DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-11-2021 08:30
SXEU31 DWAV 240800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 24.11.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL HB Übergang zu TrM

Anfangs noch ruhiges Hochdruckwetter. Ab Donnerstag zunehmend Tiefdruckeinfluss.
An den Küsten und im höheren Bergland vor allem am Freitag stürmische Böen.
Zudem im Bergland zunehmend winterlich, in tiefen Lagen nasskalt.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... ist zunächst noch Hochdruckeinfluss wirksam. In der Höhe zeigt sich
weiterhin ein, wenn auch nur noch schwacher Rücken, dessen Drehzentrum über dem
Süden Deutschlands zu finden ist. Auch am Boden findet sich dieser
Hochdruckeinfluss in Form einer Hochdruckbrücke wieder. Die ausgehend von dem
kräftigen atlantischen Hoch über Deutschland bis zum Schwarzen Meer reicht. Die
Luftdruckgegensätze sind dabei sehr gering, es lässt sich kaum eine Isobare über
dem Vorhersagegebiet finden.

In dieser schwachgradientigen und austauscharmen Großwetterlage dominieren
entsprechend Grenzschichtprozesse. In großen Teilen des Landes haben sich
Hochnebelfelder breitgemacht, aus der in der Nordhälfte auch zweitweise
Sprühregen fällt. Die Absinkinversion unter der die feuchte Luft eingesperrt
ist, liegt zwischen 850 und 900 hPa.

Schaut man weiter nach Süden, so erkennt man ein Absinken der Inversion in das
bodennahe Niveau. Dementsprechend gibt es nach Süden auch gebietsweise größere
Auflockerungen und Sprühregen fällt nicht. In dem wolkenfreien Streifen rund um
die Donau wurden in der vergangenen Nacht zum Teil sogar mäßige Fröste gemessen.
Dieser schmale Streifen wird heute auch die Region mit der meisten Sonne
markieren. Auch die höheren Lagen der Mittelgebirge schauen im Tagesverlauf
zunehmend aus dem Dauergrau heraus. Dies liegt vornehmlich an einem Absinken der
Inversion, wie sich in den Prognosesoundings verfolgen lässt.

Ganz im Süden, in Richtung Alpen halten sich ganztags Nebel und Hochnebel. Dort
bleibt es zum Teil auch dauerfrostig. Sonst werden meist 4 bis 9 Grad erreicht,
mit den höchsten Werten im Norden. Im Küstenumfeld lebt der Wind im Tagesverlauf
etwas auf, Windböen sind aber allenfalls auf der See zu erwarten, sodass der Tag
nach Ende der nächtlichen Warnungen weitgehend warnfrei verläuft.

In der Nacht auf Donnerstag lässt der Hochdruckeinfluss weiter nach. Der Rücken
zieht sich nach Südosteuropa zurück und auch am Boden fällt der Luftdruck.
Deutschland gelangt damit zunehmend auf die Vorderseite des Höhentroges über
Westeuropa. Dieser beginnt im Laufe der Nacht nach Süden abzutropfen und
Verbindung mit dem Höhentief über dem westlichen Mittelmeer aufzunehmen.
Gleichzeitig nähert sich eine Kaltfront dem Nordwesten an. Insgesamt kommt also
etwas Schwung in die.
Von Süden arbeiten sich mit einer südlichen Bodenströmung zunehmend größere
Auflockerungen in die mittleren Landesteile vor. Schaut man sich die
Prognosesoundings an, so ist die Hauptursache aber noch nicht in der
Trogannäherung zu sehen, sondern vielmehr im weitern Absinken der Inversion.
In der Konsequenz weiten sich die Gebiete mit Frostgefahr wieder weiter nach
Norden aus. Nur der Norden selbst bleibt wohl noch frostfrei, während von der
Mitte bis in den Süden leichter, im Südosten teils auch mäßiger Nachtfrost zu
erwarten ist.

In der zunächst noch schwachgradientigen Strömung bildet sich in den Gebieten
mit Aufklaren verbreitet Nebel, wobei die Sichten zum Teil auch in den
Warnbereich absinken. Neben dem Nebel spielt auch Glätte wieder einer Rolle. Bei
verbreitet deutlich negativen Belagstemperaturen kann zum einen Reif bilden, zum
anderen ist mit der Nebelverdichtung im weiteren Verlauf zunehmend mit Gefrieren
von Nebelnässe zu rechnen. Gerade nach Osten spielt auch noch der Sprühregen vom
Tag eine Rolle, der teils nasse Straßen hinterlässt. Auch dort kann es dann
überfrierende Nässe geben.

In Nordseenähe setzen ausgangs der Nacht die ersten Niederschläge der
übergreifenden Kaltfront ein und an exponierten Küstenabschnitten kann es
einzelne Windböen geben.

Donnerstag... verstärkt sich im Tagesverlauf der Trogeinfluss von Nordwesten
her. Die Trogachse selbst erreicht am Abend den Nordwesten. Ihr vorgelagert ist
die Kaltfront, die im Laufe des Tages bis zur Mitte vorankommt. Ihre
Wetterwirksamkeit ist allerdings stark eingeschränkt, was vor allem auch daran
liegt, dass sie gerade in untern Luftschichten recht antizyklonal geprägt und
zudem zum Teil von KLA überlaufen ist. Neben einem Wolkenband gibt es auch etwas
Niederschlag. Dies ist vor allem noch im Nordwesten der Fall. Wenn die Front
aber bis zum Abend die Mitte erreicht, fällt kaum noch Regen.

Die Kaltfront nimmt im Tageverlauf auf ihrem Weg nach Süden immer mehr den
Charakter einer maskierten Kaltfront an. Vorderseitig hält sich noch
grenzschichtnahe Kaltluft, während rückseitig die zunehmende Durchmischung und
einem Aufleben des westlichen Windes tatsächlich einen Temperaturanstieg
bewirkt.

Postfrontal gibt es im Nordwesten und Norden zum Nachmittag zunehmend
Auflockerungen. Daneben muss aber durch die Höhenkaltluft noch mit schwachen
Schauern gerechnet werden, vornehmlich in Nordseenähe und an der Ostsee. An den
Küsten lebt zu dem der Wind stark böig auf, exponiert kann es auch stürmische
Böen geben. An der Nordsee dreht der Wind mit Passage des Troges zunehmend auf
Nordwest.

Im Süden und Südosten merkt man noch nicht viel von der bevorstehenden
Wetterumstellung. Dort bleibt es bei windschwachen Bedingungen häufig neblig
trüb oder hochnebelartig bedeckt. In dem Dauergrau wird in einigen Regionen
sogar ein Eistag erwartet, während im Nordwesten bis 8 Grad, direkt an der See
auch 10 Grad vorhergesagt sind.

In der Nacht auf Freitag erreicht den Südosten die sich weiter abschwächende
(Höhen)kaltfront. Rückseitig erreicht ein Schwall Höhenkaltluft auch den Süden
Deutschlands, wobei die 850 hPa Temperatur auf -5 Grad zurückgeht. Gleichzeitig
setzt durch den Trogvorstoß ins westliche Mittelmeer Zyklogenese über dem Golf
von Genua ein. Die rumgeholten Feuchtefelder auf seiner Nordseite drücken damit
in der zweiten Nachthälfte in den äußersten Süden von Deutschland.

Vor Übergreifen der Kaltfront ist es in der Südhälfte abermals frostig (war ja
auch tagsüber teils ein Eistag). Zudem gibt es Nebel- und Hochnebelfelder.
Entsprechend kann es wieder zu Glätte durch überfrierende Nebelnässe kommen.
Außerdem beginnt es in Alpennähe ausgangs der Nacht etwas zu schneien. Die
Mengen bleiben aber zunächst unergiebig.

Im Rest des Landes ist es häufig stärker, nach Norden auch mal aufgelockert
bewölkt. In Küstennähe gibt es Schauer, auch in den Mittelgebirgen können hier
und da ein paar Flocken fallen.

Der Wind bleibt direkt an der See lebhaft mit Windböen, exponiert auch
stürmischen Böen.

Freitag... verbleibt Deutschland weiter unter Trogeinfluss, wobei es einen neuen
Trogvorstoß über der westlichen Nordsee gibt. Damit gelangt der Vorhersageraum
wieder zunehmend auf die Vorderseite in eine westliche bis südwestliche
Höhenströmung.

In dieser Konstellation gibt es zwar viele dichte Wolken, aber zunächst nur
wenig Niederschlag. In den Leegebieten von Thüringer Wald und Erzgebirge kann es
im Verlauf des Tages auch sonnige Auflockerungen geben.

Mit dem Trogvorstoß kommt auch das zugehörige Bodentief südwärts voran. Damit
nimmt der Gradient im Westen und Nordwesten Deutschlands deutlich zu und der Süd
bis Südwestwind lebt deutlich auf. Abgesehen von vereinzelten Windböen in
Leegebieten sind diese aber noch nicht warnwürdig. Anders an der Nordsee wo
verstärkte Windböen, auf vorgelagerten Inseln auch stürmische Böen erwartet
werden.

In tiefen Lagen noch meist windschwach bleibt es hingegen im Osten und vor allem
in den südlichen Landesteilen. Vornehmlich im Südosten sind weiterhin die
Feuchtefelder des von Genua mittlerweile nach Norditalien gezogene Bodentiefs
aktiv. Dort fällt zeitweise leichter Niederschlag, der in den tiefsten Lagen zum
Teil in Regen übergeht. Im Bergland fällt hingegen Schnee und in höheren Lagen
der Ostalpen und des Bayerischen Waldes können auch ein paar wenige Zentimeter
zusammenkommen.

Im Südosten bleibt es mit 0 bis 2 Grad auch am kältesten, während sonst 3 bis 7
Grad erwartet werden.

In der Nacht auf Samstag tropft das Höhentief weiter nach Süden ab und findet
sich dann im Küstenbereich von Frankreich, Belgien und Holland. Seine
Feuchtefelder schieben sich in den Westen und Nordwesten Deutschlands.
Entsprechend fällt zeitweise Niederschlag in Form von Regen, im Bergland ab etwa
300 m auch Schnee.

Während es in tiefen Lagen also weitgehend warnfrei bleibt, muss im Bergland mit
der Ausbildung einer dünnen Schneedecke gerechnet werden. Oft werden 1 bis 3 cm
erwartet, in höheren Lagen sind durchaus auch mal um 5 cm möglich.

Auch im äußersten Südosten halten die leichten Niederschläge noch an, der
Neuschneezuwachs fällt aber nur gering aus.

Nach Osten bleibt es trocken zum Teil kann die Wolkendecke auch mal stärker
auflockern. Dann gibt es wie auch im Südosten und allgemein im Bergland leichten
Frost.

Zu erwähnen ist noch der Wind. Dieser bleibt im Westen weiter böig aus südlichen
Richtungen. Entsprechend muss in den Leelagen der westlichen und teils auch
zentralen Mittelgebirge mit einzelnen Windböen gerechnet werden. Im Bergland
gibt es in höheren Lagen auch stürmische Böen, auf dem Brocken schwere
Sturmböen. An der Nordsee gibt es ebenfalls Windböen und stürmische Böen bei
ablandigem Wind. Auf vorgelagerten Inseln sind auch einzelne Sturmböen möglich.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die verschiedenen Modelle zeigen bis zum Ende der Kurzfrist eine recht gute
Übereinstimmung.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer