DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-08-2022 08:01
SXEU31 DWAV 240800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 24.08.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von HFa zu HFz

Sommerlich warm bis heiß. Donnerstag im Osten vereinzelt Gewitter. Am Freitag
verbreiteter starke, örtlich eng begrenzt schwere Gewitter mit heftigem
Starkregen (Unwetter).

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... Deutschland liegt im Einflussbereich einer Potentialbrücke zwischen
dem von Nordwestafrika ausgehenden Höhenkeil über Frankreich und der russischen
hochreichenden Antizyklone. Am Boden erstreckt sich ein Hochkeil nach
Skandinavien und von dort nach Deutschland. So dauert heute das Absinken meist
an und es gibt viel Sonnenschein. Lediglich im äußersten Osten Deutschlands ist
die Luft feuchter mit PPWs um 37 mm und CapeML zwischen 50 und gut 100 J/Kg. Vor
allem die externen Modelle simulieren auch einzelne Schauer, aber auch ICON-D2
berechnet punktuell Schauer, aber in der Wetterinterpretation keine Gewitter.
Die Modelltemps sind bei -5 Grad gedeckelt, jedoch ist ein Durchstoßen dieser
Sperrschicht nicht ausgeschlossen. Für Starkregen sind die Schauer
wahrscheinlich zu kleinräumig.
Bis zum Abend erwärmt sich die Luft in 850 hPa auf Werte zwischen 13 Grad an der
Oder und 18 Grad an der Mosel. Das reicht heute für Höchstwerte zwischen 28 Grad
an der Oder und örtlich 33 oder 34 Grad im Westen. In Ostsachsen und bei
auflandigem Wind an der See gibt es nur Werte um 26 Grad. Der Nordost bis
Ostwind bleibt meist nur schwach bis mäßig.

In der Nacht zum Donnerstag ändert sich kaum etwas. Das Geopotential beginnt
zwar sich etwas abzuschwächen und der Trog über Westeuropa nähert sich dem
europäischen Festland, Auswirkungen hat das aber nicht. Ein paar Wolken gibt es
im Osten und Nordwesten, in den anderen Gebieten ist der Himmel klar und die
Luft kühlt ab auf Werte zwischen 11°C im Südosten und 20°C auf den Nordseeinseln
sowie im Ruhrgebiet. Vereinzelt bilden sich flache Nebelfelder.

Donnerstag... kommt das Zentraltief bei Island etwas nach Norden voran. Der
davon ausgehende Trog erreicht England und Nordfrankreich, was die Strömung
trogvorderseitig auf Süd bis Südwest drehen lässt und die schleifende Kaltfront
über Frankreich ausbremst. Weiter östlich hält die blockierende
Geopotentialbrücke dagegen, sodass über Mitteleuropa der Potenzialverlust nur
zögernd vonstattengeht.
Vorderseitig des Troges kommt die Advektion potenziell instabiler Luftmassen aus
Südwesteuropa in den Westen des Vorhersagegebietes auf und von Frankreich her
weitet sich eine flache Tiefdruckrinne nach Südwest- und Westdeutschland aus.
Zwar ist die Luftmasse zunehmend labil geschichtet, aber zunächst trocken. Da
auch keine dynamische Hebung zu finden ist, dürfte hochreichende Konvektion noch
ausbleiben. Sowohl die deutsche Modellkette als auch die externen Modelle
simulieren zumindest noch keine Niederschläge.

Auch in der Osthälfte labilisiert die Luftmasse mit der niedertroposphärischen
Erwärmung zusehends. Auch strömt von Osten noch etwas feuchtere Luft heran, so
dass die PPW Werte teils auf 40 mm steigen können und ML Cape bis 750 J/kg
generiert wird. Allerdings ist auch dort kein nennenswerter Trigger für Hebung
vorhanden. Die Modelle simulieren einzelne Schauer, vielleicht auch ein kurzes
Gewitter (von GFS, Super-HD gezeigt), am ehesten wohl im Bergland, dann dürfte
der Starkregen im Fokus stehen.

Ansonsten scheint bei nur wenigen, im Osten häufigeren Quellwolken meist die
Sonne. Die 850 hPa-Temperatur steigt vor allem im Osten geringfügig an. So
werden auch im Osten örtlich 30 Grad erreicht und vielleicht im Westen auch mal
knapp 35 Grad. Meist sind es hier aber wieder 33 oder 34 Grad. In etwas höheren
Lagen und bei Seewind an der Küste sind es Werte um 27 Grad. Der Wind weht
weiterhin aus Ost bis Nordost und ist schwach bis mäßig.

In der Nacht zum Freitag kommt der Trog nur wenig nach Osten voran und
entsprechend tut sich die vorgelagerte Kaltfront schwer in unsere Richtung Boden
gut zu machen. Eventuell zieht im Westen Bewölkung auf mit ein paar Tropfen
Regen an der Grenze zu Benelux und ein Gewitter ist gegen Morgen nicht ganz
ausgeschlossen. Auch im äußersten Nordosten gibt es in sehr feuchter Luft (PPWs
über 40 mm) und erhöhtem MU-Cape ein kleines Gewitterrisiko.

Ansonsten ändert sich nicht viel. Meist ist es klar mit lokalen (flachen)
Nebelfeldern zum Morgen hin. Die Luft kühlt auf 20 bis 12 Grad ab.

Freitag... greift der Höhentrog allmählich auf die Nordsee über, hängt aber von
dort aus nach Südwesten zurück und fächert zunehmend auf. Der Höhenrücken wird
noch etwas nach Osten abgedrängt und somit kann der Trog zunehmend Einfluss auf
unser Wetter nehmen. Allerdings splittet er sich in mehrere kleinräumige Anteile
auf, die kleinräumige Hebungsgebiete generieren können und die Prognose bei uns
erschweren. Am Boden kommt die flache Tiefdruckrinne, die sich morgens über der
Westhälfte des Landes erstreckt, kommt allmählich nach Osten voran. Abends
reicht sie in etwa von Mecklenburg bis ins Allgäu. Ihr folgt die Kaltfront, die
abends auf den Westen und Nordwesten Deutschlands übergreift. Zunächst dürfte
sich die Hauptschauer- und Gewitteraktivität zwischen Rinne und Kaltfront
abspielen, zumal voraussichtlich kleinere Troganteile vor allem dort auch etwas
dynamischen Hebungsantrieb bieten. Die PPW-Werte steigen dort verbreitet auf 35
bis 41 mm, mit etwas Einstrahlung können gebietsweise um 500 J/kg ML-Cape
generiert werden, allerdings sickert rückseitig der Rinne von Nordwesten her
bereits frühzeitig etwas kühlere Luft in die westlichen Landesteile, die
wiederum für leichte Stabilisierung sorgt. Dennoch sollten zumindest markante
Gewitter ins Kalkül gezogen werden, vor allem aufgrund von Starkregen, aber
kleinkörniger Hagel und stürmische Böen sind ebenfalls möglich. Unwetter
aufgrund von Starkregen sind nicht ausgeschlossen.
Die labilere Luftmasse befindet sich dagegen im Bereich der Tiefdruckrinne und
dort entwickeln sich mit Unterstützung kleinräumiger Troganteile bzw. der
Orographie auch mehrere konvergente Strukturen bzw. auch
Feuchteflusskonvergenzen. Die PPW-Werte steigen ebenfalls auf 35 bis 41 mm, dazu
werden vor allem nach Osten zu 1000 bis örtlich über 1500 J/kg ML-Cape
generiert. Die Deckelung der Luftmasse dürfte eher schwach ausfallen und somit
entwickeln sich schon bald nach Erreichen der Auslösetemperatur, ausgehend vom
Bergland bzw. von örtlichen Konvergenzen, kräftige Gewitter, die mangels
Scherung rasch in den Multizellenmodus übergehen. Dabei steht natürlich der
Starkregen im Fokus, der auch vielerorts kleinräumig die Unwetterkriterien
erreicht, größere Hagelansammlungen sind ebenfalls möglich.
Schwerpunktregionen der Gewitteraktivität lassen sich nach aktuellem Modellstand
nicht ausmachen, eine großräumige Unwetterlage ist allerdings ebenfalls nicht in
Sicht, viele Regionen werden aber erneut beim Regen leer ausgehen.
Die Temperatur in 850 hPa liegt zunächst bei rund 15 Grad, während sie ganz im
Westen und Nordwesten am Nachmittag bereits wieder etwas zurückgeht. Somit wird
es dort mit 24 bis 28 Grad nicht mehr so heiß wie an den Vortagen, ansonsten
liegen die Höchstwerte je nach Sonne zwischen 27 und 32 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle zeigen großräumig ähnliche Basisfelder.

Die EPS-Ergebnisse bestätigen mit geringen Wahrscheinlichkeiten im Laufe des
Freitags die lokale Starkregengefahr.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden