Thema des Tages

20-03-2017 14:40

Frühling mal ganz subjektiv betrachtet

Es wird viel über den Frühling erzählt und geschrieben in diesen
Tagen. Kein Wunder, besteht doch gleich mehrfach die Möglichkeit,
dessen Beginn zu ?feiern?. Während der meteorologische
Frühlingsbeginn bereits am 1. März stattfand, gesellt sich nun
vielerorts mit Beginn der Forsythien-Blüte der phänologische
?Erstfrühling? dazu. Mit dem heutigen Montag, um genau zu sein um
11:29 Uhr, startet der Frühling nun auch astronomisch bzw.
kalendarisch durch (wir berichteten gestern an dieser Stelle:
http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/3/19.html).

Doch sind wir doch mal ehrlich, letztendlich verbindet jeder von uns
mit Frühling ein ganz bestimmtes ?Gefühl?, das mitunter ganz
wesentlich in Verbindung mit einer bestimmten Witterung stehen kann.
Wie immer beim Wetter ist dessen Bewertung aber rein subjektiv. So
stellt sich wohl auch jeder etwas anderes unter frühlingshaftem
Wetter vor. Den einen erschleichen ?Frühlingsgefühle? erst bei
?Vollgasfrühlingswetter? mit purem Sonnenschein und Temperaturen
jenseits der 20 Grad, bei dem man nicht nur die Jacke an den Haken
hängt, sondern fast schon an die Freibadsaison denken könnte. Viele
geben sich sicherlich aber auch mit (viel) weniger zufrieden und
tragen damit der Tatsache Rechnung, dass das ?berüchtigte?,
wechselhafte Aprilwetter seit jeher eine prägende Facette des
mitteleuropäischen Frühlingswetters darstellt.

Auch wir (Medien-)Meteorologen müssen zwangsläufig der Frage
nachgehen, ob man die Wetteraussichten nun als ?frühlingshaft?
verkaufen kann oder doch lieber nicht, auch weil man das -
verständlicherweise - von Medienseite verlangt. Dies kann sich
mitunter als recht undankbare Aufgabe herausstellen. Was nicht
verwunderlich ist, denn es existiert z. B. keine gängige, objektive
Definition eines ?Frühlingstages?, also eines Pendants zum Sommertag
mit Temperaturen von mindestens 25 Grad, womit wir wieder knallhart
auf die Ebene der subjektiven Wahrnehmung zurückgeholt werden.

Vollgasfrühlingswetter, Hochglanzfrühlingswetter oder wie auch immer
man das pure, störungsfreie und warme Frühlingswetter bezeichnen
möchte, bleibt in den kommenden Tagen aus ? zumindest in Deutschland.
Es geht bis Ende der Woche wechselhaft weiter, wobei die
Niederschlagsneigung ab Wochenmitte von Norden her abnimmt und sich
die Sonne dann öfter mal zeigen kann. Dabei gehen die Temperaturen
mit Durchzug einer Kaltfront zum Mittwoch allerdings vorübergehend
etwas zurück, nachts droht gebietsweise Boden- und Luftfrost.
Tagsüber bleibt es bei überwiegend zweistelligen Temperaturmaxima
aber verhältnismäßig mild. Das reicht Ihnen nicht? Dann ab ans
Mittelmeer! Vor allem im östlichen Mittelmeerraum läuft der Frühling
zur Höchstform auf. Im Wochenverlauf stellt sich dort sonniges und
mit Temperaturen vielfach zwischen 20 und 25 Grad auch sehr warmes
Wetter ein.

Doch egal, ob Sonne und Wärme oder Regen, Schnee und Frost -
zumindest die Frühlingsgefühle müssen keine Frage des Wetters sein.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.03.2017

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst