Thema des Tages

20-10-2021 09:20

IGNATZ und HENDRIK schwingen den Kochlöffel

Während Hoch PHILINE in den vergangenen Tagen mancherorts eine zähe
Nebelsuppe servierte, tischt uns ein Tiefdruckkomplex um IGNATZ und
HENDRIK am Donnerstag einen handfesten Sturm auf. Der Nebel
verschwindet somit erst einmal von der Menükarte.

Die ruhigen Tage sind vorbei "und das ist auch gut so!", mag man sich
vielleicht mancherorts im Süden und Südwesten unseres Landes denken.
Dort hatte man es in den vergangenen Tagen nämlich immer wieder mit
zum Teil zähem Nebel und Hochnebel zu tun - ein für viele wohl eher
negativ behafteter Effekt einer herbstlichen Hochdrucklage. Denn
während das Barometer eisern behauptet, draußen sei es "schön",
steckt man nahezu den ganzen Tag über in tristem Grau.

Warum das so ist? Nun, durch die im Herbst immer "länger" werdenden
Nächte bzw. genauer gesagt, durch die immer länger fehlende
Sonneneinstrahlung, hat der Boden auch immer mehr Zeit, Wärme
abzustrahlen und folglich abzukühlen. Die darüber befindliche Luft
kühlt dagegen deutlich langsamer ab, was bedeutet, dass die
Temperatur in den untersten Troposphärenschichten mit der Höhe
zunimmt. Man spricht von einer sogenannten bodennahen Inversion,
wobei mit "bodennah" wenige hundert bis rund 2000 m über Grund
gemeint sind. Die Luftschichten innerhalb der Inversion sind von den
darüber liegenden entkoppelt, d.h. zwischen Ihnen kommt es zu keinem
Luftaustausch mehr.

Im Sommer löst sich eine nächtlich ausgebildete Inversion meist schon
in den Vormittagsstunden wieder auf, da die recht steil einfallende
Sonnenstrahlung den Boden rasch erwärmt. Im Winterhalbjahr kann sie
sich dagegen aufgrund der langen Nächte und der nur flachen
Einstrahlung vor allem bei ruhigen, also windschwachen Hochdrucklagen
- wie wir sie die letzten Tage hatten - schon mal über mehrere Tage
halten.

In den Niederungen ist eine Inversion dann eben auch häufig mit zum
Teil zähem Nebel oder Hochnebel verbunden, sofern die
Entstehungsbedingungen dafür erfüllt sind (weitere Infos dazu gibt's
im Thema des Tages vom 17.10.2021, unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/10/17.html).
Währenddessen scheint auf den Bergen, oberhalb der Inversion, die
wärmende Sonne. In der Meteorologie spricht man in diesem
Zusammenhang auch von einer schlechten Durchmischung der
Luftschichten. Bildlich gesprochen fehlt bei einer solchen Wetterlage
der Löffel, der diese "Suppe" mal so richtig umrührt.

Und hier kommt jetzt der Tiefdruckkomplex um IGNATZ und HENDRIK ins
Spiel! Das dazugehörige Sturmfeld greift in der kommenden Nacht zum
Donnerstag von Westen auf Deutschland über. Was es mit dem Sturm im
Detail auf sich hat, wurde bereits im gestrigen Thema des Tages
beschrieben (siehe
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/10/19.html). Er
sorgt auf jeden Fall für eine gute Durchmischung der Luftschichten,
was uns am Donnerstag noch einmal verbreitet milde 13 bis 18 Grad
bringt und uns zudem Nebel und Hochnebel vom Hals hält. Letztere
werden sich wohl erst wieder in den Nächten am kommenden Wochenende
im Süden und Südwesten hier und da zeigen. Denn da sorgt Hoch
QUEDLINBURGIA wieder für eine Wetterberuhigung.


Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.10.2021

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