DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-11-2022 09:30
SXEU31 DWAV 110800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 11.11.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von HM zu Sa.

Heute anfangs an der Nordfriesischen Küste stürmische Windböen möglich.
Ansonsten spätherbstliches Hochdruckwetter mit nächtlichem Nebel und örtlichem
Frost vor allem in der Südhälfte. Tagsüber außerhalb von Nebel und Hochnebel
aber sehr mild.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... ein umfangreiches Höhenhoch hat den Raum Luxemburg erreicht und
verlagert sich unter Verstärkung zum westlichen Deutschland, wobei das
Bodenhochdruckgebiet über den Ostalpen gestützt wird. Der äußerste Norden und
Nordosten wird noch von dichteren, mehrschichtigen Wolken gestreift, die in die
Südwestströmung (im Nordosten in der Höhe anfangs Nordwestströmung) eingelagert
sind. Vereinzelt kann es etwas Sprühregen geben. Dabei setzt sich auch im Osten
und Südosten die sehr milde Luft mit 850-hPa-Temperaturen um 12 Grad durch.
Südlich der Mittelgebirgsschwelle hat sich in den tiefen Lagen Gebietsweise
Nebel und Hochnebel ausgebreitet, der aber noch recht niedrige Obergrenzen von
200 bis 400 m aufweist und sich somit heute meist auflösen kann. Damit wird es
am frühen Nachmittag meist sehr mild sein mit Höchstwerten zwischen 12 und 17
Grad mit den hohen Werten am Nordrand des Bergischen Landes. Im dunstigen
Donautal gibt es dagegen teils nur Höchstwerte um 10 Grad.
Im Küstenbereich ist anfangs das Druckgefälle zu dem nordeuropäischen
Tiefdrucksystem recht kräftig, so dass es dort steife, in Nordfriesland auch
stürmische Böen geben kann. Ansonsten weht der Wind meist nur schwach, im Norden
auch mäßig (dort aus Südwest).

In der kommenden Nacht verziehen sich die tiefen Wolken mit Winddrehung auf
Südwest bis Süd in den äußersten Nordosten und zum nördlichen
Schleswig-Holstein. Ansonsten ist der Himmel anfangs vielfach klar. Später
bildet sich südlich der Mittelgebirgsschwelle in den tiefen Lagen wieder recht
verbreitet Nebel. Von den Alpen bis zu den zentralen Mittelgebirgen gibt es
gebietsweise geringen Frost um -1 Grad. Bodenfrost tritt bis ins südliche und
mittlere Norddeutsche Tiefland recht verbreitet auf. Nur im äußersten Norden und
teils im Westen und Südwesten ist es frostfrei. Zweistellige Tiefstwerte gibt es
an der Nordsee vor allem an der Westküste Schleswig-Holsteins. Der Wind weht
anfangs an der Nordfriesischen Küste noch kräftig mit steifen Windböen. Später
schwächt sich der Wind weiter ab.

Samstag... verlagert sich das Höhenhoch langsam nach Westpolen und der
Bodenhochschwerpunkt wird abends über den Beskiden simuliert, wobei ein
kräftiger Keil nach Südskandinavien reicht und ein weiterer bis zum Kaukasus.
Südlich des Hochs wird ein Kaltlufttropfen von Griechenland zur Südostpitze
Italiens gelenkt, hat aber noch keinen Einfluss auf unser Wetter. Damit dauert
der Hochdruckeinfluss bei uns weiter an. Das heißt vor allem nördlich der
Mittelgebirge (es herrscht ja eine bodennah geostrophische Südostströmung mit
leichten Föhneffekten) viel Sonnenschein (mal abgesehen vom äußersten
Nordosten). Südlich der Mittelgebirgsschwelle dauert es bis Mittag oder bis zum
frühen Nachmittag, bis sich der Nebel oder der Hochnebel lichtet. In den
süddeutschen Flusstälern könnten Nebel und Hochnebel aber bis zum Abend
durchhalten. Prädestiniert dafür ist der Oberrheingraben (ICON-D2), das Donautal
und das Bodenseegebiet (Model UM), bei Südostwind ist allerdings auch
Unterfranken stark Nebelanfällig. Auch in der Mitte könnte es in den schmaleren
Flusstälern für ein paar resistente Nebelfelder reichen.
Die Temperaturen erreichen deutschlandweit erneut 11 bis 17 Grad. Im Dauergrau
dürften die Temperaturen aber vereinzelt bei 5 Grad hängen bleiben, bei
zögernder Nebelauflösung oder bei Hochnebel liegen die Werte zwischen 6 und 10
Grad.

In der Nacht zum Sonntag ändert sich die Druck- und Potentialverteilung nur noch
wenig, es bleibt also bei einer geostrophischen Südostströmung in der unteren
Troposphäre. Damit dürfte sich südlich der Mittelgebirgsschwelle, aber
gebietsweise auch im Osten Nebel bilden. In Nordwestdeutschland ist dagegen
Nebelbildung eher unwahrscheinlich. Vor allem im Südosten und in einigen
Mittelgebirgsmuldenalgen gibt es wieder Frost. Ansonsten tritt vom Alpenrand bis
zum südlichen Norddeutschland recht verbreitet Bodenfrost auf.
Der Kaltlufttropfen verlagert sich derweil nach Mittelitalien, ohne auf unser
Wetter einzuwirken.

Sonntag... schwächt sich das Höhenhoch etwas ab, hat aber Verbindung zum
Höhenhoch über Südosteuropa. Die Bodenhochdruckzone dehnt sich bis nach
Nordskandinavien aus und reicht weiter bis nach Südosteuropa. Der
Kaltlufttropfen wandert etwas nach Norden zur nördlichen Adria, hat aber weiter
noch keinen Einfluss auf unser Wetter. Deutschland liegt damit am Westrand
dieser Hochdruckzone, wobei sich bodennahe eine östliche bis südöstliche
Windkomponente ergibt und die Winde etwas zunehmen, aber in den meisten Regionen
weit weg von warnwürdigen Stärken bleiben. Lediglich rund um das östliche
Bergland könnte sich etwas Böhmischer Wind (sowohl in Sachsen als auch in
Bayern) bemerkbar machen, der vielleicht dann in einzelnen prädestinierten Lagen
(also ostwindanfälligen) in Böen die Stärke 7 erreicht.

Mit etwas mehr Wind steigen am Sonntag auch die Chancen auf weitgehende
Nebelauflösung. Ausnahmen bilden aber wohl der Oberrheingraben südlich von
Karlsruhe und das Bodenseegebiet. Außerdem besteht nach wie vor die Möglichkeit,
dass von Polen Stratus nach Nordostdeutschland zieht.

Das Temperaturniveau ändert sich im Vergleich - jeweils ähnliche
Sonnenscheinverhältnisse vorausgesetzt - kaum. Für viele geht also der sehr
milde November erst einmal weiter.

In der Nacht zum Montag könnte im Alpenraum die Bewölkung zunehmen, da der
Kaltlufttopfen die zentralen Alpen erreicht. Im Nordosten zieht wahrscheinlich
immer noch tiefe Bewölkung heran, so dass hier die Frostgefahr eingedämmt wird.
Ansonsten ist aber bei geringer Bewölkung weiterhin örtlich Frost möglich,
wenngleich Mosmix insgesamt nur wenig Frost simuliert. Bodenfrost tritt
wahrscheinlich recht verbreitet auf.

Modellvergleich und -einschätzung
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Der Hochdruckeinfluss wird auch von den externen Modellen simuliert. Kleine
Unterschiede sind nicht warnrelevant.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden