DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-10-2021 07:30
SXEU31 DWAV 040800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 04.10.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr W

Im Westen und Nordwesten zeitweise windig. In den Nächten gebietsweise Nebel,
aber keine markanten Entwicklungen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegen wir vorderseitig eines Höhentroges über Westeuropa in einer
südwestlichen Höhenströmung. Der Trog wird dort durch kurzwellige Anteile
regeneriert und in seiner Ostverlagerung durch einen Höhenrücken, der sich vom
Mittelmeer über Osteuropa nach Norden aufwölbt, blockiert. dem ganzen haftet
also etwas Stationäres an, was sich auch an der Kaltfront eines Nordmeertiefs
ablesen lässt. Diese hat den Osten und Südosten Deutschlands erreicht, liegt
strömungsparallel unter der Höhenströmung und macht somit kaum weiter Boden nach
Osten gut.
Dabei gelangt erwärmte Meeresluft mit ca. 4°C in 850 hPa nach Deutschland,
präfrontal im Südosten wird warme Luft mit mehr als 10°C in 850 hPa advehiert.

Der frontale Regen fällt im Wesentlichen auf der kalten Seite von
Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz bis Vorpommern und intensiviert sich
aktuell durch einen kurzwelligen Troganteil von Südwesten her wieder, ohne das
Warnschwellen in Gefahr geraten. Am Nachmittag lässt der Regen wieder nach.
Präfrontal zeigen sich in Südostbayern noch größere Auflockerungen; hier wird es
mit örtlich knapp über 20°C auch am wärmsten, aber auch abseits des Regens im
Westen und Nordwesten setzt sich wenigstens zeitweise die Sonne durch, die 20°C
werden hier nicht mehr erreicht. Für Schauer oder Gewitter ist die Labilität
wohl erst abseits Deutschlands über Nordsee hinreichend.

Im Dauerregen im Südwesten ist das Ende der Fahnenstange schon bei 13/14°C in
Sicht.

Der Wind frischt an einem Bodentrog über dem Nordwesten vorübergehend etwas aus
mit steifen, exponiert stürmischen Böen an und über der Nordsee. Auch auf
einigen Alpengipfeln sind stürmische Böen, eventuell auch Sturmböen nicht
ausgeschlossen, sonst spielt der Wind keine große Rolle.

In der kommenden Nacht verlagert sich ein Troganteil über Frankreich zum
Alpenraum, der Haupttrog wird über GB regeneriert. Die Strömung dreht in der
Höhe weiter nach Süd und ein Tief südlich der Alpen, das tagsüber in der
Südschweiz und Norditalien schon 50 bis 100 mm Regen gebracht haben dürfte,
kräftigt sich noch etwas und verlagert sich über das Ligurische Meer und
Norditalien nach Osten. Südlich des Alpenhauptkamms regnet es stark weiter, der
Schwerpunkt verschiebt sich aber nach Osten, Richtung Österreich. Erneut können
dort punktuell mehr als 100 mm Rege fallen.
Auch die Regenfälle bei uns legen dadurch (getriggert auch durch eine
Leetiefentwicklung über SE Bayern und aukommender Warmluftadvektion) wieder
etwas an Intensität zu, allerdings auf ganz anderem Level. In einem Streifen von
Baden-Württemberg zur Ostsee regnet es weiter, wobei sich ein Maximum vom
Südwesten in die östliche Mitte und später in den Nordosten verlagern kann. Die
Details werden freilich unsicher, wenn auch sich warnrelevante Mengen über
Deutschland nicht abzeichnen. Gebietsweise sind 10 bis 15 mm in 12 Stunden
möglich.
Mit Abzug des Leetiefs nach Böhmen frischt der Wind im SE vorübergehend auf,
wahrscheinlich aber ohne Warnrelevanz und vorüberseitig eines sich der Nordsee
nähernden Bodentiefs fächert der Gradient auch ganz im Nordwesten auf und der
nachlassende Wind dreht über der Nordsee auf Südost zurück.
Die Minima liegen zwischen 12°C im Osten und 5°C im westlichen Bergland, falls
es nach Südwesten hin auflockert kann sich gebietsweise dichter Nebel bilden.

Dienstag... kommt der Trog insgesamt nach Osten voran, das zugehörige Bodentief
zieht in die Nordsee und entwickelt sich kaum noch, da es nahezu senkrecht unter
dem Höhentrog zu liegen kommt. Die zugehörigen, an ein okkludierendes
Frontensystem gebundenen und teils schauerartigen Regenfälle breiten sich über
Westdeutschland aus, wobei auch der südliche Wind auffrischt mit steifen Böen im
Westen und Südwesten sowie aus Südost über der Nordsee.

Das ehemalige Leetief nimmt die schleifende Kaltfront in sich auf und verlagert
sich zur westlichen Ostsee. Rückseitig stößt die Kaltfront beschleunigt nach
Osten vor. Die kräftigste Hebung durch WLA und Gegenstrom im Bereich des Tiefs
löst über dem Osten und Nordosten zunächst ebenso kräftige Regenfälle aus, die
im Tagesverlauf nach Norden abziehen dürften. Die Mengen gelangen zwar
stellenweise in die Nähe der Warnschwellen in Bezug auf 6-stündigen Starkregen
oder 12-stündigen Dauerregen, sollten aber weitgehend verfehlt werden, sodass
sich Warnungen eher nicht abzeichnen.

Am ehesten zeigen sich Auflockerungen oder kurze Aufheiterungen, bevor der Regen
ankommt, über dem Westen, während es über der Osthälfte häufig trüb bleibt bei
Temperaturen teilweise unter 15°C. Nur ganz im Osten, über der Lausitz sind im
Warmsektor des Tiefs vielleicht mittags um 20°C möglich.

In der Nacht zum Mittwoch erreicht der Trog Westdeutschland, das Bodentief die
Deutsche Bucht. Dabei kommt die teilokkludierte Kaltfront rasch über Deutschland
nach Osten voran, schwächt sich aber ab und löst nach Osten hin nur wenig Regen
aus. Mit Annäherung des Troges labilisiert die Schichtung und später sind im
Nordwesten und Westen Schauer, vereinzelt auch Gewitter möglich. Der Wind
frischt vor allem im Bergland über der Mitte und nach Südwesten hin kräftiger
auf mit teilweise stürmischen Böen oder Sturmböen in Gipfellagen. Ansonsten
bleibt es wohl bei Windböen im Westen und über der Nordsee aus meist südlichen
bis südwestlichen Richtungen. Durch eine erneute Tiefentwicklung südlich der
Alpen dauern die Regenfälle am Alpenrand und im Südosten länger an, warnrelevant
werden auch dieser eher nicht.

Mittwoch... kommt der Höhentrog über dem Vorhersagegebiet kaum nach Osten voran,
da er durch den Höhenrücken über Osteuropa blockiert wird. Gleichzeitig stößt
von Westen her ein breit angelegter Höhenrücken, der sich durch kräftige WLA
vorderseitig des Ex-Hurrikans "SAM" aufwölbt, zu den Britischen Inseln vor. Der
dazwischen eingeklemmte Trog tropft nach Mittelitalien ab, der Resttrog
verbleibt über Norddeutschland. Das mit dem Trog korrespondierende Bodentief
zieht bis zum Abend zur Wesermündung und füllt sich weiter auf. Da sich der nach
Süddeutschland gerichtete Hochkeil verstärkt und sich über Frankreich ein
Bodenhoch etabliert, bleibt an dessen Südflanke über dem Westen/Nordwesten und
später auch über der Mitte Deutschlands ein gut ausgeprägter Druckgradient
bestehen. Dort nimmt der Wind durch den Tagesgang zu und es gibt steife, im
Bergland stürmische Böen.
Mit dem Tief weiten sich schauerartige Regenfälle vom Nordwesten des Landes bis
in die mittleren Landesteile aus, ob die nur mäßig vorhandene Labilität auch mal
für ein kurzes Gewitter reicht, ist fraglich.

Im Südosten klingen die Niederschläge mit Vordringen des Hochkeils zögernd ab,
im östlichen Alpengebiet könnte es noch bis zum Abend leicht regnen bzw. ab etwa
1500 bis 1700 m schneien. Aber auch oberhalb davon fällt höchstens wenig Schnee.

Im übrigen Land bleibt es weitgehend trocken und vor allem in der Osthälfte
sowie im Südwesten kann sich auch mal länger die Sonne zeigen. Bei nach wie vor
nur 0 bis 4 Grad in 850 hPa macht die Temperatur auch bodennah mit Höchstwerten
zwischen 12 und 17 Grad, in den Alpentälern bei Regen teilweise unter 10 Grad
keine großen Sprünge.

In der Nacht zum Donnerstag stößt der Keil über die Nordsee nach Osten vor, was
zum Aufbau einer zonalen Hochdruckzone von Frankreich bis Osteuropa führt. Der
Trog wird südwärts abgedrängt, während sich das Bodentief über Norddeutschland
auffüllen soll. Entsprechend wird der Gradient wieder aufgeweicht und der Wind
flaut ab.
Da der Trog aber zunächst mit leicht instabiler Schichtung und etwas Hebung
präsent bleibt, kommt es gebietsweise zu Schauern oder schauerartigen
Regenfällen leichter Intensität. Bei längeren Auflockerungen kann sich Nebel
bilden.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren ähnlich mit leicht unterschiedlichen Regenschwerpunkten
und -mengen. Warnrelevantes steht diesbezüglich aber nicht auf der Agenda. Trotz
des wechselhaften Wetters bleibt die Warnlage mit einigen Windwarnungen und
etwas Nebel sehr überschaubar.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner