DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-10-2022 08:30
SXEU31 DWAV 160800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 16.10.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von SWz zu HNa

Heute in Nordfriesland und teils an der Nordsee stürmische Böen, auf dem Brocken
Sturmböen.

Am Montag anfangs auf dem Brocken Sturmböen. In NRW und Niedersachsen isolierte
Gewitter nicht ausgeschlossen.
In der Nacht zum Dienstag in der Mitte leicht erhöhte
Gewitterwahrscheinlichkeit.
Am Dienstag im Süden, etwa zwischen Main und Donau, isolierte Gewitter nicht
ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Zwischen einem kräftigen Höhenkeil über Italien sowie Osteuropa und
einem hochreichenden Tief über dem südlichen Nordmeer liegt Deutschland in einer
zunächst recht glatten, gegen Abend leicht antizyklonalen Südwest-Strömung.
Dabei schleift eine Kaltfront etwa auf einer Linie von der Westpfalz bis nach
Brandenburg, die Subtropikluft im Südosten (mit 850-hPa-Temperaturen zwischen 8
und 14 Grad) und milder Meeresluft im Nordwesten trennt.
Durch den sich über dem Westen Deutschlands allmählich aufwölbenden Höhenrücken
steigt der Luftdruck bei uns langsam an und es bildet sich ein Bodenhochkeil
ausgehend von dem Hoch über Südosteuropa, das Verbindung hat zum südrussischen
Hoch. An der Nordostflanke des Hochs wird die Kaltfront im Osten Deutschlands
doch etwas nach Süden gelenkt, während sie im Westen gegen Abend als Warmfront
des neuen Tiefs westlich von Irland nach Norden zieht. Die Regenfälle an der
Front halten sich aber sehr in Grenzen, in einem Streifen von Rheinland-Pfalz
bis nach Sachsen und Südbrandenburg liegen die 12stg. Regensummen meist nur
zwischen 0,5 und 5 l/qm mit den höheren Werten in den Weststaulagen, vereinzelt
ist hier aber auch mehr Regen möglich. Auch im Nordwesten gibt es leichten,
schauerartigen Regen, der durch eine 2. Kaltfront hervorgerufen wird. Hier ist
der Gradient anfangs noch kräftig, so dass es etwa nördlich des
Nord-Ostsee-Kanals und an der Nordsee steife, in Nordfriesland stürmische Böen
geben kann. Gegen Abend fächert der Gradient durch den entstehenden Hochkeil
auf.

In der Nacht zum Montag rückt das ´neue´ hoch reichende Tief vor Irland mehr und
mehr in den Blickpunkt des Geschehens, wobei es morgens die Nordwestküste der
Insel erreicht. Mit der Annäherung des Tiefs wird der Hochkeil zur mittleren
Ostsee gelenkt und wir geraten bis zum Morgen hinter der Warmfront in den
breiter Warmsektor des Tiefs (die Warmfront erreicht die westliche Ostsee.)
Dabei lassen die leichten Regenfälle größtenteils nach, nur im Nordwesten und
Norden kann es auch in der 2. Nachthälfte örtlich etwas Regen oder einen Schauer
mit geringen Mengen (1 bis 3, lokal bis 5 l/qm) geben. In der Mitte und im Süden
lockern die Wolken hingegen auf, da der Wind aber meist nur noch schwach weht
(außer auf dem Brocken (Bft 9) oder dem Fichtelberg (Bft 8)), muss in der
feuchten Luftmasse vor allem in der Mitte und im Süden mit Nebelbildung
gerechnet werden.
Die Temperaturen sinken auf 14 Grad im Rheinland und 6 Grad in Südostbayern.

Montag... zieht das hochreichende Tief bei Irland unter Abschwächung ins
Seegebiet dicht nordöstlich von Schottland. Die Kaltfront des Tiefs erfasst
langsam den Nordwesten, bis zum Abend soll sie eine Linie Nordeifel - Rügen
erreichen.
An dieser Linie und etwas weiter nordwestlich muss im Tagesverlauf mit
schauerartigem Regen gerechnet werden, am Südrand der Niederschläge kann auch
ein isoliertes Gewittern eingelagert sein. Die Regenmengen liegen über Tag meist
zwischen 1 und 10, in kräftigen Schauern vor allem entlang der Kaltfront um 15
l/qm (lokaler Starkregen). ICON-D2-EPS zeigt vereinzelt Wahrscheinlichkeiten für
Starkregen über 20 l/qm in 12 Stunden.
Weiter südöstlich der Front, also in der Mitte, im Süden und im Osten steht nach
Nebelauflösung ein meist heiterer Tag mit einigen lockeren hohen Wolkenfelder
ins Haus, auch wenn nach Nordwesten hin die Bewölkung allmählich zunimmt.
Mit der verstärkten Zufuhr ungewöhnlich warmer Subtropikluft bei schwachem bis
mäßigem Wind aus Süd bis Südwest steigen die Temperaturen auf 17 bis 20 Grad
ganz im Norden und Nordwesten. Sonst stehen warme 21 bis 26 Grad auf der Karte
mit den Spitzenwerten in Teilen Thüringens und Nordsachsens sowie am Fuße des
Schwarzwaldes.

In der Nacht zum Dienstag steuert das Höhentief nunmehr wieder als Randtrog
Dänemark und Skandinavien an. Das Bodentief wandert daraufhin ebenfalls dorthin
und die Kaltfront dringt weiter etwa zur Main-Linie vor, im Osten etwa bis zum
nördlichen Sachsen.
Die schauerartigen Regenfälle mit eingelagerten Gewittern betreffen
hauptsächlich einen Streifen von Rheinland-Pfalz bis nach Brandenburg, betreffen
eventuelle im Südwesten auch den Schwarzwald und die Alb mit vorlaufenden
Schauern. Meist werden Regenmengen zwischen 1 bis 10, lokal bis 15 l/qm
berechnet. Bei ICON6-Nest werden in der Pfalz und in Südhessen lokal über 25
l/qm berechnet. Bei ICON-D2-EPS steigt die Starkregengefahr (Mengen größer 20 mm
in 6 Stunden) in Rheinland-Pfalz und in Südhessen etwas an. Das liegt offenbar
an einem flachen Kurzwellentrog, der in die Südwestströmung eingelagert ist und
von Frankreich nach Deutschland zieht. Postfrontal lockern die Wolken im
Nordwesten nur zögernd auf, es bleibt aber meist trocken, präfrontal bildet sich
im Südosten neuerlich Nebel.
Der Wind weht nur schwach aus unterschiedlichen, ganz im Norden aus
südwestlichen Richtungen.
Die Temperaturen gehen auf 14 bis 6 Grad zurück.


Dienstag... lässt der über Skandinavien liegende Trog in Verbindung mit einem
sich über den Britischen Inseln aufwölbenden Keil die Strömung über Mitteleuropa
auf West bis Nordwest drehen. Zuvor schwenkt der oben beschriebene
Kurzwellentrog unter Verstärkung nach Polen. Demzufolge dürfte die genau über
der Mitte Deutschlands liegende Front längere Zeit schleifen. Am Vormittag sorgt
der Trog vor allem nach Osten hin noch für Hebungsimpulse und löst im südlichen
Teil von Ostdeutschland noch teils intensivere Regenfälle aus (3 bis 10 mm,
vereinzelt um 15 l/qm in 6 Stunden.) Am Nachmittag schwächen sich hinter dem
Trog die frontalen Regenfälle wieder ab. Im Westen lassen im Vormittagsverlauf
die Regenfälle weitgehend nach, da sich der Keil des Hochs bei Island dort
bemerkbar macht.
Im Nordwesten, Norden und später teils auch in den mittleren Gebieten, lockern
im Bereich des Hochkeils die Wolken auf, teils werden aber auch von der Nordsee
her Sc-Felder eingesteuert, ohne dass Regen fällt. Der Wind frischt an der Küste
auf und erreicht in Böen an der nordfriesischen Küste Bft 7.
Wesentlich interessanter ist, was präfrontal in der Warmluft passiert, die noch
über Süddeutschland zu finden ist. Absinkprozesse haben diese Luftmasse ein
wenig "entschärft, d.h. der Gehalt an niederschlagbarem Wasser erreicht kaum
noch mehr als 30 mm und CAPE (KK) liegt zwischen 100 und maximal 500 J/kg.
Insofern können sich am Südrand der Front am Nachmittag isolierte Gewitter
bilden. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist allerdings eher gering.
Präfrontal, d.h. im Süden und Südosten Deutschlands, sind noch einmal
Höchsttemperaturen zwischen 19 und 23, bei leicht föhniger Unterstützung an den
Alpen bis 25 Grad zu erwarten. Ansonsten wird es mit 13 bis 18 Grad deutlich
kühler sein als am Vortag.

Modellvergleich und -einschätzung
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Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten.
Was die Wahrscheinlichkeit von Starkregen angeht, so wurden bereits oben
Aussagen getroffen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden