DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-05-2022 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 01.05.2022 um 10.30 UTC



Im Norden und Westen unter Hochdruckeinfluss überwiegend trocken, sonst
gebietsweise Schauer und Gewitter. Im Verlauf leichter Temperaturanstieg.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 08.05.2022


Eine grundsätzliche Änderung der Großwetterlage im Vergleich zur aktuellen
Situation ist im mittelfristigen Vorhersagezeitraum ab kommendem Mittwoch aus
heutiger Sicht nicht zu erwarten.

So befindet sich Deutschland zwischen einem Höhentrog über Nord- bzw.
Nordosteuropa und einem Höhenrücken über dem nahen Ostatlantik im Bereich nur
schwacher Geopotentialgegensätze. Im Bodendruckfeld befindet sich dabei ein
Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt zwischen den Azoren und der Biskaya, von dem aus
ein Keil bis nach Norddeutschland reicht. Am Rande des Hochs gelangt mit einer
nördlichen Strömung kühlere (T850 hPa zwischen 0 und 4 Grad) und relativ
trockene Luft ins Landesinnere. Weiter Richtung Süden quasi im
"Luftdruckniemandsland" befindet sich eine feuchtere und etwas mildere Luftmasse
mit Temperaturen in 850 hPa um 5 Grad. Mit Annäherung eines flachen Randtroges
von Großbritannien und der Nordsee wird diese Luftmasse leicht aktiviert, sodass
sich in der Südhälfte gebietsweise Schauer und einzelne Gewitter entwickeln.

Am Donnerstag schwenkt der Trog weiter südostwärts wobei sich über
Südostfrankreich ein flaches Höhentief entwickelt. Somit herrschen über
Deutschland in der Höhe leicht zyklonale Verhältnisse. Im Bodendruckfeld bleibt
das Hoch dominant, wobei sich dessen Einfluss noch etwas weiter Richtung
Nordosten und westliche Mitte ausdehnen kann. Entsprechend beschränkt sich die
Schauer- und Gewittertätigkeit an diesem Tag auf Teile des Südens und der
östlichen Mitte.

Am Freitag und Samstag zieht das Randtrogresiduum ostwärts ab. Im Bodendruckfeld
baut sich über Deutschland bzw. Mitteleuropa eine Hochdruckbrücke auf, die das
Atlantikhoch mit einem weiteren Hoch über Osteuropa bzw. dem Westen Russlands
verbindet. Dadurch wird die Schauer- und Gewittertätigkeit im Verlauf
vornehmlich in die Regionen südlich der Donau abgedrängt, wo weiterhin feuchtere
Luft am Rande eines Tiefs über Italien vorherrschend ist.

Am Sonntag schwenkt ausgehend von dem nordeuropäischen Höhentrog ein weiterer,
etwas markanterer Randtrog über den Süden Skandinaviens südostwärts. Damit
verbunden ist ein Tief über Skandinavien, dessen Kaltfront Samstagabend bzw. in
der Nacht zum Sonntag von Norden auf uns übergreift und tagsüber etwa bis zur
Mitte Deutschlands vorankommt. Da sich über den Britischen Inseln wieder ein
kräftiges Hoch festgesetzt hat und auch über weiten Teilen Deutschlands für
Absinken sorgt, bleibt die Regenaktivität an der Front nur schwach ausgeprägt.
Während sich die Luft auch im Norden am Samstag ein wenig erwärmen konnte,
gelangt postfrontal wieder ein Schwall kühlerer Luft dorthin. Über dem äußersten
Süden ändert sich am Wettercharakter weiterhin wenig, sodass es in der leicht
zyklonal geprägten Umgebung erneut zu einzelnen Schauern und Gewittern kommt.

In der erweiterten Mittelfrist dominiert weiterhin der Einfluss des Hochs.
Flächige Niederschläge sind also nicht zu erwarten. Mit Verlagerung des
Hochschwerpunkts gen Osten steigen aber die Temperaturen ein wenig an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des EZMW-Modells kann für Mitteleuropa über den gesamten
Vorhersagezeitraum als gut bezeichnet werden. Kleinere Unterschiede im
Strömungsmuster haben keinen signifikanten Effekt auf die Wetterentwicklung,
sodass das gestrige Vorhersagekonzept weitgehend beibehalten werden kann.
Im Detail ist beispielsweise der Hochdruckeinfluss am Freitag Richtung Süden
stärker ausgeprägt, sodass Schauer und Gewitter nicht so weit Richtung Mitte
ausgreifen, wie im gestrigen 00 UTC Lauf noch prognostiziert. Die Front in der
Nacht zum Sonntag ist nun minimal langsamer als im gestrigen Lauf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Anfangs werden die Wetterentwicklung und die Verteilung der Niederschläge sehr
ähnlich prognostiziert. Ab Freitag nehmen die Unterschiede zu. Während bei ICON
und EZMW im Süden, teils auch Richtung Sachsen noch Schauer/Gewitter
prognostiziert werden, bleibt es bei GFS bereits trocken, da das Hoch früher
Richtung Süden gedrückt wird. Gleichzeitig greift die Front, die bei EZMW erst
ausgangs des Samstags übergreifen soll, insbesondere bei GFS, aber auch bei ICON
früher und somit bereits am Freitag von Norden auf uns über. Entsprechend fließt
auch der Schwall kühlerer Luft in den Norden früher ein als bei EZMW.
Nachfolgend gleichen sich die Modelle wieder an, sodass der weiter zunehmende
Hochdruckeinfluss sicher scheint.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen für diverse deutsche Städte zeigen über den gesamten
Vorhersagezeitraum hinweg sowohl beim Geopot 500 als auch bei der Temperatur 850
hPa einen sehr engen Verlauf. Dabei bleibt die Temperatur bis Donnerstag auf
relativ ähnlichem Niveau, erfährt mit der Trogpassage sogar eine leichte
Abkühlung, bevor sich nachfolgend ein leichter Anstieg abzeichnet.
Niederschlagssignale sind beispielsweise auch in der Rauchfahne für Offenbach
immer mal vorhanden, die Wahrscheinlichkeit, dass die Schauer- und
Gewittertätigkeit aus dem Süden bis in diese Region reicht, ist aber gering. Die
Rauchfahne für Hamburg zeigt bereits ab Freitag vermehrt Signale für Regen,
sodass die frühere Frontpassage durchaus im Ensemble enthalten ist, wenn
überhaupt, bleiben die Regenmengen aber gering.

Die Clusterung des EZMW zeigt für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunden nur einen
Cluster unter dem Regime "Atlantic Ridge". Im nachfolgenden Zeitraum von Freitag
bis Sonntag 00 UTC gibt es vier Cluster, wobei das blockierende Regime dominant
bleibt. Unterschiede ergeben sich vor allem von Samstag auf Sonntag bezüglich
des Höhentroges, der mal mehr, mal weniger ausgeprägt von Norden auf uns
übergreift. In den meisten Clustern dominiert aber der Einfluss des
Rückens/Hochs, sodass die Front nach der Mehrheit der Szenarien schwach
ausgeprägt bleibt.
Für die erweiterte Mittelfrist scheint die Fortsetzung des Hochdruckeinflusses
auch auf Basis der Cluster (2 Stück) wahrscheinlich, wobei sich der Schwerpunkt
des Hochs nach Cluster 1 langsamer, nach Cluster 2 schneller ostwärts verlagert.
Wie nachhaltig das Hoch ist, ist also noch unsicher.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im Vorhersagezeitraum treten vor allem im Süden ausgehend vom Bergland,
zeitweise auch im östlichen Mittelgebirgsraum einzelne Gewitter auf, wobei sich
die Schwerpunkte von Tag zu Tag etwas verschieben. Am Samstag und Sonntag zieht
sich die Schauer- und Gewittertätigkeit in die Regionen südlich der Donau
zurück. In Verbindung mit Gewittern ist lokal markanter Starkregen um 20 l/qm
pro Stunde wahrscheinlich.

Nicht unerwähnt sollte an dieser Stelle und zu dieser Jahreszeit der Bodenfrost
bleiben, der zu Beginn der Mittelfrist nachts im Norden gebietsweise auftreten
kann.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger