DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-05-2023 17:01
SXEU31 DWAV 171800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 17.05.2023 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Samstag im Südosten, im Bergland Gewitterneigung.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... hat sich über Mitteleuropa Hochdruckeinfluss durchgesetzt. Die
entsprechende Hochdruckzone erstreckt sich vom Atlantik bis Polen. In der Nacht
zum Donnerstag kräftigt Diese sich über uns und ein Hochschwerpunkt verlagert
sich nach Norddeutschland.

Die Quellbewölkung, die sich tagsüber gebildet hat, löst sich auf. Teils wird
der Himmel klar. In der trocken kühlen Luft schläft der Wind vor allem im Norden
und der Mitte teilweise ganz ein. Beste Aussichten auf einen kräftigen Rückgang
der Temperatur auf 6 bis 0°C. Über der Nordhälfte und im Westen gibt es häufig
Bodenfrost, gebietsweise leichten Luftfrost.

Im Süden und im Nordwesten halten sich mehr Wolken, die die Ausstrahlung und
Abkühlung dämpfen. Die Bewölkung im Südosten ist weiter auf dem Rückzug, da sich
das Mittelmeertief abschwächt und zurückzieht. Geringer Regen ist bestenfalls
noch in Berchtesgaden zu erwarten.

Der Wind spielt keine prominente Rolle mehr, da der Druckgradient zum Tief über
NE Europa im Norden aufweicht. Auch an den Küsten werden die Warnschwellen nicht
mehr überschritten.

Im Südwesten zeichnet sich zwar eine leichte Gradientzunahme ab und oberhalb der
Grundschicht sind im Hochschwarzwald steife bis stürmische Böen aus Nordost
möglich. Warnungen dafür braucht es nicht.

Donnerstag ... Christi Himmelfahrt, bildet sich über Osteuropa ein Höhenhoch,
das in Form einer schwachen Geopotentialbrücke über Nordeuropa Tuchfühlung
aufnimmt mit dem atlantischen Rücken. Über Südwest- und Teilen Mitteleuropa
bleibt Platz für schwache Höhentiefs, die aber zumindest hier bei uns keinen
großen Einfluss auf das Wettergeschehen haben.
Die Bodenhochdruckzone verschiebt ihre Achse etwas nach Norden, so dass bis zum
Abend im ganzen Land der Wind auf Ost bis Nordost dreht. Über dem Südwesten ist
er durch eine schwache Bise etwas verstärkt, für Warnungen reicht der Wind
wahrscheinlich nicht.

Unterhalb der Absinkinversion, die im Norden bei rund 850 hPa, im Süden um 750
hPa liegt, ist die Luft wenigstens so feucht, dass es für Quellwolken langt.
Diese breiten sich an der Inversion aus, so dass es in den Mittags- und
Nachmittagsstunden wolkig sein kann. Die besten Chancen auf Sonne bestehen in
einem breiten Streifen vom Westen und Südwesten in den Nordosten.
Es bleibt fast überall niederschlagsfrei. Die Kombination aus dichten
Quellwolken, hoher Inversion und leichtem Stau kann höchstens an den
Alpen für ein paar Spritzer Regen sorgen.

Die Höchstwerte liegen je nach Sonne zwischen 14 und 19°C.

In der Nacht zum Freitag verändert sich die Hochdruckzone nur wenig, bildet aber
einen neuen Schwerpunkt über der Ostsee. An deren Rand kommt der Wind weiter aus
Nordost bis Ost und dürfte vor allem nach Süden hin nicht ganz einschlafen.
Insbesondere gibt es im Südwesten anfangs leichte Bise, die aber schwächer wird.
Insbesondere Warnungen werden nicht fällig.

Über Südwest- und Westeuropa regeneriert sich unterdessen ein flacher Höhentrog,
an dessen Rand Warmluftadvektion im Süden und Osten für etwas, teils nur dünne
und hohe Bewölkung sorgen könnte.
Die Nacht verläuft insgesamt ruhig, teils klar, teils wolkig. Bei nach wie vor
niedrigem Temperaturniveau sind Minima von 8 und 3°C auf der Karte. Bodenfrost
sollte die Ausnahme bleiben, ist aber wo es länger klar bleibt (Norden, Westen)
weiter möglich.

Freitag ... liegt Deutschland noch weitgehend unter Hochdruckeinfluss,
wobei sich die umfangreiche Hochdruckzone weiterhin etwas nach Norden
zurückzieht und abschwächt. An der Südflanke hält die östliche Strömung an, der
Druck fällt infolge WLA aber leicht und die Tiefdruckzone über Südeuropa und dem
Mittelmeerraum weitet sich nordwärts aus, ohne dass das für uns zunächst
nachhaltige Folgen hat.

Am Rand des nunmehr erneut vorhandenen Höhentiefs über Südwest- und Westeuropa
breitet sich feuchtere Luft, vor allem in der Höhe zu uns aus und führt von
Süden und Osten her zu einigen Wolken, aber wahrscheinlich nicht zu Regen. Bei
stabiler Schichtung (die Sperrschicht ist noch nicht getilgt) geht auch
konvektiv nicht viel, wenn man mal von Quellbewölkung absieht, die sich unter
der Inversion bildet.
Nur in den Südosten wird über Tschechien und Österreich auch bodennah feuchtere
Luft advehiert, in der es inneralpin vielleicht für Schauer langt.

Dafür zeigt der Temperaturtrend leicht nach oben: Die 850 hPa-Temperatur steigt
auf 1 bis 7°C, was je nach Sonne, davon gibt es vor allem im Norden und Westen
reichlich, 16 bis 21°C möglich macht.

Der östliche Wind lebt durch den Tagesgang auf, wird aber nicht warnwürdig. Im
Süden langt es selbst im höheren Bergland nur zu steifen Böen, 7 Bft.

In der Nacht zum Samstag zieht der Druckgradient über Deutschland etwas an, da
neben leichten Druckfall von Süden, die Hochdruckzone über Nordeuropa wieder an
Kraft gewinnt. Besonders in höheren Berglagen treten häufiger starke bis
stürmische Böen aus Ost auf.
Die wärmere und feuchtere Luftmasse breitet sich über uns nach Nordwesten aus
und führt zu einigen dichteren Wolken, aber wohl kaum zu Regen. Im Norden und
Westen überwiegt dagegen Absinken und geringe Bewölkung. Frost, auch am
Erdboden, ist kein Thema mehr.

Samstag ... hält sich der Hochdruckschwerpunkt im Ostseeraum, wobei der Druck
von Süden her bei uns infolge WLA weiter fällt. Da sich dies im Norden und im
Süden in ähnlichem Rahmen vollzieht, ändert sich der Gradient wenig. Wir liegen
demnach weiter in einer recht labhaften östlichen Strömung, in der der Tagesgang
starke Böen auslösen kann. Im höheren Bergland sind 7-8 Bft zu erwarten.
Mit der Advektion immer wärmerer Luft steigt die Temperatur in 850 hPa bis zum
Abend auf 5°C über SH und 13°C am Ostalpenrand. Es ziehen infolge der WLA aber
auch dichtere Wolken durch, die tagsüber durch Quellbewölkung unterstützt
werden. Die Einstrahlung wird damit limitiert und es springen "nur" Maxima von
18 bis 24°C dabei heraus.

Die Luft wird von Südosten her auch feuchter (PPW steigt über 20 mm, die
Grenzschichtfeuchte auf 10 g/kg) und labiler. Je nach Sonne kann sich vor allem
im Teilen Bayerns einiges an Cape aufbauen. So ist es wohl der leicht
antizyklonalen SE Strömung in der Höhe zu verdanken, dass konvektiv nicht viel
passiert. Die Antriebe fehlen und die Auslösetemperaturen liegen im SE recht
hoch. ICON hat lediglich mit Hilfe der Orografie an den Alpen Gewitter im
Portfolio, die Externen nehmen teilweise den östlichen Mittelgebirgsraum hinzu.
Für Spekulationen über die Stärke ist es recht früh, nach erster Peilung über
den linken Daumen sollte es bei markanten Entwicklungen bleiben.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren ähnlich. Zum Samstag werden die Unterschiede größer, es
dürfte aber, so sich denn Gewitter bilden, meist bei markanten Entwicklungen
bleiben, weil seitens der Luftmasse das Potential fehlt und
strömungs-/scherungstechnisch nicht viel zu holen ist.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner