DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

24-09-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 24.09.2023 um 10.30 UTC



In der zweiten Wochenhälfte vorübergehend wechselhaft.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 01.10.2023


Am Mittwoch hat sich südwestlich Irlands ein Sturmtief entwickelt, dass im
Tagesverlauf bei unter Abschwächung über Irland und Schottland ins Nordmeer
zieht. Auf dessen Vorderseite wird sehr warme Luft nach Norden geschaufelt, die
über Deutschland für einen sommerlich warmen Tag sorgt. Nahe einer
Geopotentialbrücke über Südeuropa ist die Luft zudem sehr rocken, sodass
verbreitet die Sonne scheint. Nur im Nordwesten ziehen teils kompaktere Wolken
durch.
Am Donnerstag entfernt sich das Sturmtief unter langsamer Auffüllung über das
Nordmeer nach Norden. Die zugehörige Kaltfront überquert in antizyklonalem
Umfeld Deutschland nach Osten, gerät aber über Süddeutschland in der
westsüdwestlichen Höhenströmung ins Schleifen. Die Wetterwirksamkeit ist
zunächst gering und beschränkt sich im Wesentlichen auf Wolkenfelder. Davor wird
es in großen Landesteilen nochmal sommerlich warm.
Am Freitag liegt die Luftmassengrenze unter Wellenbildung über der Mitte oder
Süddeutschland. Flache Tröge, die in der westlichen Strömung ostwärts ziehen,
können den Tiefausläufer aktivieren und sind letztlich auch für die
Wellenbildung ausschlaggebend. Das Entwicklungspotential der Wellen ist
unsicher. In den Süden wird warme Subtropikluft geführt mit T850 >15°C, in den
Norden gelangt erwärmte Subpolarluft. Am Tiefausläufer kann es längere Zeit
regnen, am Südrand des Regens sind eingelagerte Gewitter möglich.
Am Samstag gerät vor dem nächsten Trog und Sturmtief über dem Atlantik die
Strömung stromab ins Schwingen mit einem Rücken und Bodenhoch über Westeuropa
und einem Trog, der über Deutschland nach Osten schwenkt. Dadurch wird zunächst
die Luftmassengrenze aktiv gehalten, zieht nach Passage des Troges aber zu den
Alpen hin ab. Das Bodenhochdruckgebiet schiebt seinen Schwerpunkt im
Tagesverlauf über die Nordsee nach Nordwestdeutschland und die kühlere Luft
breitet sich nach Süddeutschland aus.
Am Sonntag verlagert sich die Rückenachse über Deutschland nach Osten, während
das Bodenhoch sich schon fast wieder nach Ost- und Südosteuropa verabschiedet.
Die bodennahe Strömung dreht auf südliche Richtungen und mit der nächsten
Warmfront über der Nordsee setzt erneut der Zustrom von subtropischen Luftmassen
über Frankreich ein.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich eine schleifende Frontalzone über
Norddeutschland und südlich davon unter Hochdruckeinfluss der Zustrom sehr
warmer Luft an. Die Modellunterschiede sind dann aber, ebenso wie die daraus
resultierenden Unsicherheiten, groß.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des europäischen Modells ist sehr mäßig. Die Lösungen der letzten
Läufe divergieren schon zu Beginn merklich. Die Entwicklung eines Sturmtiefs
über Westeuropa am Mittwoch wird in den letzten beiden Läufen halbwegs
übereinstimmend simuliert, im gestrigen 00z Lauf sah das noch deutlich schwächer
aus. Die Schleifphase des Tiefausläufers von Donnerstag bis Samstag ist
unsicher, wo und wie wetterwirksam das passiert, wurde in den letzten Läufen
unterschiedlich beurteilt, besonders die Regenmengen schwanken damit stark.
Der zum Wochenende folgende Hochdruckeinfluss taucht in allen Läufen auf, wie
schnell er kommt und die Lage des Hochs bleiben unklar und damit auch die
Temperatur- und Windentwicklung.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Den grundsätzlichen Ablauf simulierend die betrachteten Modelle ähnlich, die
Unschärfen sind dennoch nicht unerheblich. Die Sturmentwicklung über Westeuropa
haben alle Modelle drin, die Zugbahn und Stärke unterscheiden sich aber
deutlich.
Danach, vom Donnerstag zum Freitag lassen UKMO und GFS an der schleifenden Front
eine sich gut entwickelnde Welle über den Norden nach Osten ziehen, ICON
zeitlich verzögert und etwas schwächer, während die Europäer die südlichste
Lösung der Schleifzone präsentieren mit kaum Entwicklungschancen an der Welle,
im Gegensatz zu den gestrigen Läufen.
Zum nächsten Wochenende nähern sich die Lösungen wieder an und zeigen ein Hoch
über Mitteleuropa, das nach Osten zieht. Wie nachhaltig die Wetterberuhigung
wird und die Lage des Hochs, das bleibt unsicher.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen die im Hauptlauf skizzierte
Entwicklung zu Beginn der Mittelfrist. Schon ab Donnerstag im Norden, ab Freitag
im Süden fächern die Kurven, vor allem die der Temperatur in 850 hPa auf. Das
Geopotential bleibt auf hohem Niveau bei geringer Streubreite und Schwankungen.
Die Temperaturen gehen nach anfangs fast 15°C auf teilweise unter 5°C zurück,
wobei der Hauptlauf zu den kälteren Lösungen zählt bei alles in allem großer
Streubreite, was die Unsicherheit der Lage der Schleifzone verdeutlicht.
Spärliche Niederschlagssignale und das anhaltend hohe Geopotential säen zudem
Zweifel an der Wetteraktivität daran.
Die 3 Cluster zu Beginn, bis +96h unterscheiden sich nicht groß für Deutschland.
Bis +168h werden wieder 3 Cluster gebildet, die alle in NAO+ einsortiert werden.
Hier ist jeweils die Frontalzone mal mehr, mal weniger nordwärts verschoben, der
vom Freitag zum Samstag im Norden durchziehende flache Trog ist in Cluster 2 am
stärksten ausgeprägt, in Cluster 3 dagegen nicht vorhanden.
In der erweiterten Mittelfrist sind zwar antizyklonale Lösungen für Deutschland
in der Überzahl, die Strukturen weichen aber von Cluster zu Cluster teils
erheblich ab.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wahrscheinlichkeiten für markante Wettererscheinungen sind mittelfristig
gering. Am ehesten gibt es an den Küsten stürmische Böen am Freitag und Samstag
(Mos Mix, ECM EPS).
Die Chancen für Gewitter am Freitag und kräftigen Regen, eventuell bis
Dauerregen, daran anschließend im südlichen Bergland sind nach aktuellem Stand
wenn auch nicht null, so doch sehr gering.
Trotz leichten Temperaturrückgangs bleibt es über den gesamten Zeitraum für die
Jahreszeit zu warm.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS +EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner