DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-10-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 05.10.2016 um 10.30 UTC



High-Over-Low-Lage mit einem von Ost nach West über Mitteleuropa ziehenden
Kaltlufttropfen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 12.10.2016


Am Samstag liegt eine für die Jahreszeit ungewöhnlich kräftiges Hoch über
Skandinavien. Gestürzt wird dieses Hoch durch einen atlantischen Langwellentrog,
der vorderseitig für Warmluftadvektion und hohes geopotential über dem Nordmeer
sorgt. An der Südostflanke des Hochs liegt ein Cut-Off-Tief über Osteuropa, der
mit kontinentaler Polarluft angereichert ist.

Im gesamten Mittelfristzeitraum bleibt das Skandinaveinhoch quasistationär
liegen und schwächt sich dabei nur etwas ab. Das zum Cut-Off-Tief gehörende
Bodentief schwächt sich ab. So zieht das Cut-Off-Tief als Kaltlufttropfen an der
Südflanke des Skandinavienhochs in der nun nahezu ungestörten Bodenströmung nach
Mitteleuropa und schwächst sich dabei ab.

Deutschland verbleibt in einer anfangs straffen Nordostströmung, die sich
allmählich abschwächt und auf Ost dreht. Dabei wird kühle kontinentale Polarluft
heran geführt. Die 850-hPa-Temperatur verbleibt bis zum nächsten Dienstag um
oder knapp unter 0 °C. Da der Kaltlufttropfen mit Feuchtigkeit angereichert ist,
erwartet uns in Deutschland ein trüber Witterungscharakter mit zeitweiligen
Regen, oberhalb von etwa 1000 m auch Schnee.

Erst am Mittwoch zieht der Kaltlufttropfen im neuen ECMWF-Lauf nach Westeuropa,
wobei im Golf von Genua Zyklogenese ausgelöst wird und an der Ostflanke somit
wieder Warmluftadvektion über Deutschland einsetzt. Das Hoch verlagert im
weiteren Verlauf seinen Schwerpunkt nach Nordosteuropa wobei nachfolgend der
Trogeinfluss auf Mitteleuropa wieder zunimmt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Dienstag zeigten alle ECMWF-Vorläufe ein ähnliches Szenario. In den alten
Läufen trat dann aber eine retrograde Verlagerung des Hochs ein, sodass wir
nicht auf die Ostflanke des Kaltlufttropfens gelangen sollten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


GFS sieht die Entwicklung ähnlich mit einem etwas kräftigeren Kaltlufttropfen
als im ECMWF, der auf einer etwas südlicheren Bahn zieht. Dieser soll sich zur
Mitte der neuen Woche über dem Alpenraum fest setzten und erst dann im weiteren
Verlauf nach Westeuropa ziehen.
GEM sieht eine etwas nördliche Zugbahn mit einer Zyklogenese über der Ostsee in
der erweiterten Mittelfrist.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die ECMWF-Rauchfahnen zeigen bis einschließlich Dienstag kaum Spread in den
850-hPa-Temperaturen. Sie liegen nahezu einheitlich um 0 °C. Ein leichter Spread
im 500-hPa-Geopotential weißt auf Unsicherheiten bezüglich der Intensität und
Zugbahn des Kaltlufttropfens hin. Schwache Niederschlagssignal zeigen sich
überwiegend tagsüber, was auf einen schauerartigen Charakter hinweist.
Tendenziell sind die Niederschlagssignale im Osten und Norden größer als im
Süden.
Ab Mittwoch zeigen die Ensembles dann einen enormen Spread in den
850-hPa-Temperaturen (~25 K)und auch beim Geopotential, wobei die meisten Member
eher hohes Geopotential sehen.
Die GFS-ENS sehen ähnlich aus, wobei der Spread nicht ganz so extrem ist und die
meisten Member in einem für die Jahreszeit zu kalten Bereich verharren.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Prognose des Wettercharakter bis
Dienstag sehr sicher ist. Es ist mit überwiegend trüben und für die Jahreszeit
zu kalten Wetter mit zeitweiligem Regen zu rechnen. Auflockerungen sind eher
selten und kommen größtenteils an den Westrändern der Mittelgebirge vor. Geringe
Unterschiede in der Ausprägung und Position des Höhentiefs haben Auswirkungen
auf die genaue Niederschlagsverteilung, die sich allerdings derzeit noch nicht
vorhersagen lässt.

Ab Mittwoch ist dann allerdings die Grenze der Vorhersagbarkeit erreicht. Ab
dann lassen sich bezüglich des Wetterablaufs in Deutschland kaum noch Aussagen
treffen. Die Cluster-Analysen zeigen jedoch, dass es auch in der erweiterten
Mittelfrist eine Tendenz zu Blockadelagen mit einer starken positiven
Geopotentilanomalie über Skandinavien oder dem Nordmeer gibt. Die Low-Index-Lage
sollte sich demnach aller voraussichtlich nach fortsetzten. Ob Vorderseite oder
Rückseite, Trog oder Rücken vorherrscht, lässt sich für Mitteleuropa nicht
vorhersagen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Samstag sind an der See noch einzelne stürmische Böen möglich. Ansonsten
bietet die Lage kein Potential für signifikantes Wetter.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-Hauptlauf, ab Mittwoch ECMWF-ENS-Mittel
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold