DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-12-2022 08:01
SXEU31 DWAV 040800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 04.12.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNF z, Übergang zu HN z.
Nasskalt. Zunächst keine markanten Wettergefahren. In der Nacht zum Montag von
Westen her und bis Montagfrüh auf die Mitte übergreifend Regen oder Sprühregen,
bei gefrorenem Boden örtlich Glatteisgefahr. Niederschlag im zentralen und
östlichen Bergland am Montag oberhalb 800 bis 600 m in Schnee übergehend, in
Staulagen mehr als 10 cm Schnee innerhalb von 12 Stunden nicht auszuschließen.
Abgesehen davon keine markanten Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland an der Ostflanke eines Höhentiefkomplexes, der aus
mehreren Kernen besteht. Das für unser Wettergeschehen relevante Tief setzt sich
von der Biskayaküste in Richtung Mittelfrankreich in Bewegung, wodurch sich die
vorderseitige südliche Strömung etwas verstärkt und gleichzeitig deren
Zyklonalität zunimmt. Im Westen können daher geringe Niederschläge, die durchweg
in flüssiger Phase fallen, aufkommen. In höheren Lagen kann bei gefrorenem Boden
örtliche Glätte nicht ausgeschlossen werden.
Ein weiteres, aber nur sehr schwaches Höhentief, das über der Ostsee liegt,
dockt an einen über Skandinavien liegenden Trog an, wodurch auch ganz im Norden
etwas Zyklonalität bestehen bleibt. Geringe Niederschläge sind daher noch in
Küstennähe zu erwarten.
Im Bodendruckfeld ist nach wie vor ein kräftiges Bodenhoch über Westrussland
(mehr als 1050 hPa) zu finden, das einen Keil über Südnorwegen aufweist. Dieser
weitet sich nach Westen aus, so dass sich eine Verbindung in Form einer
Hochbrücke mit einem Bodenhoch im Raum Island ergibt. An der Südflanke dieses
Keils wird mit einer östlichen bis nordöstlichen bodennahen Strömung weiterhin
feuchtkalte Luft advehiert. An einigen Küstenabschnitten (Ostseeküste
Schleswig-Holsteins, Helgoland, Ostfriesisch Inseln) können einzelne Windböen
nicht ausgeschlossen werden. Ähnliches gilt für Kamm- und Gipfellagen der
östlichen Mittelgebirge. Ansonsten ist der Wind nicht warnrelevant.
Leebedingt erfolgt am Alpenrand eine leichte Austrocknung, wodurch dort ein paar
Wolkenlücken zustande kommen können; von Auflockerungen kann noch keine Rede
sein. Aber wenigstens bleibt es im Süden weitgehend niederschlagsfrei. Ansonsten
ergibt sich keine wesentliche Änderung. Das betrifft auch die Windsituation an
der Küste, wo nach wie vor an einigen Abschnitten der Ostseeküste sowie auf
Nordseeinseln warnrelevante Böen auftreten können.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 1 bis 5 Grad. Im Nordosten und in der
Mitte sowie im Bergland sind Maxima um den Gefrierpunkt zu erwarten, d.h.
leichter Dauerfrost sollte in diesen Gebieten nicht mehr so verbreitet auftreten
wie am Vortag.

In der Nacht zum Montag verlagert sich das Höhentief, das zuvor über der Biskaya
lag, nach Belgien und greift somit zum zweiten Mal in unser Wettergeschehen ein.
Vorderseitige Hebung, die aus positiver Vorticityadvektion resultiert, lässt
Niederschläge auf den Westen und bis Montagfrüh auch auf die mittleren
Landesteile übergreifen. Sollte sich zuvor in diesen Gebieten leichter Frost
einstellen, besteht Glättegefahr durch örtlichen gefrierenden Niederschlag, so
dass durchaus eine markante Glatteissituation bevorstehen könnte. Nicht
auszuschließen ist auch, dass aufgrund der niederschlagsbedingten Abkühlung die
Niederschläge in fester Phase fallen, was die Glättesituation entschärfen
dürfte. Dies ist ab der zweiten Nachthälfte beginnend zumindest im westlichen
Bergland oberhalb von 400 m der Fall. Eine klare und eindeutige Glatteislage ist
das nicht.
Der Norden und Nordosten wird von diesen Niederschlägen noch nicht erfasst,
vereinzelter Schneegriesel und somit örtliche Glätte ist aber auch dort nicht
auszuschließen. Weitgehend trocken bleibt es dagegen im Süden. Dort dürfte sich
erneut Nebel bilden oder es verdichten sich noch vorhandene Nebelfelder.
Leichter Frost sollte nicht mehr so verbreitet auftreten wie in den Nächten
bisher, d.h. im Wesentlichen auf höhere Lagen (die aber noch innerhalb der
feuchtkalten Grundschicht liegen), einige Regionen in der Mitte sowie auf die
alpennahen Gebiete beschränkt bleiben.

Montag... verlagert sich das Höhentief über den Südwesten Deutschlands hinweg
nach Franken, wodurch Hebung den Südosten und Teile der Mitte Deutschlands
erfasst. Dies lässt in diesen Gebieten Niederschläge aufkommen, die oberhalb 600
bis 800 m wieder in Schnee übergehen. In einigen höheren Lagen (vor allem
Nordeifel bis zum Rothaargebirge sowie die Mittelgebirge in Oberfranken) sind 5
bis 10, in Staulagen durchaus auch mehr als 10 cm Schnee vorstellbar.
Vorderseitige Hebung und der hieraus resultierende Druckfall zieht den
Gradienten in weiten Teilen Deutschlands auseinander. Selbst an der Küste
sollten dann keine warnrelevanten Böen mehr auftreten. Zudem kommt eine flache
Tiefdruckrinne zustande (wenn man bei einem Bodendruck von ca. 1018 hPa davon
die Rede sein kann). Im Süden und im Tagesverlauf auch in der nördlichen Mitte
kommt hierdurch die östliche bodennahe Windkomponente und damit auch die
Advektion feuchtkalter Luft zum Erliegen. Abgesehen vom Norden stellt sich bis
zum Abend eine schwache westliche bis südwestliche bodennahe Windkomponente ein.

Ein weiteres Niederschlagsgebiet kommt im Norden Deutschlands zustande. Die
Hebung resultiert aus Warmluft, die an der Nordflanke des sich nach Franken
verlagernden Höhentiefs zurückgeholt wird. Die Niederschläge, die auch dort
fernab von jeglicher Warnrelevanz sind, fallen anfangs gebietsweise in
Mischphase und im zentralen Bergland oberhalb 400 bis 600 m als Schnee, sonst
aber meist als Regen.
Wie bereits an den Vortagen bleibt die Bewölkung geschlossen dicht. Der
größtenteils auf West bis Südwest drehende Bodenwind macht sich auch anhand der
Höchsttemperaturen bemerkbar. Allerdings reicht es nur für einen leichten
Temperaturanstieg auf 1 bis 6 Grad. Leichter Dauerfrost ist dann sehr
wahrscheinlich auf die Hochlagen der Mittelgebirge beschränkt.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das Höhentief über den Südosten
Deutschlands und Tschechien hinweg zum Riesengebirge. Die Hebung konzentriert
sich daher auf die Nordflanke des Höhentiefs, wo sich noch weitere Niederschläge
abzeichnen. Diese fallen in Misch- oder flüssiger Phase. Das Niederschlagsband
erstreckt sich sehr wahrscheinlich vom zentralen Mittelgebirgsraum bis nach
Vorpommern und zur unteren Oder. Nach wie vor sind diese Niederschläge nicht
warnrelevant, mehr als 10 mm innerhalb von 12 Stunden sollten nicht
zusammenkommen. Als weiterer Schwerpunkt des Niederschlagsgeschehens mit
ähnlichen Mengen zeichnet sich der östliche Mittelgebirgsraum ab. Oberhalb von
etwa 600 m ist dabei die feste Phase zu erwarten. In den Staulagen der zentralen
und nördlichen Mittelgebirge sowie in den Fränkischen Mittelgebirgen können noch
einmal 5 bis 10 cm Neuschnee hinzukommen.
Ansonsten fällt nur vereinzelt Sprühregen, vor allem im Westen und Südwesten
kann sich erneut Nebel bilden. Leichter Frost und somit nennenswerte Glätte
sollte auf Lagen oberhalb von etwa 600 m sowie die alpennahen Gebiete beschränkt
bleiben.

Dienstag... tritt ein Trog über Skandinavien in Aktion. Durch diesen wird
arktische Polarluft aus dem ostgrönländischen Raum angezapft, was zu einem
Ausgreifen des Troges über Skandinavien hinweg nach Süden folgt. Diesem Trog ist
eine schwache Kaltfront vorgelagert, die von Kaltluftadvektion überlaufen wird
und daher nur eine geringe Wetterwirksamkeit aufweist. Daher sind nur geringe
Niederschläge zu erwarten. Ähnliches gilt in der ersten Tageshälfte noch für den
östlichen Mittelgebirgsraum, wobei dort in Hochlage noch ein paar Zentimeter
Schnee hinzukommen können. Rückseitig der Kaltfront sind ganz im Norden
Auflockerungen vorstellbar.
Das einst wetterbestimmende Bodenhoch über Westrussland zieht sich unter
beginnender Abschwächung zum Ural zurück. Dies lässt auch im Norden die
bodennahe Windkomponente auf West bis Südwest drehen, ohne dass der Wind
Warnschwellen erreicht. Die Rolle eines Aktionszentrums für Mitteleuropa
übernimmt dann ein sich kräftigendes Bodenhoch im Raum Island - Südgrönland.
Dieses Bodenhoch wird durch ein blockierendes Höhenhoch gestützt. Zwischen
diesem und dem sich über Skandinavien hinweg südwärts ausweitenden Trog kommt
bis weit in die Nordsee hinein eine straffe nördliche Strömung in Gang. Diese
kann sich noch nicht bis nach Deutschland durchsetzen, so dass eine
Luftmassenänderung ausbleibt. Daher erfolgt gegenüber Montag keine wesentliche
Temperaturänderung.

In der Nacht zum Mittwoch tropft der Trog über Skandinavien aus. Ein von diesem
Höhentief ausgehender Trog schwenkt in den Norden Deutschlands. Positive
Vorticityadvektion sowie Auspumpen durch Überströmung der südnorwegischen
Gebirge lassen über dem Skagerrak ein Bodentief entstehen, das sich unter
Intensivierung bis Mittwochfrüh nach Jütland (und nach anderen Modellen unter
alsbald beginnender Auffüllung in die Ostsee) verlagert. Da mit dem Süden
vorstoßenden Trog die Schichtung im Norden Deutschlands labiler wird, kommt an
der Küste eine rege Schauertätigkeit in Gang. Zur dänischen Grenze hin ist die
Labilität sogar für kurze Kaltluftgewitter hinreichend. Ansonsten sind nur
vereinzelt geringe Niederschläge zu erwarten, die in den Mittelgebirgen oberhalb
von etwa 600 m in fester Phase fallen.
Die Gradientzunahme im Norden Deutschlands bewirkt auch ein Auffrischen des
Windes. An der Nordsee kommen bis Mitternacht erste Windböen und danach
stürmische Böen Bft 8 aus Nord bis Nordwest auf. Weiter im Binnenland ist der
Wind wahrscheinlich noch nicht warnrelevant, aber die Bildung von Nebel sollte,
abgesehen vom Südwesten und Süden Deutschlands, weitgehend unterbunden werden.
Oberhalb von etwa 400 m stellt sich leichter Frost ein, in tieferen Lagen dürfte
es meist frostfrei bleiben.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten. Allerdings werden die kleinräumigen Höhentiefs, die bis
in die Nacht zum Dienstag für unser Wettergeschehen relevant sind, von jedem
Modell bzw. Modellauf unterschiedlich positioniert und verlagert.
Auf die Unterschiede hinsichtlich der Tiefentwicklung in der Nacht zum Mittwoch
ist bereits weiter oben hingewiesen worden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann