DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-09-2021 07:30
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 13.09.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
S a Übergang zu SW

Vor allem am Mittwoch teils kräftige Schauer und Gewitter. Lokal Unwetter, aber
keine überregionale Unwetterlage.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... weitet sich ein Höhenrücken vorderseitig eines Langwellentroges vor
dem europäischen Kontinent durch kräftige Warmluftadvektion über Mitteleuropa
nach Norden aus. Die durch den Rücken gestützte Bodenhochdruckzone verläuft mit
der Divergenzachse diagonal über der Mitte Deutschlands, verschiebt sich aber
tendenziell nach Norden. Die Nordwestströmung über dem Norden reißt damit zwar
noch nicht ganz ab, sie wird aber schwächer und die Luft durch das sich
verstärkende Absinken trockener.
Der Nordseestratus bekommt durch ein Einmischen der trockenen Luft von oben
immer mehr Lücken, sodass sich die Sonne im Tagesverlauf vermehrt zeigen kann.
Die Luft erwärmt sich dort auf 19 bis 22°C. In der Mitte und im Süden stellt
sich nach teils zögerlicher Nebelauflösung ein freundlicher und warmer Tag mit
Höchstwerten von 23 bis 27°C ein. Allerdings nicht ganz ungetrübt, denn unter
einer gut ausgeprägten Absinkinversion in rund 750 hPa bildet sich
Quellbewölkung und durch die Warmluftadvektion ziehen dünne Wolken durch. Nach
Süden hin steigt die Inversion an und wird weniger markant. Zusammen mit
feuchter Luft, die immer noch bis ins Alpenvorland zu finden ist, baut sich über
den Alpen und im unmittelbaren Vorland CAPE auf. Im Alpenbereich selbst können
es um 500 J/kg sein.
Dynamische Antriebe sind zwar nicht vorhanden vollkommen, mit Hilfe der
Orografie kann aber die Auslösung vereinzelter Schauer und Gewitter nicht
ausgeschlossen werden. Diese können bei geringer Verlagerung Starkregen um 20
l/m² abladen, auch höhere Werte sind nicht ausgeschlossen.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Rücken nach Osten, die Achse liegt
aber noch über Deutschland. Von Südwesten beginnt der Luftdruck zu fallen und
der meist schwache Wind dreht auf Ost bis Südost. Ganz im Norden kann sich
örtlich Stratus halten oder neubilden, ansonsten klart es häufig auf, bevor sich
wieder Nebelfelder bilden. Etwaige Gewitter in den Alpen klingen ab. Aufgrund
weiterer WLA zieht nach wie vor dünne, hohe oder mittelhohe Bewölkung durch. Die
Luft kühlt meist auf 13 bis 7 Grad ab. An der See bleibt es etwas milder.


Dienstag... kommt der Höhenrücken leicht nach Osten voran und kräftigt sich noch
etwas. Ein Teil des Westeuropatroges in Form eines Höhentiefs über GB kommt nach
Osten voran und erreicht mit einem davon ausgehenden Trog Nordfrankreich. Auf
der Vorderseite der zugehörigen Tiefdruckrinne über Frankreich verstärkt sich
die Zufuhr warmer Luft zu uns noch und in 850 hPa werden über Süddeutschland
mehr als 15°C erreicht. Zunächst hält sich aber noch der Hochdruckeinfluss und
nach Nebelauflösung stellt sich ein freundlicher Tag ein. Im Tagesverlauf wird
die Luft von Südwesten feuchter und instabiler. Die PPW Werte steigen über 30 mm
und es werden 500 bis 1000 J/kg ML Cape aufgebaut, die aber zunächst noch gut
gedeckelt sind. In 600 bis 700 hPa hält sich trotz leichter Hebung eine recht
stabile Schicht, die erst mal überwurden werden muss, bevor sich Gewitter
bilden. Es reicht zum Nachmittag und Abend ganz im Westen und Südwesten zu
einigen Schauern, ob schon Gewitter dabei sind, wird sich zeigen. Die Modelle
simulieren die Ausbreitung der Schauer/Gewitter uneinheitlich. GFS ist sehr
progressiv, die anderen Modelle sind deutlich langsamer.

In großen Landesteilen, Mitte, Norden und Osten bleibt es auf jeden Fall trocken
und nach teils zögernder Nebelauflösung teilweise sonnig. Die Temperatur steigt
häufig auf 25 bis 28°C, im Norden und Nordosten meist auf 21 bis 25°C. Der
östliche Wind lebt etwas auf und dreht im Südwesten und Westen auf Süd bis
Südwest.

In der Nacht zum Mittwoch kommt das Höhentief bis in die südwestliche Nordsee
(Küstenbereich Seegebiet Humber) voran. Das Bodentief zieht zum Ostausgang des
Ärmelkanals und die feuchtwarme Luft breitet sich auf seiner Vorderseite weiter
nach Nordosten aus.
Mit der sich dann weiter verstärkenden Hebung kommen die Schauer und Gewitter
zumindest bis in die Mitte voran. Die Scherung nimmt leicht zu, erreicht aber
weiter keine allzu großen Werte. Vor allem sollte Starkregen mit dabei sein,
vereinzelt unwetterartig. Die Regionen östlich der Elbe und der Südosten Bayerns
bleiben von der Gewitterei wohl noch verschont, obwohl hier aufgrund
modellseitiger Unsicherheiten Fragezeichen bleiben. In der feuchtwarmen
Luftmasse bleibt die Nacht milder als die Vornächte und Nebel ist wahrscheinlich
kein großes Thema mehr.


Mittwoch... erreichen Höhen- und Bodentief das Seegebiet vor der
Niederländischen Küste. Im Zustrom feuchtwarmer und instabiler Luft im
Warmsektor des Tiefs bilden sich im Tagesverlauf recht häufig Schauer und
Gewitter, wobei sich über der Mitte und nach Osten hin an einer Konvergenz ein
Maximum einstellen kann. Ansonsten hält sich die Scherung insgesamt in Grenzen,
auch wenn vor allem im Süden einiges an LLS gerechnet wird und ein gewisser
Organisationsgrad damit nicht von der Hand zu weisen ist. Die PPW Werte steigen
jedenfalls bis nahe 40 mm, was vor allem Starkregen in den Vordergrund rückt,
lokal mit Unwetterpotential. Die Windgeschwindigkeiten in der unteren
Troposphäre bleiben überschaubar und lassen eher maximal stürmische Böen
erwarten. Die Sonnenanteile fallen wesentlich geringer aus als an den Vortagen,
was die Temperaturen etwas ausbremst, meist ist bei 20 bis 25°C Schluss.
Inwieweit die Kaltfront schon auf den Westen übergreift und mit einströmender
kühlerer Meeresluft eine Stabilisierung einleitet, ist noch unsicher. ICON ist
diesbezüglich sehr verhalten, GFS und der 12z Lauf der Europäer simulieren
progressiver.
Der Ostwind frischt auf der Vorderseite des Tiefs an den Küsten etwas kräftiger
auf mit einzelnen 7er Böen exponiert.

In der Nacht zum Donnerstag kommt das Tief langsam nach Osten voran. Die Schauer
und Gewitter (weiter mit Starkregen, vereinzelt auch Unwetter) lassen im
Nordosten und Osten nur langsam nach, während mit der Kaltfront, die den
Nordwesten und Westen überquert, zunächst schauerartige Regenfälle, nach Norden
in Begleitung von Gewittern, durchziehen und sich dahinter die Schichtung
stabilisiert. Darüber hinaus wird die Bildung einer Welle angedeutet, die die
Kaltfront in ihrer Verlagerung bremst und bei stabilerer Schichtung von
Südwesten bis in die Mitte schauerartige Regenfälle auslösen kann. Die schon
zuvor erkennbaren Modellunterschiede sind weiter zu finden.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle weisen für die Abläufe ab der Nacht zum Mittwoch noch einige
Timingunterschiede auf. Ansonsten steht der Ablauf aber. Mangels Dynamik
zeichnet sich keine wirkliche Unwetterlage ab. Nur lokal kann der Starkregen
unwetterartig werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner