DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-03-2022 17:01
SXEU31 DWAV 171800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 17.03.2022 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Von schwachen Störungen abgesehen Hochdruck "open end". Von Südwesten allerdings
zunehmend windig, in Hochlagen stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... und auch in den kommenden Tagen dominiert ruhiges Hochdruckwetter,
das allenfalls vorübergehend von schwachen Störungen unterbrochen wird. Eine
solche Störung hat heute in Form einer Tiefdruckrinne nebst eingelagerter,
teil-okkludierte Kaltfront von Nordwesten auf Deutschland übergegriffen, die
sich nun über die Mitte in den Süden und Osten verlagert. Sie wird anfangs noch
gestützt von einem flachen, über den Norden ostwärts schwenkenden Kurzwellentrog
und schwacher PVA, diese dynamische Unterstützung geht nach Süden zu aber immer
mehr verloren. Die Wetteraktivität an ihr sollte demnach tendenziell auf dem
absteigenden Ast sein. Dennoch bleibt ein Streifen von Baden-Württemberg über
Franken bis nach Sachsen und Südbrandenburg übrig, wo es über die Nacht hinweg
stark bewölkt bleibt und gebietsweise noch etwas regnet - das allerdings bei
durchweg positiven Temperaturen, sodass sich daraus keine Warnrelevanz ableiten
lässt. Der äußerste Südosten wird von den frontalen Geschehnissen wohl nicht
mehr erfasst. Dort hält sich noch das Wolken-Saharastaub-Gemisch (oberhalb etwa
700 hPa), das die Ausstrahlung ebenfalls etwas mindert, sodass allenfalls
Bodenfrost zu erwarten ist.

Anders sieht hinter Kaltfront über der Nordwesthälfte aus. Zum einen fließt eine
frische, staubfreie Meeresluft ein, zum anderen setzt sich Absinken durch. Denn
über dem Nordatlantik wölbt sich ein neuer Rücken auf, der bis zum Morgen zu den
Britischen Inseln schwenkt. Dadurch kann sich das vorgelagerte Hoch PETER rasch
auf über 1040 hPa verstärken und zieht zur südlichen Nordsee. Von ihm ausgehend
stößt ein Hochkeil nach Norddeutschland vor. Die Wolken reißen somit auf und es
geht zunächst klar in die Nacht hinein. In der recht feuchten Grundschicht
können sich bei windschwachen Verhältnissen unter dem Keil aber zügig Nebel und
Hochnebel ausbreiten. Dennoch sollte sich verbreitet leichter, in Bodennähe
mäßiger Frost einstellen. Reifglätte dürfte bei der fortgeschrittenen Jahreszeit
nur örtlich auftreten, Warnungen vor Glätte durch gefrierendes Nebelnässen
können in situ herausgegeben werden.

Ausgangs der Nacht streift ein nach Skandinavien schwenkender Kurzwellentrog den
Norden und Nordwesten. Damit in Verbindung steht ein weiteres Frontensystem, das
von der Nordsee übergreift. Die Baroklinität und PVA-bedingte Hebung sind aber
schwach ausgeprägt, sodass sich die Front nur durch Wolkenfelder bemerkbar
macht.

An der Südflanke des Keils verschärft sich der Gradient über der Südhälfte,
sodass der ageostrophische Nordostwind auffrischen kann. Das ist in der Nacht
natürlich vornehmlich im Bergland der Fall. In Kammlagen Südwestdeutschlands
können erste steife bis stürmische Böen auftreten.


Freitag ... bildet sich in dem Keil über den Britischen Inseln eine eigeständige
Höhenhochparzelle aus, die in der Folge die Funktion eines steuernden,
respektive blockierenden Hochs übernimmt. Das vorgelagerte Bodenhoch PETER über
der südlichen Nordsee profitiert davon und verstärkt sich auf über 1045 hPa.
Sowohl in der Höhe als auch am Boden dominiert der antizyklonale Einfluss und
somit Absinken.

Dennoch herrscht nicht überall eitel Sonnenschein. Zum einen wäre da der über
Skandinavien ostwärts schwenkende Trog, der sich aufgrund der blockierenden
Wirkung eines Rückens über Osteuropa in die Länge zieht und über Westpolen
abtropft. Er streift den Norden und Nordosten Deutschlands und schiebt die
okkludierte Front, die aber weiterhin nur als Wolkenband in Erscheinung tritt,
vor sich her.

Zum anderen wären da die Nebel- und Hochnebelfelder vor allem über Teilen der
Norddeutschen Tiefebene zu nennen, die sich teilweise nur zögerlich auflösen.

Und zu guter Letzt liegt im Süden und Südosten noch die Restfeuchte der
dahinscheidenden Kaltfront vom Vortag. Anfangs können dort aus starker Bewölkung
sogar noch ein paar Tropfen Regen fallen.

Im Großen und Ganzen nehmen die Sonnenanteile aber im Tagesverlauf immer mehr
zu. Am sonnigsten wird es in einem Streifen von Rheinland-Pfalz und dem
Niederrhein über Hessen bis zum Harz.

Mit nördlicher bis nordöstlicher Strömung wird vor allem in die Nordosthälfte
kältere Luft advehiert (T850 -1 bis -4 Grad), wohingegen sich nach Südwesten zu
zunächst wenig am Temperaturniveau ändert (T850 0 bis 3 Grad). Somit liegen die
Höchstwerte zwischen 9 Grad auf Rügen und 16 Grad am Rhein.

Während über der Nordhälfte unter dem Keil von Hoch PETER windschwache
Verhältnisse herrschen, bleibt über der Südhälfte ein nennenswerter Gradient
erhalten, vor allem im Südwesten verschärft er sich sogar noch. Dort treten
gebietsweise steife, im Bergland stürmische Böen auf. Im Hochschwarzwald sind
Sturmböen zu erwarten.

In der Nacht zum Samstag zieht PETER nach Dänemark und erreicht fast 1050 hPa.
In der nun deutschlandweit herrschenden Nordostströmung wird das über Westpolen
abgetropfte Höhentief als Kaltlufttropfen südwestwärts nach Deutschland geführt.
Es liegt morgens über dem östlichen Mittelgebirgsraum. Dabei breitet sich
niedertroposphärisch kalte Luft aus und lässt die Temperaturen in 850 hPa bei
uns auf 0 Grad im Südwesten
und -6 Grad im Osten zurückgehen.

Der Kaltlufttropfen generiert Hebung, sodass sich mehrschichtige Bewölkung von
Polen bis in die östliche Mitte ausbreitet, aus der auch leichte Niederschläge
fallen können. Vor allem im Bergland oberhalb 400 bis 600 m ist auch Schnee und
Glätte möglich.

Ansonsten klart es verbreitet auf, die Nebelneigung sollte aufgrund der
lebhafteren Strömung auch im Norden geringer ausfallen als in der Vornacht.
Somit ist zumindest in Bodennähe verbreitet leichter bis mäßiger Frost zu
erwarten.

Im Südwesten ist der Gradient weiter gut aufgestellt, allerdings ziehen sich die
warnwürdigen Böen durch die Abkopplung der Grenzschicht in das Bergland zurück.
Im Bereich der Inversion nimmt der Wind in Hochlagen des Schwarzwaldes aber eher
zu, sodass neben Sturmböen auch schwere Sturmböen möglich sind.



Samstag ... zieht der Kaltlufttropfen über die südliche Mitte in den Südwesten
Deutschlands. Es wird weiterhin etwas Hebung generiert (bei einem "KLT"
klassischerweise durch PVA vorderseitig und WLA rückseitig). Starke Bewölkung
und leichte Niederschläge sind die Folge, insbesondere in einem Streifen von
Sachsen, Thüringen und Franken bis nach Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.
Schnee dürfte nur im höheren Bergland ein Thema sein und selbst dort tut er sich
tagsüber schwer, liegen zu bleiben. Hinter Zugbahn und Wetteraktivität des
Kaltlufttropfens stehen zwar noch einige Fragezeichen, regional dürfte die
MOS-MIX-Prognose der Sonnenausbeute aber wohl deutlich zu optimistisch
ausfallen.

Abseits des Wirkungsbereiches des "KLT" dauert das Absinken im Randbereich des
mit Schwerpunkt von der Nordsee bis zu den Baltischen Staaten reichenden Hochs
PETER aber an, so dass längere Zeit die Sonne scheint. Das ungewöhnlich starke
Hochdruckgebiet überdeckt dabei übrigens große Teile Europas und erreicht in
seinem Zentrum Druckwerte von fast 1050 hPa.

Der Gradient verschärft sich durch den stärkeren Luftdruckfall im Süden
Deutschlands nun zunehmend auch in der Mitte, sodass - mit Ausnahme des Nordens
- verbreitet steife, im Bergland stürmische Böen, auf Gipfeln Sturmböen
auftreten.

Die Temperaturen ändern sich nur wenig, vor allem im Süden und Südwesten gehen
sie leicht zurück, was in Maxima deutschlandweit zwischen 9 und 14 Grad mündet.

In der Nacht zum Sonntag zieht der KLT nach Benelux und Frankreich ab. Er
hinterlässt dichtere Wolken und schwache Niederschläge im Südwesten und Westen,
die aber später abklingen. Sonst ist es meist gering bewölkt oder klar und
niederschlagsfrei, mit leichtem, vereinzelt mäßigem Frost. Glätte ist am ehesten
durch überfrierende Restnässe im Südwesten und Westen möglich.



Sonntag ... verlagert sich das blockierende Höhenhoch nebst dem nun fast
achsensenkrecht darunterliegenden Bodenhoch PETER mit Schwerpunkt etwa nach
Gotland. Die gesamte Hochdruckzone erstreckt sich vom Nordmeer und Skandinavien
bis zum zentralen Mittelmeer und Baltikum. Die Strömung über Deutschland steilt
damit etwas auf Ost bis Südost auf.

Dabei dominiert weiterhin Absinken, sodass einem verbreitet sonnigen Tag wenig
im Wege steht. Unklar ist aber, ob der äußerste Südwesten und Westen noch von
dem nach Großbritannien nordwärts verfrachteten "KLT" beeinflusst wird und ein
etwas wolkigerer Wettercharakter vorherrschen könnte. Niederschläge werden aber
keine mehr simuliert.

Der schärfste Gradient verschiebt sich etwas nordostwärts, sodass insbesondere
in einem Streifen vom Nordwesten über die Mitte bis in den Osten und Südosten im
Tagesverlauf wieder mit steifen Böen zu rechnen ist. Über der freien Nordsee
sowie in den nördlichen und östlichen Mittelgebirgen sind stürmische Böen, in
Kammlagen Sturmböen wahrscheinlich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren weitgehend ähnlich. Erst mit dem Kaltlufttropfen zum
Samstag zeichnen sich hinsichtlich Zugbahn und Wetteraktivität ein paar
Unstimmigkeiten ab, deren Auswirkungen aber überschaubar bleiben dürften.
Warnrelevanz beschränkt sich auf etwaige Glätte durch geringen Schnee oder
Überfrieren.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Adrian Leyser