DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-08-2023 07:01
SXEU31 DWAV 230800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 23.08.2023 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
B M, Übergang zu SW z - Der Sommer schleicht aus

Heute im Süden und dort vor allem über dem Bergland einzelne Gewitter mit
Starkregen. Abends abklingend. Am Donnerstag von Nordwesten schauerartiger
Regen, vereinzelt gewittrig und mit geringer Wahrscheinlichkeit mehrstündiger
Starkregen. Darüber hinaus im Tagesverlauf im Südwesten und Süden und dort vor
allem über dem Bergland erneut Gewitter mit Starkregen, aber nur geringe
Wahrscheinlichkeit für Unwetter.
Am Freitag abgesehen vom Küstenstreifen und vom äußersten Nordwesten nahezu
deutschlandweit Gewitter, im Südosten und Osten mit erhöhter Unwettergefahr.
Auch sonst Unwetter nicht auszuschließen. In der Nacht zum Samstag in
mehrstündigen gewittrigen und später ungewittrigen Starkregen übergehend.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... liegt Deutschland am warmen Rand der Frontalzone unter einer leicht
antizyklonal gekrümmten westlichen Strömung. Gestützt durch einen Höhenrücken,
der von der Iberischen Halbinsel ausgehend nach Frankreich gerichtet ist, hält
sich zunächst noch eine Hochbrücke, die sich von Südengland bis zur westlichen
Ukraine erstreckt. Absinken unter dieser Brücke lässt größtenteils das ruhige
Spätsommerwetter andauern. Nur der Norden wird von einem schwachen Frontensystem
gestreift, was dort ein paar Tropfen Regen bringt.
Während sich im weitaus größten Teil Deutschlands etwas trockenere Luft
durchgesetzt hat, hält sich im Süden und Südosten die bisherige feuchtlabile
Luftmasse. Der Gehalt an niederschlagbarem Wasser liegt in diesen Gebieten
zwischen 35 und 40 mm, CAPE (MU, KK) erreicht 1500 bis 2000, am Alpenrand bis
2500 J/kg. Bereits bei schwacher Hebung, die z.B. durch einen nach Osten
ablaufenden Kurzwellentrog ausgelöst wird und auch durch die Orografie bedingt
ist, entwickeln sich Gewitter, die mit Starkregen einhergehen können. Für
Unwetter sollte es aufgrund der raschen Verlagerung der Konvektionszellen nicht
reichen; kleinerer Hagel ist jedoch nicht auszuschließen.
Im Norden wird die Temperaturentwicklung durch Bewölkung gedämpft, so dass dort
20 bis 24 Grad zu erwarten sind. Ansonsten steigt die Temperatur bei nahezu
ungehinderter Einstrahlung auf 25 bis 31, in tieferen Lagen Süddeutschlands bis
33 Grad, wobei dort die Schwüle andauert.

In der Nacht zum Donnerstag fällt die Konvektion im Süden Deutschlands alsbald
in sich zusammen. Bei geringen Luftdruckgegensätzen können sich streckenweise
flache Nebelfelder bilden. Einigen tieferen Lagen Süddeutschlands steht eine
weitere Tropennacht mit Temperaturminima von 20 Grad und darüber bevor.

Donnerstag... greift auf Schottland ein Höhentief über. Der hiervon ausgehende
Trog, der zunächst zu den Azoren gerichtet ist, tropft in seinem südlichen Teil
ab. Stromab und somit über Mitteleuropa erfolgt Geopotentialgewinn, wodurch sich
ein flacher Rücken aufwölbt. Dieser wird in der westlichen Strömung rasch
ostwärts geführt und liegt mit seiner breiten Achse am Abend bereits über
Westpolen, so dass sich eine südwestliche und leicht flatternde Strömung
einstellt. Und mit diesem Rücken verabschiedet sich auch die bislang
wetterbestimmende Hochbrücke. Zudem setzt Warmluftadvektion ein, wodurch von
Nordwesten und Westen her mehrschichtige Bewölkung aufzieht. Mit dieser kommen
schauerartige, aber nur vereinzelt gewittrige Niederschläge auf. Die Schichtung
ist nicht allzu labil, aufgrund der Bewölkung kann nur wenig CAPE generiert
werden. Bei einem Gehalt an niederschlagbarem Wasser zwischen 35 und 45 mm
besteht durchaus das Potential für mehrstündigen Starkregen. Allerdings ist noch
nicht sicher, wie weit aufgrund der auf Südwest rückdrehenden Strömung die labil
geschichtete Luft aus dem Süden Deutschlands wieder etwas weiter nordwärts
vordringt. Zudem erreicht die Scherung im Westen sowohl niedertroposphärisch aus
auch hochreichend durchaus signifikante Werte, was im Falle von Konvektion
durchaus für einen höheren Organisationsgrad sprechen würde.
Im Süden und Osten Deutschlands hält sich noch der Einfluss des nach Osten
abziehenden Bodenhochs. Dort kann die Warmluftadvektion noch nicht viel
ausrichten. Die Schichtung ist dort am labilsten, in Alpennähe erreicht CAPE
mehr als 3000 J/kg, allerdings ist dort die Luftmasse mit einem
Flüssigwassergehalt von 30 bis 35 mm weniger feucht als im Nordwesten und
Westen. Zudem ist kaum Scherung vorhanden. Das Kondensationsniveau liegt
zwischen 2000 m im östlichen Bergland und etwa 3000 m an den Alpen. Das spricht
nicht unbedingt für eine unwetterträchtige Lage. So bedarf es für die Auslösung
hochreichender Konvektion orografischer Unterstützung, wobei dann durchaus
heftigere Entwicklungen (mit Starkregen und Hagelansammlungen sowie aufgrund der
trockenen Grundschicht mit schweren Sturmböen) vorstellbar sind. Wie bereits am
Vortag dürften sich die Konvektionszellen relativ rasch ostwärts verlagern.
Unwetterartige Entwicklungen sind bis in den östlichen Mittelgebirgsraum hinein
dennoch nicht ganz auszuschließen.
Gegenüber heute erfolgt aufgrund der auf Südwest rückdrehenden Strömung ein
leichter Temperaturanstieg. Im Nordwesten und Norden werden 23 bis 29, in der
Mitte und im Süden 30 bis 34 Grad erreicht, wobei die Schwüle andauert.

In der Nacht zum Freitag weitet sich der von dem Höhentief über Schottland
ausgehende Trog etwas nach Süden aus, was die südwestliche Strömung über dem
Vorhersagegebiet leicht aufsteilen und stärker werden lässt. Trogvorderseitig
konnte sich zuvor über Westeuropa eine flache Tiefdruckrinne entwickeln, die
dann auf Deutschland übergreift. Mit dieser erfassen schauerartige und zumindest
anfangs gewittrige Niederschläge nahezu ganz Deutschland, wobei mehrstündiger
Starkregen nicht ausgeschlossen werden kann. Der Schwerpunkt des
Niederschlagsgeschehens lässt sich noch nicht herausarbeiten, hier liefert jedes
Modell ein anderes Szenario.
Eine Ausnahme stellt noch das Alpenvorland dar, wo leicht föhniger Einfluss zum
Tragen kommt. Dort bleibt es nach dem Abklingen der Konvektion noch weitgehend
niederschlagsfrei.
Wie bereits in den Nächten zuvor muss in einigen Regionen erneut mit einer
Tropennacht ohne nennenswerte Abkühlung gerechnet werden.

Freitag... schwenkt der o.g. Trog mit seinem südlichen Teil in Richtung Biskaya,
wodurch sich das Aufsteilen der Strömung fortsetzt. Zudem wird ein
Kurzwellentrog über Deutschland hinweg nordostwärts gesteuert, der zur
tagesgangsbedingt aktivsten Zeit etwa die Mitte Deutschlands überquert.
Hierdurch wird auch der Nordosten Deutschlands von feuchtlabiler Luft erfasst.
Einigermaßen stabil ist die Luftmasse nur in Nordseenähe geschichtet. Diese
Region sollte daher von hochreichender Konvektion weitgehend verschont bleiben.
Auch wenn aufgrund fehlender Einstrahlung nur 500 bis 1000 J/kg CAPE generiert
werden, so reicht es doch verbreitet für die Auslösung konvektiver Umlagerungen
bis hin zum Unwetter. Zudem ist die Scherung in weiten Teilen Deutschlands für
organisiertere Strukturen schwerer Konvektion hinreichend. Im Südosten bis in
den östlichen Mittelgebirgsraum hinein ist die Schichtung am labilsten, CAPE
erreicht dort noch einmal bis über 2000 J/kg, wodurch dort Unwetter am
wahrscheinlichsten sind. Neben größerem Hagel können dort aufgrund der trockenen
Grundschicht (Kondensationsniveau liegt bei etwa 2000 m) auch (schwere)
Sturmböen auftreten. Zwar legt auch in diesen Gebieten die Scherung etwas zu,
ist aber nicht so ausgeprägt wie in den anderen Landesteilen.
Längere sonnige Abschnitte sind noch im Süden und Südosten Deutschlands zu
erwarten, was dort auch die hohen Werte für CAPE erklärt. Ansonsten dominiert
rasch wechselnde, im Westen vielfach starke Bewölkung. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen nochmals 25 bis 30, im Osten und Süden bis 33
Grad. Im Nordwesten und im westlichen Bergland werden 20 bis 24 Grad erreicht.

In der Nacht zum Samstag wird die südwestliche Strömung über Mitteleuropa
zyklonaler. Allerdings setzt sich Kaltluftadvektion durch, so dass von
Frankreich her Druckanstieg erfolgt. Hierdurch sollte von Westen her die
Schichtung stabiler und die Luftmasse trockener werden und somit die Konvektion
allmählich zum Erliegen kommen.
In den anderen Gebieten zeichnet sich mehrstündiger Starkregen ab, der anfangs
noch von Gewittern begleitet ist. Wie bereits am Vortag lassen sich die die
Niederschlagsmaxima noch nicht herausarbeiten.
Im Osten und Süden Deutschlands, wo die Schichtung noch relativ labil ist und
weiterhin einen Flüssigwassergehalt von 35 bis 45 mm aufweist, können auch noch
unwetterartige Starkregenfälle auftreten.
Im Nordwesten und Westen Deutschlands setzt sich bereits eine kühlere Luftmasse
mit Tiefsttemperaturen zwischen 15 und 10 Grad durch. Ansonsten sind Tiefstwerte
zwischen 21 und 16 Grad zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Prognoserelevante Unterschiede lassen sich nicht finden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann*