnerstagfrüh nach ICON-EU auf 952 hPa.

Während die Kaltfront DIETERs zunehmend von KLA überlaufen wird, dadurch an
Wetteraktivität einbüßt und damit im Osten und Süden kaum noch nennenswerte
Niederschläge mit sich bringt, nähert sich in den Frühstunden von Westen mit
großen Schritten die zunehmend okkludierende Front EMIRs. Weit in dessen Vorfeld
greift kräftige WLA ostwärts aus, so dass Auflockerungen erneut nur von kurzer
Dauer sind und die Wolken von Westen rasch wieder dichter werden. In den
Frühstunden setzt von NRW bis nach Baden teils kräftiger Regen ein.

Der Wind legt vor allem im Grenzschichtniveau weiter zu und erreicht im Westen
zunehmend 50 bis 60 Knoten. Glücklicherweise liegen die Kammlagen der westlichen
Mittelgebirge tiefer und die Schichtung ist stabil. Gleichwohl wird es im
Bergland zunehmend stürmisch und auch in tiefen Lagen treten zunehmend steife
Böen auf. Die Tiefstwerte liegen ähnlich wie in den Vornächten meist zwischen 10
und 4 Grad, in Niederbayern teils etwas darunter.


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Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Donnerstag ... Bleiben die Aussagen vom Frühbericht erhalten. Orkantief ´Emir´
kringelt sich unter Auffüllung über der westlichen Nordsee ein und seine
teilokkludierte Kaltfront überquert den Westen und Norden Deutschlands rasch und
den Südosten Deutschlands nur zögernd ostwärts. Der Haupttrog des Zentraltiefs
schwenkt vom Atlantik nach Frankreich und in der Nacht zum Freitag zum
westlichen Deutschland.
Das bedeutet für den Westen und Nordwesten eine Lage mit stürmischen Böen bis in
tiefe Lagen (exponiert mit Sturmböen) und mit teils schweren Sturmböen auf den
Bergen, auf dem Brocken mit Orkanböen. Durch die leicht schleifende Kaltfront
berechnen die Modelle im Südschwarzwald, am Hochrein und im Allgäu Regenmengen
an der Dauerregenschwelle von 25 l/qm in 12 Stunden oder 30 l/qm in 24 Stunden.
Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist vormittags bereits im Südschwarzwald erhöht
(bis 40 Prozent) und ab dem Nachmittag/Abend auch für das Allgäu (bis 80
Prozent, Cosmo-LEPS). Bei den EPS-Ergebnissen von IFS und ICON sind die
Wahrscheinlichkeiten etwas geringer.

Mit der Abschwächung des Tiefs und dem Tagesgang wird der Wind in den
Abendstunden langsam schwächer.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle haben sich weitgehend angenähert bei der Vorhersage der
Orkantiefentwicklung. Der tiefste Druck wird dabei gegen 06 UTC am Donnerstag
mit 952 hPa erreicht. Selbst ICON-D2 berechnet für diesen Zeitpunkt den
Kerndruck lediglich auf 953 hPa.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden