DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-06-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 07.06.2023 um 10.30 UTC



Fortdauer der Blockadelage und sich verschärfende Trockenheit. Gewitter bleiben
eher die Ausnahme.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 14.06.2023


Die nun schon seit zwei Wochen andauernde Blockadelage setzt sich auch in der
Mittelfrist fort, wenngleich sich der Schwerpunkt des Hochs verlagert.

Am Samstag befindet sich ein umfangreicher Höhenrücken über Mittel- und
Westeuropa, weiter westlich über dem Atlantik dreht sich ein abgetropftes Tief,
das auch im Bodendruckfeld ein mehrkerniges Tief zur Folge hat. Für uns in
Deutschland ist allerdings das vom Höhenrücken gestützte (und uns mittlerweile
seit Langem bekannte) Hoch wetterbestimmend, das sich bis Samstag nach
Skandinavien verlagert hat. Mit der eingeflossenen wärmeren Luftmasse mit
850hPa-Temperaturen zwischen 12 Grad im Nordosten und 15 Grad im Westen und
Südwesten erwartet uns ein sommerlicher Tag mit einem Sonne-Quellwolken-Mix und
Temperaturen zwischen 26 und 32 Grad, nur an der Küste ist es bei auflandigem
Wind kühler. Im äußersten Süden sowie im Südosten besteht ein geringes
Gewitterrisiko, wobei Gewitter im Bayerwald und in den Alpen am
wahrscheinlichsten sind.

Am Sonntag kann sich der Höhenrücken noch verstärken und bis nach Skandinavien
ausweiten. Das Bodenhoch verlagert sich zum Baltikum und Westrussland. Das
sommerliche Wetter mit Höchstwerten um oder etwas über 30 Grad in den
Flussniederungen des Westens setzt sich fort. Noch unklar ist, ob im Westen und
Südwesten eine Tiefdruckrinne übergreift, wie es vom aktuellen IFS-Lauf
simuliert wird. In diesem Fall würden sich im Bereich der Bodenkonvergenz
kräftige Gewitter entwickeln. Weiter östlich bleibt es aber weiterhin beim
freundlichen Sonne-Wolken-Mix, da dort die östliche Strömung dagegenhält.

Am Montag schnürt sich aus dem Höhenrücken ein neues Höhenhoch ab, das sich von
Großbritannien bis zum Baltikum erstreckt. Das Bodenhoch liegt mit Schwerpunkt
über Westrussland. Die östliche Strömung kann sich etwas verstärken, wodurch von
Osten her trockenere Festlandsluft zu und gelangt und auch die Bodenkonvergenz
wieder nach Westen abdrängt. Durch die trocknere Luftmasse nehmen im Vergleich
zum Wochenende die Sonnenanteile wieder zu, teils scheint die Sonne sogar von
einem wolkenlosen Himmel. Mögliche Gewitter beschränken sich auf den
unmittelbaren Alpenraum.

Am Dienstag bleibt die beschriebene Hochdruckzelle nahezu ortsfest bestehen und
das dazu gehörige Bodenhoch liegt weiterhin über Nordosteuropa, kann sich
allerdings gestützt durch das Hoch in der Höhe bis zum Europäischen Nordmeer
ausdehnen, sodass dort und über Skandinavien erneut Druckanstieg einsetzt.
Südlich des Höhenhochs wandert ein Kaltlufttropfen (der die Vortage schon über
Ost- und Südosteuropa herumeierte) westwärts und erreicht Österreich, Tschechien
und Ungarn. Da aber weiterhin trockene Festlandsluft vorherrschend ist, sollen
laut IFS konvektive Umlagerungen weitgehend ausbleiben. Das meist trockene und
sommerlich warme Wetter dauert also an.

Am Mittwoch ändert sich nichts Grundlegendes an der Wetterlage respektive
Strömungsverteilung. Interessant ist allerdings, dass sich der Schwerpunkt des
Bodenhochs wieder nach Westen verlagert und nun wieder über Skandinavien und dem
Baltikum liegt. Ein Ende des Blockings ist somit nicht in Sicht.

Auch in der erweiterten Mittelfrist ist kein Ende des Blockings in Sicht.
Mögliche Kaltlufttropfen oder schwache Höhentiefs können zwar durchaus für
"Überraschungen" sorgen, flächendeckende Niederschläge bleiben aber weiterhin
aus.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der IFS-Läufe kann als recht gut eingeschätzt werden, zumindest
was die großräumigen Strömungsmuster anbelangt. Bei den Details gibt es noch
gewisse Unsicherheitsfaktoren. Das Übergreifen der Tiefdruckrinne am Sonntag auf
den Westen und Südwesten wird erst seit dem gestrigen 12UTC-Lauf gezeigt. Auch
die Lage des Kaltlufttropfens sorgt noch für Unsicherheiten. Während dieser im
gestrigen Lauf ab Montag auf den Südosten und später auf den gesamten Süden
übergreifen sollte und dort die "Gewitterei" anfachen sollte, bleibt er nun
östlich von uns liegen, was die Gewittertätigkeit im Süden und Südosten dämpfen
würde.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch GFS, UK10 und ICON hegen keine Zweifel, dass die Blockadelage mittelfristig
enden könnte. Die Unterschiede liegen im Detail. Die Tiefdruckrinne am Sonntag
wird zwar auch von ICON simuliert, doch liegt sie weiter westlich, sodass die
Gewitter demnach über BeNeLux und Frankreich verbleiben. Ähnlich sehen es auch
GFS und UK10, sodass man hinter den von IFS forcierten Gewittern im äußersten
Westen noch ein (oder mehrere?) Fragezeichen setzen sollte. Weitere
Unsicherheitsfaktoren stellen Kaltlufttropfen oder schwache Höhentiefs an der
Südseite des Höhenhoch dar. Diese werden wie üblich von den Modellen schwer
erfasst und haben durchaus Potenzial, das ruhige Wetter in Form von Schauern und
Gewittern zu stören. Großflächige Niederschläge sind aber nicht in Sicht ebenso
wie eine großflächige Gewitterlage.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen liefern keine weiteren Erkenntnisse. Der Spread nimmt ab
Dienstag zu, was vor allem an den Unsicherheiten in Bezug auf das Höhentief
zusammenhängt. Auffällig sind v.a. die geringen Niederschlagssignale über die
gesamte (erweiterte) Mittelfrist hinweg, insbesondere auch im ohnehin schon
jetzt stark betroffenen Nordosten Deutschlands.

Bei den Clustern werden für den Zeitraum t_120h-168h drei Cluster angeboten, die
(wenig verwunderlich) alle dem Blocking-Regime zugeordnet werden.
Hauptunterscheidungsmerkmal sind die Lage und die Verlagerung des Höhenhochs.
Cluster 1 und 2 positionieren das Hoch zum Ende der Mittelfrist (Mittwoch) über
Skandinavien, nur bei Cluster 3 (12 Member) verlagert sich das Hoch hinaus auf
den Atlantik.

Für die erweiterte Mittelfrist (t_192h-240h) werden sogar 5 Cluster angeboten,
jedoch zeigen nur 3 Member (Cluster 5) den Übergang zu NAO negativ/positiv, alle
anderen Member gehen von einer Fortdauer des Blockings aus.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikante Wettererscheinungen bleiben im mittelfristigen Zeitraum die
Ausnahme und beschränken sich auf mögliche starke Gewitter.

Am Samstag kann es vor allem vom Bayerwald bis zu den Alpen noch Gewitter geben,
am Sonntag besteht auch im Westen ein gewisses Gewitterrisiko, falls die
erwähnte Tiefdruckrinne übergreift. Bei den Gewittern geht die größte Gefahr
durch Starkregen aus, Hagel und Sturmböen spielen nur eine untergeordnete Rolle.

Kommende Woche beschränken sich mögliche Gewitter voraussichtlich nur noch auf
den Alpenraum.

Das größte Naturproblem stellt wohl die Trockenheit dar, die sich in den meisten
Regionen weiter verschärfen wird, zumal im Nordosten und Teilen des Ostens seit
Ende April keine nennenswerten Niederschläge mehr gefallen sind.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ICON, IFS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel