DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

01-03-2022 08:01
SXEU31 DWAV 010800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 01.03.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von HM zu HFa

Meist keine markanten Wettergefahren. Nur in einigen Alpentälern vereinzelt
strenger Frost.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... Derzeit reicht ein langgestrecker Höhenkeil von Südwesteuropa über
Nordwestdeutschland nach Nordwestrussland, wobei sich dort ein Höhenhoch ablöst.
Hierbei wird die von Polen bis in den Raum Moskau reichende Bodenhochdruckzone
gestützt (´KAI´). An der Nordwestflanke des Höhenkeiles zieht ein Höhentrog
ostwärts, der bis Tagesende zur Biskaya abtropft. Der Resttrog zieht von
Großbritannien zur östlichen Nordsee. Die vorgelagerte schwache Kaltfront des
Tiefs schwenkt langsam zur Deutschen Bucht und zum Ärmelkanal, so dass in
Nordwestdeutschland mit WLA in der Höhe hohe und mittelhohe Wolken aufziehen.
Gegen Abend kommen ganz im Nordwesten auch noch tiefe Wolken dazu und vereinzelt
regnet es etwas. Von Vorpommern und Brandenburg bis zu den Alpen bleibt es
ganztägig sonnig und trocken. Die Höchstwerte liegen meist zwischen 6 Grad im
Vogtland und 10 Grad im Nordwesten. Lokal sind am Niederrhein auch 11 Grad
möglich. Anfangs weht der Südwind an der Nordsee noch frisch, in Böen steif.
Ansonsten weht meist nur schwacher Wind aus Südost, im Süden aus Ost.

In der kommenden Nacht schwenkt der schwache Höhentrog über Norddeutschland
ost-, später südostwärts. Rückseitig schiebt sich ein Höhenkeil zur westlichen
Nordsee. Das zugehörige Hoch LINO wandert nur sehr langsam über die Nordsee
ostwärts und sorgt dafür, dass in Nordwestdeutschland der Wind auf Nord bis
Nordost dreht und postfrontal etwas feuchtere Meeresluft einsickert. Die
Vorderkante der frontalen Bewölkung wird nach GFS bis zum Nordrand der
Mittelgebirge gedrückt, während die deutsche Modellkette den Rand der Bewölkung
weiter nordwestlich simuliert.
Hohe und mittelhohe Wolken erreichen mit der Nordwestströmung die Alpen, anfangs
ist es aber noch klar.

Die im Nordwesten und Westen vorhandene Bewölkung führt dort zu einer
Frostabschwächung, unmittelbar an der See sowie in Teilen von NRW und teils im
Rheintal dürfte es frostfrei bleiben. Ansonsten ist erneut leichter und nur noch
vereinzelt mäßiger Frost zu erwarten. Die Wahrscheinlichkeit von strengem Frost
über schneebedeckten Alpentälern wird zusehends geringer.
Der Wind weht meist schwach, im Süden anfangs noch aus Ost bis Südost.

Mittwoch... übernimmt der nunmehr bis in die Nordsee vordringende und sich bis
nach Ostgrönland ausweitende Höhenkeil die wetterbestimmende Rolle. Das
korrespondierende Bodenhoch LINO verlagert sich von der Nordsee nach Südnorwegen
und reicht mit einer breiten, meridional ausgerichteten Brücke bis ins
Mittelmeer. In deren Bereich dauert bei geringen Luftdruckgegensätzen das
großräumige Absinken an. Dabei wird die Einstrahlung nur durch lockere
mittelhohe und hohe Restwolken der Front gedämpft. Lediglich im Norden gibt es
auch tiefe Wolken, die sich teils bis in den Nachmittag halten. Die Temperaturen
ändern sich nur wenig und lediglich im Nordwesten sind im Rheinland örtlich 12
Grad möglich. Der Wind weht meist nur schwach, im Norden aus Nordost bis Ost, im
Süden meist aus Ost bis Südost.

In der Nacht zum Donnerstag weitet sich der von Lappland nach Süden reichende
Trog südwärts aus, so dass der über Südosteuropa liegende Höhentiefkomplex
einbezogen wird und ein osteuropäischer Langwellentrog zustande kommt. Der
wetterbestimmende Keil wandert nur wenig nach Osten, der nachfolgende Trog rückt
bereits in den nahen Ostatlantik vor, so dass sich eine Verkürzung der
Wellenlänge ergibt. Über Mitteleuropa hält sich nach wie vor eine meridionale
Hochbrücke, die von dem Hoch LINO über Südnorwegen ausgeht und nach Norden bis
nach Ostgrönland reicht. Absinken in deren Bereich lässt die Bewölkung
weitgehend verschwinden. Nur in den Norden wird von Nord- und Ostsee her
Stratus-Bewölkung eingesteuert. Abgesehen von diesen Gebieten ergibt sich somit
wieder eine leichte Frostverschärfung. Frostfrei bleibt es wahrscheinlich nur
unmittelbar an der See sowie in größeren Innenstädten im Westen, vor allem in
NRW.

Donnerstag... weitet sich ein an der Vorderseite des Höhenkeils nach Süden
ablaufender Trog nach Bayern aus. Dieser ist jedoch von Kaltluftadvektion
überlaufen und daher kaum wetterwirksam. Vorderseitig, d.h. über dem Südwesten
und Süden Deutschlands, kommt durch diesen Trog leichter Druckfall in Gang, so
dass der Gradient an der Südflanke des Hochs zunimmt. Damit wird der Nordostwind
stärker und weht teils mäßig, in Böen vereinzelt frisch. Zudem dürfte sich dank
der Nordostwinde die tiefe Bewölkung im Norden auf den gesamten Nordosten und
Teile der Mitte (Thüringer Becken!) ausweiten, bevor Absinken die Wolken
auflockert.
In der Südwesthälfte gibt es aber wieder weitgehend ungehinderte Einstrahlung.
Während es im Osten und Nordosten lokal sogar kälter wird (teils nur 6 Grad, an
der Ostsee sogar nur 5 Grad), ändern sich sonst die Temperaturen kaum. Nur in
den westlichen und südwestlichen Flusstälern wird es lokal milder mit 11 bis 13
Grad.

In der Nacht zum Freitag können weitere tiefe Wolkenfelder von der Ostsee in den
Nordosten driften. Wenn dies der Fall ist, könnte es dort lokal frostfrei sein.
Ansonsten sorgt der klare Himmel erneut für eine frostige Nacht, im Südosten und
in den Mittelgebirgen sogar teils unter -5 Grad. In den Alpentälern nimmt die
Neigung zu Frost um -10 Grad wieder zu. Durch den Nordostwind herrscht
Kaltluftadvektion bei uns, so dass in 850 hPa im Raum Erzgebirge die Temperatur
auf -8 Grad zurückgeht! Dabei kann in den Frühstunden ein leichter Schneeschauer
in Vorpommern nicht ausgeschlossen werden!

Modellvergleich und -einschätzung

Die externen Modelle simulieren die Entwicklung sehr ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden