DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

01-09-2023 17:07
SXEU31 DWAV 011800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 01.09.2023 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Heute Abend sowie am Samstag sehr vereinzelte, teils starke Gewitter. In der
Nacht stellenweise Nebelbildung.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC
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Aktuell ... liegen große Teile Nord- und Nordwesteuropas unter einem stark
gegliederten Langwellentrog, der sich im Wesentlichen in drei markante
Höhentiefbereiche unterteilt. Während die Höhentiefs über dem Europäischen
Nordmeer und der Ostsee keine großen Auswirkungen (mehr) auf das hiesige Wetter
haben, ist dies bei jenem südwestlich von Irland und Großbritannien natürlich
anders. Dieses induziert eine südwestliche Höhenströmung über Westeuropa, die
über der Mitte des Kontinents abflacht und in einen flachen Kurzwellentrog über
dem Osten Deutschlands übergeht (18 UTC). Außerdem interagiert das Höhentief mit
einem flachem und sich weiter auffüllendem Bodentief über dem Südosten Englands,
das eine Warmfrontwelle quer über die Mitte Deutschlands hinwegführt. In
Kombination mit dem erwähnten Kurzellentrog führte dies im heutigen Tagesverlauf
vom Westen bis zur Mitte zu schauerartigem, teils auch gewittrigem Regen, der
stellenweise das 6-stündige Starkregenkriterium übertraf.

Bis heute Abend verlagerte sich dieser Regen mit dem langsam ostwärts
abziehenden Randtrog nach Osten und wird im Laufe der ersten Nachthälfte nach
Südwestpolen und Tschechien abziehen. Südlich dieser Luftmassengrenze bildeten
sich zudem einzelne Schauer und Gewitter, die besonders den nordbayerischen Raum
beeinflussten. Aber auch diese werden in den nächsten Stunden weniger und
klingen in der zweiten Nachthälfte meist ab. Trocken bleibt es heute Abend und
in der Nacht in der etwas kühleren Luftmasse (T850 um 8 Grad, im Gegensatz zu
+13 Grad im Alpenvorland) überwiegend in Norddeutschland.

Zudem verlagert sich der Kern des Höhentiefs während der Nacht zum Samstag von
der Keltischen See in Richtung westliche Biskaya und induziert zunehmend einen
Abtropfprozess des Teiltroges. Der flache Höhenrücken über Frankreich ändert
seine Lage kaum, nimmt aber zunehmend Kontakt mit dem Rücken über dem
Nordostatlantik auf. Dieser leichte Zuwachs des Geopotentials stützt dabei das
sich etwas aufbauende Bodenhoch über dem Alpenraum und Südosteuropa. Die
weiterhin von Benelux in Richtung Riesengebirge orientierte Luftmassengrenze
ändert ihre Lage dagegen kaum, ist aber, wie oben bereits erwähnt, nur mehr mit
geringen Regensignalen versehen.

Allerdings lockern die Wolken nur allmählich auf, sodass die Tiefstwerte in der
Mitte etwa in einem Bereich von 15 bis 11 Grad zu liegen kommen. Die Gebiete
nördlich davon sind zwar im Randbereich des Langwellentroges über Nordeuropa, in
der etwas trockeneren Luftmasse verläuft die Nacht aber deutlich weniger bewölkt
als in der Mitte. Daher sind dort abseits der Küste auch Frühwerte unter 8 Grad
möglich. Bei leicht steigendem Luftdruck im Süden zeigen sich ebenfalls häufig
die Sterne, daher sind auch dort stellenweise einstellige Tiefstwerte
wahrscheinlich. In der feuchtwarmen Luftmasse kann dies stellenweise zu Nebel
führen. Der Wind aus unterschiedlichen Richtungen ist meist schwach und spielt
daher keine große Rolle.

Samstag ... kommt der Langwellentrog über Skandinavien von Westen her durch
einen noch schmal konturierten und durch kräftige WLA induzierten Rücken immer
weiter in Bedrängnis. Damit beginnt das Geopotential von der Norwegischen See
her langsam zu steigen und schnürt den Langwellentrog bis zum Abend ab. Zudem
hält sich das höhere Geopotential über dem zentralen Mittelmeerraum und die
Geopotentialbrücke über Frankreich etabliert sich durch das zum Kap Sao Vincente
ziehende Höhentief weiter. Damit ergibt sich über dem Vorhersageraum eine
westliche Höhenströmung, in die über den mittleren Regionen weiterhin die
Luftmassengrenze eingelagert ist.

Leichtes Absinken sowie das sich weiter aufbauende Bodenhoch über der Mitte des
Kontinents sorgen allerdings für ein deutlich limitierteres Hebungspotential als
am heutigen Tag. Zudem befindet sich die Luftmassengrenze im Bereich der
Divergenzachse des von der Nordsee bis nach Südosteuropa gerichteten Bodenhochs.
Damit richtet sich der Blick primär auf die Luftmasseneigenschaften, die doch
ein erhöhtes Potential für einzelne Schauer sowie auch vereinzelte Gewitter
anzeigen. Dabei gilt es erneut drei unterschiedliche Gebiete zu unterscheiden:
die eher trockenere und etwas kühlere sowie meist stabil geschichtete Luftmasse
im Norden, die Reste der Luftmassengrenze mit ausreichender Feuchte und etwas
Labilität über der Mitte und die deutlich wärmere und teils instabil
geschichtete Luft im Süden.

Im Detail zeigen sich über der Mitte und im Süden ppws um 25 bis 30 mm,
stellenweise auch darüber. Zudem ergibt sich im Süden eine lapse-rate von -0,65
k/100 m und etwa 300 bis 500 J/kg an ML-CAPE. Sowohl die LLS, als auch DLS sind
nur schwach ausgeprägt. Während es über der Mitte nur zögernd auflockern wird,
scheint etwa südlich der Mainlinie längere Zeit die Sonne. Damit steigen dort
die Chancen auf einzelne Gewitter, die primär orographisch oder durch
Feuchtekonvergenzen ausgelöst werden können. In der Modellwelt agiert ICON-D2
eher zurückhaltend und bringt fast ausschließlich Schauer und nur ein ganz
vereinzeltes Gewitter. SuperHD setzt etwas stärker auf gewittrige Umlagerungen.
Summa summarum sind aus heutiger Sicht über der Mitte und im Süden einzelne
Gewitter nicht ausgeschlossen, die aufgrund der geringen Zuggeschwindigkeit
örtlich Starkregen bringen können. Außerdem kann kleinkörniger Hagel nicht
ausgeschlossen werden. Im Norden bleibt es dagegen meist schauerfrei. Mit dem
längeren Sonnenschein erreicht die Temperatur im Süden und Südwesten 25 bis
örtlich 29 Grad, sonst stehen warme 20 bis 25 Grad auf der Karte.

In der Nacht zum Sonntag zieht der abgeschnürte Höhentiefkomplex weiter ostwärts
und wird von Westen her durch den auf die Nordsee übergreifenden Höhenrücken
ersetzt. Damit verstärkt sich die Geopotentialbrücke über Westeuropa weiter und
greift langsam auf Südwestdeutschland über. Der Randbereich des vorhin erwähnten
Höhentiefkomplexes wird dadurch ebenfalls aus Ostdeutschland nach Polen und
Tschechien abgedrängt. In Summe klingen die Schauer und eventuellen Gewitter des
Tages eingangs der Nacht meist ab, am längsten werden sich diese noch im Bereich
des abschwenkenden Troges in den östlichen Mittelgebirgen halten. In Kombination
mit dem weiter ansteigenden Druck und dem im Laufe der Nacht sich verstärkenden
Absinken schwächt sich die Luftmassengrenze über der Mitte weiter ab und da und
dort kommen die Sterne zu Vorschein. Im Süden und Norden ist es klar bis
wechselnd bewölkt, wobei von der Nordsee her mit nordwestlicher Strömung
Sc-Bewölkung hereindriften kann. Gebietsweise kann sich Nebel bilden. Die
Tiefstwerte reichen von 13 bis 7 Grad.

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Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Sonntag ... wird der von Nordwesten hereinschwenkende Höhenrücken deutlich
dominanter und legt seine Achse diagonal über Deutschland. Zudem steigt auch das
Geopotential von Süden her an, sodass sich Mitteleuropa in der Nacht zum Montag
auf der Vorderseite eines mächtigen, vom westlichen Mittelmeerraum bis zur
Nordsee verlaufenden Höhenrücken befindet. Im Bodenniveau kommt zunehmend die
1025 hPa-Isobare über Deutschland zum Vorschein, wobei sich der Schwerpunkt des
Hochs ganz langsam von Benelux nach Osten verschiebt. Somit überwiegt Absinken
und die Luftmasse trocknet über der Mitte und später auch im Süden langsam etwas
ab. Während es in großen Teilen des Langes damit trocken bleibt, sind im
äußersten Südosten sowie im Bayerwald einzelne, letzte Schauer nicht ganz
ausgeschlossen. Die Höchstwerte legen zu und erreichen etwa 20 Grad bei
auflandigem Wind an der See und 29 Grad am Oberrhein. Meist ist es dabei sonnig,
im Norden kann aber gebietsweise auch etwas mehr Bewölkung auftreten. Die Nacht
zum Sonntag verläuft unter dem Höhenrücken teils klar, teils gering bewölkt und
trocken. Stellenweise kann sich Nebel bilden. Die Tiefstwerte liegen meist
zwischen 16 und 8 Grad, wobei es im Südwesten und an den Küsten am mildesten
bleibt.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die verschiedenen Modellgruppe zeigen im Wesentlichen eine ähnliche Entwicklung.
Unsicherheiten ergeben sich naturgemäß bei den eventuellen Gewittern am Samstag,
die Schwerpunktregionen werden aber mit der Mitte und dem Südwesten gut
herausgearbeitet.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri