DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-12-2021 18:01
SXEU31 DWAV 211800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 21.12.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zunächst ruhig bei nachlassendem Hochdruckeinfluss. Ab Donnerstag zunehmende
Glatteisgefahr, Unwetter nicht ausgeschlossen. Im Nordosten Schnee bis in den
markanten Bereich möglich.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland am Rande eines sich abflachenden Höhenrückens über
Westeuropa in einer nordwestlichen Höhenströmung. Damit hält insgesamt der
Zustrom kalter Luftmassen polaren Ursprung noch an. Gleichzeitig macht sich an
der Nordwestflanke des sich abschwächenden Höhenrückens bereits WLA bemerkbar.
Erste tiefe Wolkenfelder sind bereits im nördlichen Schleswig-Holstein
unterwegs. Diese werden sich im Laufe der Nacht noch etwas nach Süden ausdehnen.
Damit verbunden sind auch schwache Niederschläge.
Schaut man sich die Prognosesoundings für die betroffene Region an, so findet
sich die Obergrenze der feuchten Schicht etwa bei -10 Grad. Gleichzeitig ist ein
kleiner Warmluftbuckel im grenzschichtnahen Bereich zu finden. Folglich wird ein
Großteil der ohnehin nur geringen Niederschläge wohl in der flüssigen Phase
fallen ... zumeist in Form von Sprühregen. Bei aktuell positiven Werten von 2 m
bis Belag, ist dies unkritisch. Die Prognosen von Metro deuten darauf hin, dass
dies auch den Rest der Nacht so bleiben soll. Insofern dürfte keine größere
Problematik bestehen. Sollten die Niederschläge allerdings etwas weiter südwärts
in die frostigen Gebiete ausgreifen, könnte dies ggf. noch kritisch werden. Da
gilt es ein Auge drauf zu haben.

Ansonsten gibt es in den Nachstunden verbreitet Frost (ausgenommen die
Küstenanrainer und das nördliche Schleswig-Holstein). Im Norden ist es häufig
der leichte Frost, in der Mitte und im Süden ist mit mäßigen, in anfälligen
Lagen von Alpen und Bayerischen Wald teils auch strengen Nachtfrösten zu
rechnen.

Dazu bildet sich wieder gebietsweise Reifglätte, wie Metro ziemlich großflächig
für den Süden und Westen des Landes simuliert. Im Osten dominieren teils noch
dichtere Wolkenfelder, sodass dort die Reifgefahr gering ist.

Und dann gibt es noch die Nebelgebiete, wo selbst am Tage die Sichten teils
unter der kritischen 150 m Marke lagen und die Maxima vereinzelt nicht über -4
Grad angestiegen sind. Es ist zu erwarten, dass sich dies Nebelfelder im Laufe
der Nacht weiter ausdehnen und die Brücke hin zum zweiten Nebelgebiet im
Nordosten geschlagen wird. Entsprechend ist dann der gesamte Norden (südlich des
oben angesprochenen tiefen Wolkenbandes betroffen. Ebenfalls Nebel mit
Sichtweitenbehinderungen ist im Süden um und südlich der Donau zu erwarten.

Die Beläge sind schon vielfach in den negativen Bereich gerutscht. Entsprechend
ist dann in den Gebieten mit dichtem Nebel auch mit Nebelnässe zu rechnen, die
an den Böden gefrieren kann.

Mittwoch ... flacht der westeuropäische Höhenrücken weiter ab. Folglich kann die
WLA an seiner Nordwestflanke über Deutschland weit nach Süden ausgreifen. In der
Folge machen sich auch über der Mitte und später dem Süden hohe und mittelhohe
Wolkenfelder bemerkbar. Diese sind aber nicht sehr dicht und lassen auch
weiterhin die Sonne durchblicken. Anders sind zumindest die hohen
MOS-Sonnenanteile nicht zu interpretieren.

Dicht bleiben die Wolken über dem Norden, wo zum Teil auch tiefere Wolkenfelder
unterwegs sind. An der Grenze zu Dänemark und an der vorpommerschen Ostseeküste
fällt auch etwas nicht nennenswerter Niederschlag, teils als Regen oder Schnee.
Angesichts der Tageganges und den betroffenen Regionen ist dies aber so oder so
nicht mit Glätte verbunden.

Die Nebelfelder im Nordwesten und Norden des Landes werden sich zum Teil wieder
den ganzen Tag dableiben, zumal die WLA die Deckelung eher noch verstärkt und
die betroffenen Regionen weiter nur schwachgradientig sind. Auch im Süden kann
sich der Nebel zum Teil sehr zäh halten und geht später teils in Hochnebel über.


In diesen Regionen verläuft der Tag dauerfrostig, der Persistenz folgend liegen
die Maxima vereinzelt gar nur bei -4 Grad. Aber auch sonst steigen die
Höchstwerte allenfalls in den Sonnengebieten mal kurzzeitig in den leicht
positiven Bereich.

In der Nacht auf Donnerstag setzt sich der Prozess der fortschreitenden
Zyklonalisierung weiter fort. Der westeuropäische Rücken ist zwar weiterhin da,
schwächt sich aber immer mehr ab. Auch das Zentrum des Bodenhochs zieht sich
weiter nach Südosteuropa zurück.

Gleichzeitig hält die WLA an und verstärkt sich zum Teil noch. Die daraus
folgenden Aufgleitprozesse führen zu einer weiteren Verdichtung der hohen und
mittelhohen Wolkenfelder. Niederschlag lässt sich aber kaum in den
Prognosefeldern finden.

Die Grenzschicht bleibt aufgrund fehlender Austauschprozesse weitgehend von den
beschriebenen Entwicklungen entkoppelt. Über dem Norden und der Mitte liegen die
Minima dank der Wolken zumindest etwas höher als in der Vornacht. Im Süden, wo
die Wolkendecke noch dünn ist und es noch aufgelockerte Bereiche gibt werden
aber wieder ähnlich Werte erwartet. So kann es in einigen anfälligen Regionen im
Bayerischen Wald und Alpen wieder strengen Frost geben.

Durch die dichteren Wolken ist davon auszugehen, dass sich die Nebelfelder im
norddeutschen Bereich nicht weiter ausdehnen. Damit sind warnwürdige Nebelfelder
am ehesten noch in den Flussniederungen in Süddeutschland anzutreffen.

Mit Glätte ist am ehesten in Verbindung mit gefrierender Nebelnässe zu rechnen.
Reifglätte sollte hingegen kein Thema mehr sein, einfach aufgrund der
vorhandenen Wolkendecke.

Donnerstag ... ändert sich an der allgemeinen Zirkulation nur wenig. Der flache
Höhenrücken befindet sich mit seiner Achse über Frankreich. Allerdings kann sich
auf der Vorderseite des steuernden Tiefs über dem Atlantik ein Randtief bilden,
dessen Zentrum sich dann über der nördlichen Nordsee befindet. Damit soll sich
die WLA in Verbindung mit einer Warmfrontwelle vor allem über der Nordhälfte
nochmal verstärken.

Die Folge sind Wolkenfelder, die sich weiter verdichten, sodass es für die Sonne
immer schwieriger wird, sich zu zeigen. Am größten sind die Chancen auf etwas
Sonnenlicht noch im Süden und Osten des Landes.

Über der Nordhälfte greifen im Tagesverlauf von Westen her Niederschläge
ostwärts aus. Die Intensität der Niederschläge wird von den verschiedenen
Modellen noch etwas unterschiedlich prognostiziert. Das gilt auch bezüglich der
Frage, wie weit südwärts leichte Niederschläge ausgreifen können.
Das ICON simuliert Niederschläge nur über der Nordhälfte, während die Europäer
geringe Niederschläge auch bis nach Südostbayern ausgreifen lassen. Diese Frage
ist insofern kritisch, dass vielerorts die Böden gefroren sind. Während man
davon ausgehen kann, dass die Situation im Nordwesten auch aufgrund des
Tagesganges eher unkritisch ausfällt, muss mit jedem Kilometer weiter nach Osten
und mit jeder Stunde später zunehmend mit der Gefahr von gefrierenden Regen
gerechnet werden.
Nur ganz im Nordosten (östliches Schleswig-Holstein und MeckPomm, bis zur
Uckermark) sind die Chancen gut, dass die Niederschlagsphase Schnee ist, da dort
die T850 ha Werte im negative Bereich liegen. Gerad im Übergangsbereich
erscheint aber zumindest eine markante Glatteislage wahrscheinlich. Unwetter
sollte man abhängig von Intensität und konkreter Temperaturverteilung aber nicht
ausschließen.
Wenn der Niederschlag den Südosten Deutschlands erreicht dürfte Glatteis
ziemlich sicher sein (warme Nase in 850 hPa und sehr kalte
Grundschicht/Dauerfrost). Derzeit sieht es nur noch geringen Mengen aus sodass
man dort möglicherweise auch mit einer markanten Warnung auskäme.

Darüber hinaus ist noch der Wind zu erwähnen, der an der Nordseeküste im
Tagesverlauf stark böig auffrischt und auch im Bergland muss mit Windböen,
exponiert auch Sturmböen aus Südwest gerechnet werden.

In der Nacht auf Freitag setzt sich die Entwicklung vom Tage fort, wobei sich
die Niederschläge zumeist auf den Osten und Nordosten konzentrieren. Die
Intensität der Niederschläge wird noch recht unterschiedlich berechnet und auch
die genaue Lage der Übergangsphase von Regen über gefrierenden Regen in Schnee
wird noch nicht konsistent vorhergesagt. Am ehesten ist Schnee in Vorpommern
ausgreifend bis zur Uckermark ein Thema, wo gut und gerne auch einmal 5 cm und
mehr fallen können (abhängig von der Intensität). Es gibt durchaus Modellösungen
die bis Freitagmittag mengen klar im markanten Bereich von 10 bis 15 cm in 12
bis 18 h sehen.
Im Übergangsbereich besteht weiterhin Glatteisgefahr (Unwetter nicht
ausgeschlossen).
Selbiges gilt für den Südosten Deutschland. ICON deutet eine Intensivierung der
Niederschläge an, was dann auch dort die Unwettergefahr deutlich erhöht.

Weiter in Richtung Westen und Südwesten lassen die Niederschläge nach und die
Temperaturen bewegen sich im positiven Bereich. Entsprechend besteht dort keine
Glättegefahr. Anders schaut es im höheren Bergland aus, wo Überfrieren durchaus
eine Rolle spielen könnte.

Der Wind gewinnt an Bedeutung und weht vor allem über der Nordhälfte zeitweise
stark böig. Auf den Bergen und an der Nordseeküste muss mit stürmischen Böen und
Sturmböen gerechnet werden.

Freitag ... verstärkt sich der Tiefdruckeinfluss. Den Norden überquert die
Kaltfront, die sich dann als Luftmassengrenze zonal über die nördliche Mitte
legt. Die 0 Grad Isotherme befindet sich über der Mitte Deutschlands. Die genaue
Lage der Luftmassengrenze ist noch etwas unsicher und wird von EZ beispielsweise
etwas weiter nördlich gesehen. Damit ist auch die genaue Lage der
Niederschlagsfelder noch nicht sicher.

Ein Niederschlagsfeld wird über dem Süden gesehen, wobei die Glatteisgefahr auch
im Südosten rasch abnimmt. Ein zweiter Niederschlagstreifen betrifft den Bereich
der Luftmassengrenze (irgendwo) über der nördlichen Mitte. Dort fällt zumeist
Regen, auf der kalten Seite macht aber insbesondere ICON im Nordosten
Deutschlands auch Schnee (siehe auch Beschreibung Nacht). In der zweiten
Tageshälfte lassen die Intensitäten nach. Eine genauere Prognose ist derzeit
noch nicht möglich.

In jedem Fall ist der Wind vor allem in der ersten Tageshälfte noch lebhaft und
vor allem im Nordosten und Osten stark böig unterwegs. Vereinzelt kann es
stürmische Böen geben. Auf den Bergen bleibt es bei stürmische Böen, exponiert
in den östlichen Mittelgebirgen bis hin zu schweren Sturmböen aus westlichen
Richtungen. Im der zweiten Tageshälfte lässt der Wind dann deutlich nach.

In der Nacht prognostizieren die Modelle im äußersten Nordosten über Schnee bis
nahe -10 Grad durch ein Aufklaren des Himmels. Die Luftmassengrenze mit
Niederschlägen erstreckt sich dann von den Niederlanden über Niedersachsen bis
ins südliche Brandenburg. Schnee gibt es auf der kalten Seite. Die
Unsicherheiten nehmen im Vergleich zum Tage aber nochmal deutlich zu.


Modellvergleich und -einschätzung
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Bis zum Donnerstag ist die Entwicklung recht klar. Im Laufe des Donnerstages
nehmen die Unsicherheiten aber schon zu und verstärken sich im weiteren Verlauf
bis zum Freitag noch. Die daraus folgenden Konsequenzen wurden im Text benannt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer