DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-08-2023 15:01
SXEU31 DWAV 211800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 21.08.2023 um 18 UTC


SCHLAGZEILE:
Im Süden anhaltende, regional teils extreme Wärmebelastung und im Bergland lokal
einzelne Gewitter. Im Norden sommerlich warm mit Durchzug teils ausgedehnter
Wolkenfelder.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
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Aktuell ... und die gesamte Kurzfrist über kämpft eine besonders in der Feuchte
(und etwas gradueller auch im thermischen Feld) gut erkennbare Luftmassengrenze
um jeden Kilometer, die sie mal nach Nord und mal nach Süd "wabern" kann. Aber
mit Passage mehrerer Kurzwellentröge über dem äußersten Norden ist insgesamt ein
sukzessives Abdrängen nach Süden zu erkennen (wenigstens vorübergehend).

Innerhalb der synoptischen Basisfelder ist die Geschichte schnell erzählt. Die
momentan ganz Deutschland beeinflussende seichte Bodenantizyklone mit Kern über
der Normandie schwächt sich in der Folge allmählich ab, allerdings verbleiben
wir in einer gradientarmen Bodenkeilachse, die von Dienstag zu Mittwoch von der
Mitte allmählich nach Süddeutschland gedrückt wird und sich auflöst.
In 500 hPa dauert die leicht flatternde westliche Strömung am Nordrand einer
blockierenden und sich nur zögernd abschwächenden Antizyklone über Südwesteuropa
durchweg an. Die Schichtdicke geht zwar etwas zurück, doch überwiegt insgesamt
der antizyklonal geprägte Charakter.

Heute Nachmittag und Abend liegt die Luftmassengrenze in etwa auf einer Linie
Münster - Harz - südliches Brandenburg. Nördlich davon endet der Tag mit viel
Sonnenschein und mit abendlichen Werten von 21 bis 25 Grad, wobei Taupunkte im
unteren Zehnerbereich ein hohes Maß an Zufriedenheit auslösen sollten (keine
Schwüle). Bei einer schwach antizyklonal geprägten Strömung sorgt die
vorherrschende "onshore" Komponente im Küstenumfeld für einen herabgesetzten
T-Td spread mit Werten von 20 über 18 Grad (SSTs von rund 18 Grad mit einer
Anomalie von bis zu 1K). Bedeutet auch hier einen schönen Küstenabend.
Im direkten Umfeld der Front entwickeln sich unterhalb einer kräftigen Inversion
bei rund 700 bis 550 hPa dank etwas Feuchte wiederholt ausgedehnte Wolkenfelder,
die in Webcams eine Mischung aus lockeren Cu oder teils ausgedehnten As Feldern
aufweisen (METAR-TAFs mit Tops von FL50 bis 130). Schauer (was einzelne
numerische Lösungen andeuten) sollten bei dieser geringen vertikalen Ausdehnung
und solider Deckelung kein Thema sein.

Südlich davon heißt es auch am Abend noch "schwitzen, schwitzen, schwitzen". Bei
Taupunkten von 18 bis 21 Grad und abendlichen Werten von 27 bis 32 Grad bleibt
es bis zum Sonnenuntergang wolkenlos oder locker bewölkt. Der auch hier
vorhandene Deckel im bereits erwähnten Höhenniveau unterdrückt sicherlich den
Großteil der Konvektion, wobei jedoch besonders im Südwesten bei maximaler
Grenzschichtfeuchte die eine oder andere kurzlebige Überentwicklung nicht
komplett ausgeschlossen werden kann. Übrigens - die 0 Grad Grenze lag heute
tagsüber bei 4.5 bis nahezu 5 km Höhe - was für eine Luftmasse. Der Wind spielt
keine große Rolle und kommt je nach orografischem Einfluss aus unterschiedlichen
Richtungen.


In der Nacht zum Dienstag passiert warntechnisch kaum etwas. Vielleicht reicht
es im Nordwesten dank der effektiven Auskühlung für einzelne Dunst- oder seichte
Nebelfelder. Sonst verläuft die Nacht im Süden überwiegend klar und bei
Tiefstwerten von 20 bis 17 Grad erneut mollig warm (in einigen Ballungszentren
auch noch wärmer).

Wettertechnisch erwähnenswert ist eine schwache Kurzwellenpassage, die die
Doggerbank eingangs der Nacht noch recht scharf konturiert ostwärts passiert und
unter deutlichem Amplitudenverlust ausgangs der Nacht Kopenhagen erreicht. In
Verbindung mit dessen synoptisch-skaliger Hebung wird die Inversion über
Norddeutschland sukzessive abgebaut und Vorhersageprofile deuten eine
hochreichend neutrale Schichtung an - genug, um dem Nordwesten nach Mitternacht
ausgedehnte Wolkenfelder zu bescheren. Ob es für einzelne Schauer reicht, wie
von ICON über der Norddeutschen Tiefebene angedeutet sei mal dahingestellt
(andere Modelle trocken und ICON lässt es trotz einer sehr trockenen Schicht
zwischen 700 und 800 hPa bis zum Boden tröpfeln). Auch im Osten können sich dank
des Zusammenspiels Orografie-Hebung teils ausgedehnte tiefe Wolkenfelder bilden.

Bei Tiefstwerten im Norden von 15 bis 11 Grad, im Küstenumfeld um 18 Grad, kann
gut durchgelüftet werden. Der überwiegend aus südwestlicher bis westlicher
Richtung wehende Wind ist weiterhin kaum zu merken.




Dienstag ... Fortdauer der zunächst leicht zyklonal, zum Abend zunehmend
antizyklonal geprägten Westströmung, wobei peripher der zur Ostsee abziehenden
Kurzwelle eine schwache und zonal ausgerichtete IPV Schliere über
Norddeutschland zurückgelassen wird. Geringe positive Schichtdickenadvektion und
etwas Q-Vektor Konvergenz herrschen tagsüber vor und könnten das aus der Nacht
nach Norddeutschland gedrückte Wolkenband unter zögernder Abschwächung bis weit
in den Tag recht kompakt halten, während es sich nach Ostdeutschland verschiebt.
Besonders in Brandenburg / Berlin könnte die tägliche prozentuale
Sonnenscheindauer unterhalb der 50% Schwelle verbleiben - wenigstens wird das
von MOSMIX suggeriert. Ob es für einzelne Tropfen innerhalb dieses Wolkenbandes
reicht ist schwer zu sagen, da die bisher hemmende trockene Schicht weiter
abgebaut wird und die Vorhersageprofile nun nicht mehr komplett dagegensprechen
würden. Viel wird es auf jeden Fall nicht. Peripher der Feuchteschliere können
sich über Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen einzelne Schauer entwickeln, die
dem Tagesgang folgend zum Abend wieder in sich zusammenfallen.

Abseits der Feuchteschließe lockert die Bewölkung postfrontal über
Norddeutschland bereits ab dem Vormittag zügig auf, wobei tagsüber weiterhin
lockere Wolkenfelder von der Nordsee ins Binnenland driften, bevor sie dort dank
eines recht trockenen Fußes "vertrocknen".

Südlich der zentralen Mittelgebirge erwartet uns mal wieder ein schwül-heißer
Tag mit dem Tagesgang folgender Quellbewölkung und vielleicht der einen oder
anderen kurzlebigen Überentwicklung entlang des Bayerischen Waldes oder der Alb.

Die Höchstwerte liegen von Nord nach Süd zwischen 25 und 36 Grad und das bei
schwachen bis mäßigen nordwestlichen Winden. Im direkten Küstenumfeld bleibt es
ein bisschen kühler.


In der Nacht zum Mittwoch dauert die nun wieder deutlich antizyklonaler
konturierte Höhenströmung weiter an. Rückseitig der abgezogenen Welle wird die
Luftmassengrenze nun sukzessive nach Süden gedrückt, sodass über der Mitte bis
zum Alpenrand etwas trockenere Luft einsickern kann.

Am Alpenrand fällt das eine oder andere optional noch ostwärts driftende
Gewitter (wenn es auslöst) rasch in sich zusammen und in der Folge verläuft die
Nacht trocken und wolkenarm, im Norden peripher einer neuen Kurzwellenpassage
(sehr ähnliche Zugbahn) besonders nach Mitternacht zeitweise auch stärker
bewölkt. Die von GFS und UK10 induzierte rege Schauertätigkeit in Richtung
Niederbayern wird vorerst in den Hintergrund gestellt, da die anvisierten hohen
Taupunkte von 18/19 Grad bis in die Nacht erstmal Bestand haben müssen. Der Rest
der Numerik ist etwas trockener und somit stabiler geschichtet. Sicherlich ein
Thema für die noch folgenden Kurzfristen.
Mit dem Absinken der Taupunkte gehen die Tiefstwerte nicht nur im Norden,
sondern auch über der Mitte auf 13 oder 14 Grad zurück, im Norden vielleicht
noch 1 oder 2 Kelvin tiefer, während es südlich des Mains mit 18 bis 16 Grad
weiterhin stickig bleibt. Der Wind kommt schwach aus unterschiedlichen
Richtungen.


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Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch ... ergeben sich zur Frühübersicht keine Unterschiede.

Schaut man sich die Entwicklung der letzten 3 Modellläufe von GFS und IFS an,
dann wird die Kurzwellenpassage der zweiten Welle im GFS stärker betont als beim
IFS. Wettertechnisch fällt das jedoch kaum ins Gewicht, zeigen doch beide
Modelle (neben ICON) dichte Wolkenfelder im Norden, die im Tagesverlauf
auflockern. Es besteht ein geringes und schwaches Schauerrisiko bei Maxima von
22 bis 25 Grad. Mit jedem Kilometer nach Süden wird es wärmer bzw. heißer und
südlich der zentralen Mittelgebirge erwartet uns erneut ein Tag mit Maxima von
29 bis 34 Grad. Sollte es im Zuge des Alpinen Pumpens entlang der Orografie bzw.
im Alpenvorland lokal auslösen, dann würde der CAPE/Scherungsbereich einzelne
kräftige Gewitter ermöglichen. Allerdings ist die Numerik insgesamt noch sehr
zurückhaltend. Der Wind kommt schwach bis mäßig aus nordwestlicher Richtung.

Und auch die Nacht zum Donnerstag verläuft noch überwiegend klar, im
Küstenumfeld teils bewölkter und meist trocken. Nur im äußersten Westen besteht
ein geringes Schauer- und Gewitterrisiko. Die Tiefstwerte pendeln
deutschlandweit zwischen 18 und 12 Grad.



Modellvergleich und -einschätzung
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Innerhalb der Numerik ergeben sich bei dieser statischen Lage keine
prognoserelevanten Diskrepanzen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy