DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-05-2023 17:01
SXEU31 DWAV 301800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 30.05.2023 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ruhige Hochdruckrandlage. Inneralpin mit geringer Wahrscheinlichkeit kurze
Gewitter. Außerdem bis Mittwochmittag auf exponierten Gipfeln des Schwarzwaldes
einzelne Sturmböen Bft 8/9 nicht auszuschließen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland an der Südostflanke eines blockierenden Höhenhochs
mit Schwerpunkt über Schottland. Von diesem Hoch ausgehend sind Höhenrücken in
die Irmingersee und nach Finnland gerichtet. Durch dieses Höhenhoch wird ein
ausgedehntes Bodenhoch vor der schottischen Küste gestützt, das einen bis nach
Nordwestrussland reichenden Keil aufweist. An der Südflanke dieses Keils wird
mit einer nordöstlichen bodennahen Strömung trockene und zum Teil nur mäßig
warme Luft nah Deutschland geführt. Leicht zyklonaler Einfluss, ausgehend von
einem schwachen Höhentief über der nördlichen Adria, ist nur ganz im Süden und
Südosten Deutschlands erkennbar. Kaltluftadvektion unterdrückt jedoch weitgehend
Hebungsprozesse, so dass es inneralpin und im südlichen Bayerischen Wald dank
orografischer Unterstützung vielleicht für ein paar Schauer reicht; Gewitter
sind jedoch eher unwahrscheinlich.
In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich das Höhentief von der nördlichen Adria
zu den Westalpen, was von Südwesten her leichten Druckfall aufkommen lässt. Im
Südwesten und ganz im Süden frischt der Wind auf, in exponierten Gipfellagen des
Schwarzwaldes können einzelne Sturmböen Bft 8/9 auftreten. Abgesehen von
tieferen Lagen Südwest- und Westdeutschlands sowie des Küstenstreifens sind
ansonsten einstellige Tiefstwerte zu erwarten.

Mittwoch ... kräftigt sich der von dem blockierenden Hoch ausgehende und nach
Grönland reichende Rücken, wodurch sich der Schwerpunkt des korrespondierenden
Bodenhochs nordwestwärts verlagert. Ein Vorstoß arktischer Polarluft aus dem
Raum Spitzbergen lässt über der Barents-See einen Trog entstehen, der sich rasch
nach Nordskandinavien ausweitet. Auf dessen Rückseite stößt arktische Polarluft
nach Süden vor. Durch diesen Trog wird die Achse des nach Osten gerichteten und
sich abschwächenden Bodenhochkeils nach Süden gedrückt, was im Norden und
Nordosten eine Drehung der bodennahen Winde von Nordost auf Nord bis Nordwest
zur Folge hat. An der Nordfriesischen Küste können im Tagesverlauf Windböen Bft
7 aufkommen.
Mit der Verlagerung der Achse der Hochbrücke nach Süden weicht über dem
Südwesten Deutschlands der Gradient auf, so dass ab Mittag der Wind auf den
Gipfeln abflaut und ab dem späten Nachmittag dort keine warnrelevanten Böen mehr
auftreten. Unmittelbar an und in den Alpen halten sich Reste labiler Luft,
wodurch dort einzelne Gewitter nicht auszuschließen sind. Bei ungehinderter
Einstrahlung sind Höchsttemperaturen zwischen 22 und 27, an der Küste und im
höheren Bergland zwischen 17 und 21 Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Donnerstag weitet sich der über Skandinavien liegende Trog nach
Süden aus. Diesem Trog ist eine Kaltfront vorgelagert, die über Südskandinavien
schleift und zur Wellenbildung ansetzt. Die Kaltfront wird hierdurch etwas
zurückgehalten. Präfrontal erfassen jedoch teils kompakte Sc-Felder die
nördlichen Landesteile. Zudem frischt der Nordwestwind etwas auf; für
warnrelevante Böen reicht es nur an der Nordfriesischen Küste.
Die Achse des Hochkeils (oder was davon übrig ist) liegt dann über dem
Mittelgebirgsraum. Großräumiges Absinken lässt im Süden und meist auch über der
Mitte den Himmel aufklaren.

Donnerstag ... weitet sich der über Skandinavien liegende Trog eher nach Süden,
d.h. in Richtung Baltikum, aus als dass er nach Osten vorankommt. Die Welle an
der vorgelagerten Kaltfront wird über Litauen hinweg ostwärts gesteuert, so dass
diese Front nicht mehr aufgehalten wird und bis zum Abend in den
Mittelgebirgsraum vordringt. Wie bereits bei den bisherigen Kaltfronten handelt
es sich hierbei um eine stabile aktive Front, wobei selbst, abgesehen vielleicht
vom Nordwesten, von der frontalen Bewölkung nicht viel übrigbleibt. Postfrontal
wie auch durch den Tagesgang gestützt frischt der Nordwestwind auf, an der
Nordfriesischen Küste und entlang der Unterelbe können Windböen Bft 7 auftreten,
sonst ist der Wind nicht warnrelevant. Wie bereits an den Vortagen besteht
unmittelbar an und in den Alpen eine leichte Gewitterneigung.
Postfrontal sind nur Höchsttemperaturen zwischen 18 und 23, in Nordseenähe und
bei sehr kompakter Sc-Bewölkung im Nordwesten um 15 Grad zu erwarten. Im Osten
und Süden wird es bei nahezu ungehinderter Einstrahlung mit 24 bis 28 Grad
frühsommerlich warm.

In der Nacht zum Freitag arbeitet sich die Kaltfront über die Mittelgebirge
hinweg nach Süden vor und löst sich dabei weitgehend auf. Kaltluftadvektion über
Nord- und Nordosteuropa und der hieraus resultierende Druckanstieg bringt dann
auch den Norden Deutschlands wieder an die Südflanke eines zu den Baltischen
Staaten gerichteten Bodenhochkeils, wodurch die bodennahe nordöstliche Strömung
erneut einsetzt. Hierdurch ist dann auch an der Nordfriesischen Küste der Wind
nicht mehr warnrelevant. Nach einer vorübergehend etwas milderen Nacht stellt
sich das bisher bekannte Temperaturniveau wieder ein, d.h. es sind Tiefstwerte
größtenteils im einstelligen Bereich zu erwarten. Ausgenommen hiervon sind
tiefere Lagen Südwest- und Süddeutschlands sowie der unmittelbare
Küstenstreifen.

Freitag ... kräftigt sich der zum Baltikum und nach Nordpolen gerichtete
Bodenhochkeil, der von dem nunmehr südwestlich von Island liegenden Hoch
ausgeht. An der Südflanke des Keils bleibt eine nordöstliche bodennahe Strömung
bestehen, mit welcher stabile und von Nordosten her zusehends trockenere Luft
nach Deutschland gelangt. Leicht labil ist die Luftmasse noch unmittelbar am
Alpenrand, aber selbst dort sollte der antizyklonale Einfluss, der aus einem in
den Alpenraum reichenden Höhenkeil resultiert, konvektive Umlagerungen
weitgehend unterbinden, so dass Gewitter eher unwahrscheinlich sind.
Ganz ungehindert ist die Einstrahlung nicht; von der Nordsee her werden
Sc-Felder eingesteuert, die jedoch die Mittelgebirgsschwelle kaum überwinden
dürften. Allerdings macht sich die postfrontal eingeflossene Luftmasse anhand
der Tageshöchsttemperaturen bemerkbar. Diese erreichen meist 18 bis 23 und an
der See Werte um 15 Grad. Maxima um 25 Grad sind nur noch in tieferen Lagen
Südwest- und Süddeutschlands zu erwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung.
Prognoserelevante Unterschiede sind nicht erkennbar.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann